Gucci, Glamour Und Champagner
gleich.«
»Vielleicht fangen wir am besten erst mal mit dem Zusammenziehen an, bevor wir uns übers Heiraten unterhalten«, schlug ich vor, und mein Herz pochte dabei so heftig, dass ich meinen Pulsschlag in meinem lädierten Wangenknochen spürte. »Oder über Kinder.«
»Wir können nur hoffen, dass die, wenn wir welche haben, nicht so dumm sind wie ich oder so ungeschickt wie du, oder sie sind gleich von Anfang an verkorkst«, sagte er und beendete das Gespräch mit einem Kuss. Ich zog ihn hoch aufs Bett, ohne meine Lippen von seinen zu lösen, und als ich sein vertrautes Gewicht auf mir spürte und die Wärme seines Körpers, brachte das endlich alle Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen.
Später, als wir in der Dunkelheit zusammengerollt lagen, kam mir eine Idee. »Alex?«, sagte ich und malte entspannt mit meinen Fingern Kreise auf seine Brust.
»Ja?«
»Was hast du gemacht, als du nach London gekommen bist? Ich meine, wie wolltest du mich finden? Du wusstest doch, dass ich kein funktionierendes Telefon hatte.«
»O ja.« Er gähnte, rollte sich auf seine Seite und schlang seine Arme um mich. »Morgen früh müssen wir deine Mama anrufen, und ihr sagen, dass es dir gut geht.«
»Du hast meine Mutter angerufen?« Ich war plötzlich hellwach.
»Morgen früh«, erwiderte Alex und küsste mein Haar. »Jetzt schlaf.«
»Das sagst du so leicht«, flüsterte ich so wütend mir das bei einem Mann möglich war, der vor gerade mal fünfzehn Minuten was richtig Unanständiges mit mir gemacht hatte. »Du hast meine Mutter angerufen – ich fass es nicht.«
»Ich fass es nicht, dass du mich nicht angerufen hast!«, kreischte meine Mutter in vollster Lautstärke durchs Telefon. »Erst sagst du, du kommst nach Hause, dann wieder nicht. Dann rufen seltsame amerikanische Männer an und wollen wissen, wo du bist. Dann rufst du mich an und sagst mir, dass alles gut ist. Nun, nichts ist gut, Angela. Du bewegst jetzt sofort deinen Hintern und kommst nach Hause. Ich war die ganze Nacht wach und krank vor Sorge und hatte keine Ahnung, wie ich Kontakt zu dir aufnehmen sollte. Wir haben dieses Facebook-Ding ausprobiert, aber du hast nicht geantwortet, wir haben Louisa angerufen, wir haben in deiner Wohnung in Amerika angerufen, ich habe sogar diese Jenny angerufen, die mir gesagt hat, ich solle mal »chillen«. Chillen! Jetzt sag mir, Angela Clark, was sollte ich davon halten?«
Ich schloss die Augen und erstellte mir im Geiste eine Liste all der Leute, die ich anrufen und bei denen ich mich entschuldigen musste. »Tut mir leid, Mum«, sagte ich, als sie eine Pause machte. »Der gestrige Tag war verrückt, aber mir geht es gut, und ich fliege heute Nachmittag zurück nach New York. Und ich muss jetzt wirklich auflegen, weil wir zum Flughafen müssen.«
»O nein. Nein, du kommst jetzt sofort hierher, junge Dame. Meine Nerven machen das nicht mehr mit. Erst haust du nach New York ab, dann poussierst du in L. A. herum, als Nächstes bist du in Paris, dann bist du in London. Nein, du kommst jetzt nach Hause.«
»Mum …«
»Nichts da, es hat sich ausgemumt …«
»Willst du mich bitte ausreden lassen?«
»Da gibt es nichts mehr zu sagen! Steig jetzt sofort in den Zug …«
»Wirst du mal für eine Minute den Mund halten, Mum?«
Sie schwieg für genau eine Sekunde.
»Hast du da gerade deiner Mutter, deiner eigenen Mutter, das Wort verboten?«, schnaubte sie. »Also wirklich, ich fass es nicht …«
»Ach, fang nicht wieder an!« Ich erwog wirklich ernsthaft aufzulegen und den Leuten in Zukunft zu sagen, dass ich Waise sei, aber ich wusste ja, dass sie sich nur Sorgen machte. Irgendwo und irgendwie wusste ich das. Und musste mich nur daran erinnern. »Und das waren keine seltsamen Männer, die da angerufen haben, das war Alex, also stell es nicht so hin, als würden ständig irgendwelche Zufallsbekanntschaften bei dir anrufen.«
»Geh weg vom Telefon, geh weg«, quengelte meine Mutter, und ihre Stimme wurde dabei immer leiser.
»Mum?«, fragte ich und achtete nicht auf Alex, der lachend in der Badezimmertür stand. »Mum, bist du noch dran?«
»Hier ist dein Dad, Angela.«
Mir fiel die Kinnlade herunter. Die Stimme meines Dads hatte ich seit Monaten nicht mehr gehört. Glaubte man meiner Mutter, dann hatte »er nie viel zu sagen«, aber ich war eher geneigt zu glauben, dass sie ihn nichts sagen ließ. Und außerdem gefiel es ihr nicht, wenn er ans Telefon ging, weil sie befürchtete, er könnte sich »was einfallen«
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