Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
Vom Netzwerk:
rudimentären Kabel-Grundversorgung des Hauses. Weil ich mir also nicht mein gewohnt banales Fernsehmenü bestehend aus A Wedding Story , eine Doku-Soap über Hochzeitpaare und den schönsten Tag in ihrem Leben, und Real World/Road Rules Challenge, eine Reality-Show, anschauen konnte, habe ich den großen Fehler gemacht, MSNBC einzuschalten.
    Keine gute Idee.
    Jeder einzelne gezeigte Beitrag hat mir FIESE Albträume bereitet.
    Zunächst haben mich die Berichte von Al Jazeera über Selbstmordattentate und die Gefahr radioaktiver Anschläge zutiefst beunruhigt. Außerdem macht mir die atomare Aufrüstung in Nordkorea Sorgen, Frankreichs Bemühungen, die NATO zu schwächen, und die mögliche Verbindung zwischen Al Qaida und dem Irak. Und zuzusehen, wie der Dow Jones derweil in der rechten unteren Ecke des Bildschirms unaufhaltsam nach unten trudelte, während der Sprecher all diese Meldungen verlas, trug nicht gerade dazu bei, meine flatternden Nerven zu beruhigen.
    Aber auch wenn sämtliche dieser düsteren Visionen, die in diesen Beiträge propagiert wurden, mir den Schlaf rauben, hat mich eine bestimmte Meldung ganz besonders aus der Bahn geworfen, und zwar ein Bericht über College-Studenten und deren zunehmenden Konsum sogenannter Partydrogen wie beispielsweise Ecstasy.
    Während er über Statistiken zum Konsum dieser Drogen sprach, zeigte der MSNBC-Reporter Bilder dessen, was heutzutage als College-Party durchgeht – ein Haufen ungepflegter Mädels und schmuddeliger Jungs, die halb bewusstlos im Zimmer eines Studentenwohnheims rumlungerten, während im Hintergrund irgendeine entsetzliche House-Musik dröhnte. Da sie alle »auf E waren«, betatschten sie sich gegenseitig hemmungslos, angeblich, weil sich haptische Eindrücke unter Einfluss der Droge um ein Vielfaches verstärkten. Außerdem machten sie wild miteinander rum – Jungs mit Mädels, Jungs mit Jungs, Mädels mit Mädels, Jungs mit Wohnheimmöbeln, etc., bis irgendwer dann wieder kreischte: »Wechseln!«
    Entschuldigung, aber DAS ist doch keine College-Party.
    Da meine College-Laufbahn von 1985 bis 1996 140 währte, darf ich mich wohl getrost als Partyexpertin bezeichnen. Während dieser elf Jahre war ich schätzungsweise mindestens ein Mal pro Woche auf einer Party. Wenn man sich das mal ausrechnet, bin ich damit ein richtig alter Hase mit mindestens 572 Partys auf dem Buckel. 141 Man darf mich also wohl mit Fug und Recht als Expertin bezeichnen, und als solche kann ich Ihnen sagen, dass man für eine Party zuallererst eine Reihe ordentlich aufgebretzelter und gestylter Teilnehmer braucht. Auch wenn man nicht die hübscheste Debütantin des ganzen Balls ist, macht man eben das Beste aus dem, was man hat. Die Männer kamen geschniegelt, gebügelt und gegelt, und die Frauen waren aufgerüscht und angemalt. Da war nichts mit Albernheiten wie kahl rasiertem Kopf, wahlloser Gesichtsbehaarung oder schmuddeligem Outfit. Und das Deo haben wir auch nicht vergessen. Nein, eher war der Duft von Polo Sport und Liz Claiborne gelegentlich etwas überwältigend.
    Und zweitens fanden diese Partys nie in irgendeinem WOHN-HEIMZIMMER statt.
    Im Leben nicht.
    Ich meine, wie zum Kuckuck soll man zwanzig Fässer Bier an der Wohnheimaufsicht vorbeischmuggeln? In den Verbindungshäusern gab es ganze Stockwerke bloß zum Partymachen. Und selbst Leute, die irgendwo in einer WG wohnten, rückten im Wohnzimmer die Möbel an die Wand und machten Platz,denn das Geheimnis jeder guten Party ist bekanntermaßen eine bunte Mischung mit viel Gelegenheit, sich zwanglos mit diesem oder jenem zu unterhalten.
    Bei uns gab es damals nur eine einzige Droge, die nannte sich ALKOHOL, und das war auch gut so. Es gab kein Crack oder Smack oder Stank oder war die Kids heutzutage so alles nehmen. 142 Und selbst wenn wir an irgendwelche Drogen gekommen wären, hätte niemand sie genommen, weil wir alle viel zu viel Schiss davor hatten, bei den Pinkeltests durchzufallen und unsere Praxissemester nicht anerkannt zu bekommen.
    Wenn bei unseren Partys rumgemacht wurde, dann hinter verschlossenen Türen. Aber eigentlich haben wir meistens bloß getrunken und gelacht und gelästert und Marlboros geraucht. Im Grund genommen also nicht viel anders als heutzutage bei Betriebsfeiern. Was daher kommt, dass der Zweck von College-Partys darin besteht, die Jugend unseres Landes darauf vorzubereiten, sich nahtlos in die Geschäftswelt einzufügen.
    Also, Kinder, bitte, steht auf, geht duschen, bügelt eure Hosen,

Weitere Kostenlose Bücher