Gucci, Glamour Und Champagner
supercoolen, superscharfen französischen Modefreak, damit mir meine Unzulänglichkeit nur umso deutlicher bewusst wird. Mary hatte recht, die Mädchen bei Belle waren wirklich nicht glücklich darüber, dass ich ihnen von Bob aufs Auge gedrückt worden war, aber ich war entschlossen, mich zu beweisen. Ich war ein echtes Journalistenmädel mit echtem Talent und hatte diese Chance verdient. Meinte jedenfalls mein Freund.
Und schließlich waren nicht alle bei Spencer Media gegen mich. Da im Zusammenhang mit meinem Auftrag alles auf den letzten Drücker geschehen musste, war Cici großzügigerweise eingesprungen und hatte mir angeboten, bei meiner Reiseplanung zu helfen. Nachdem es ihr nicht gelungen war, mich auf Alex’ Flug zu buchen, versprach sie sogar, einen Freund, der bei meiner Airline arbeitete, um ein Upgrade für mich zu bitten, und sie hatte mir per Kurier ein Paket mit meinem BlackBerry, einer Firmenkreditkarte, einem Stadtplan von Paris und sogar einer DVD von Ein süßer Fratz zukommen lassen. Und als wäre das nicht schon unheimlich genug, hatte sie die Begleitnotiz mit »xoxo Cici« unterschrieben. Entweder hatte sie sich einer kompletten Persönlichkeitstransplantation unterzogen, oder Großpapa Bob hatte wirklich großen Einfluss auf dieses Mädchen.
Allem Anschein nach hatte Großpapa Bob auch auf alles bei Spencer erheblichen Einfluss. Donna Gregory vergewisserte sich E-Mail um E-Mail, welche Fortschritte meine Recherche machte, und erinnerte mich ständig daran, wie sie es nicht haben wollte. Aber sie blieb völlig vage, wie sie sich diese tatsächlich vorstellte. Nicht sehr hilfreich. Ich hatte die ganze Woche mit Recherchen zugebracht, konnte es aber kaum erwarten, endlich nach Paris zu kommen, um mich wirklich in die Arbeit zu stürzen. Irgendwie spürte ich, dass dies mein großer Durchbruch war. Ich meine, ich hatte den Blog bereits für meinen großen Durchbruch gehalten, und das war er vermutlich auch, denn durch ihn war ich an das James-Jacobs-Interview gekommen. Und dann hatte ich geglaubt, das James-Jacobs-Interview wäre ein weiterer großer Durchbruch, aber es sollte sich als traumatisches Fiasko erweisen, das fast mein Leben zerstört hätte. Obwohl es mehr oder weniger zu dem geführt hatte, woran ich jetzt dran war. Einer Arbeit für Belle . Und zu einer neuen Marc-Jacobs-Handtasche, also kann es so schlimm nicht gewesen sein. Aber das hier, das war es. Ich spürte es im Urin. Was immer das auch bedeuten mag. Ein wenig unappetitlich, oder? Hm.
Während ich voller Ungeduld auf den Aufruf zum Einsteigen wartete, blätterte ich die Seiten der neuesten Ausgabe von Icon zum tausendsten Mal durch und wünschte mir, ich hätte meine Paris-Reiseführer und -notizen in mein Handgepäck gesteckt, um im Flugzeug daran zu arbeiten. An Schlaf während des Flugs war ohnehin nicht zu denken, so nervös, wie ich war. Nervös wegen des Artikels, nervös, weil ich kein Französisch konnte, nervös, weil ich allein zum Hotel fahren musste, und aus unerfindlichem Grund auch nervös, weil ich fast eine ganze Woche mit Alex in einem fremden Land verbrachte. Es war eine positive Nervosität, dessen war ich mir ziemlich sicher, aber der Flattermann war dennoch da. Obwohl er bestimmt nicht so heftig war wie bei Alex, der während der vergangenen drei Tage zunehmend ungesprächiger geworden war und eine attraktive blasse, leicht grünliche Färbung angenommen hatte. Mindestens zwanzig Mal erklärte er mir, dass er Fliegen nicht ausstehen könne, und egal wie oft ihm Graham und Craig, der Bassist und der Drummer seiner Band Stills, auf den Rücken klopften und ihm versprachen, ihn volllaufen zu lassen, bevor er an Bord ging, sein Zustand besserte sich dadurch nicht.
Ich suchte den Boden vor dem Gate nach verräterischen Spuren von Kotze ab, die mir gezeigt hätten, dass er hier gewesen war, aber es war alles blitzsauber. Vermutlich kümmerte man sich am JFK Airport um Derartiges sehr schnell. Sauberkeit war den Amerikanern wichtig.
Es war schon putzig. Alex war immer ganz entspannt, selbst wenn ich wegen irgendwas die Wände hochging, und deshalb fand ich seine panische Flugangst dann doch fast beruhigend. Er war also doch ein Mensch. Selbst als ich ihm versicherte, dass »jedes Jahr mehr Menschen bei Flusspferdangriffen als bei Flugzeugabstürzen sterben«, mein Lieblingsargument, das ich immer gern hervorkramte (ohne zu wissen, ob es tatsächlich eine Tatsache war), küsste er nur meinen Scheitel und
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