Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
denn, wenn wir beide nächste Woche ein Jobangebot bekämen? Wir könnten noch vor dem Sommer aus Schrott Town raus sein und wieder in einer normalen Gegend wohnen.«
»Amen. Ich hoffe bloß, wir sind hier weg, ehe einer der Mitglieder der Roten Armee auf der Baustelle stirbt.«
Ach ja, die Rote Armee. Nicht die echte, wohlgemerkt. Wir reden hier von der, die nebenan das Haus hochzieht. Eigentlich glaube ich ja, das sind eigentlich Polen, aber Fletch behauptet, er hätte sie Russisch reden hören. Der Einfachheit halber nennen wir sie die Rote Armee, denn sie sind bei uns OFT Gesprächsthema.
Die Rote Armee baut nebenan ein 800 000-Dollar-Haus, was mir nur recht ist. Die Gegend müsste dringend ein bisschen aufgewertet werden, und teure Wohnimmobilien tragen nun mal dazu bei. Aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob wir den Bauprozess überleben werden, ich befürchte nämlich, es könnte ihr erster vergleichbarer Job überhaupt sein.
Ich habe immer schon in aufstrebenden, angesagten Stadtvierteln gewohnt 148 , weshalb ich im Leben bereits so einige Baustellen gesehen habe, aber ein Projekt wie dieses habe ich noch nie erlebt. Zunächst mal trägt da niemand einen Bauhelm – was zu blöd ist, weil sie ANDAUERND Sachen fallen lassen. Ziegelsteine, Balken, Paletten, egal was, alles kommt mit erschreckender Regelmäßigkeit da drüben runter.
Letzte Woche musste ich die Kapuze aufsetzen, als ich den überdachten Durchgang zwischen den beiden Häusern entlang zum Briefkasten gegangen bin. Der Funkenflug von ihren Schweißarbeiten war wie ein Wirbelsturm wild sprühender Blitze. Vor dem Haus angekommen musste ich dann zu allem Überfluss auch noch feststellen, dass UNSER RASEN BRANNTE. Später roch ich dann verbrannte Haare und sah, wie ihr Vorarbeiter schrie und herumsprang und sich den Hinterkopf hielt. Nennen Sie mich ruhig einen Fiesling, aber als ich die kahle Stelle zwischen seinen Haaren entdeckte, musste ich laut lachen.
Außerdem benutzen sie keinen Container, sondern verklappen ihren Bauschutt in den Mülltonnen der Nachbarhäuser rechts und links der Baustelle. Und da ihre eigenen Tonnen nun voll sind, werfen die übrigen Nachbarn ihren Müll einfach auf die Straße, weshalb hier eine Nagetierfiesta tobt.
»Ich glaube, einer von denen hat heute einen Finger verloren«, erzählt Fletch mir. »Fast habe ich ja erwartet, eine Ratte mit dem Ding in der Schnauze wegrennen zu sehen.«
»Geschieht ihnen ganz recht. Ich bin noch immer sauer wegen des Telefons.« Kürzlich war unser Telefon plötzlich tot, zufälligerweise ausgerechnet, nachdem sie den Masten vor dem Haus mit ihrem schweren Baugerät mit der Schaufel vorne dran gerammt hatten. Ich habe den Krach gehört und bin rausgegangen, um den Schaden zu begutachten, und habe Dutzende von losen Kabeln der besagten Masten baumeln sehen. Der einzige Kerl der ganzen Kolonne, der Englisch spricht, behauptete allerdings steif und fest, sie hätten nichts damit zu tun.
Worauf ich, ähm, höflich widersprochen habe.
Sagen wir einfach, als ich schließlich das Amt für Einbürgerung und Einwanderung erwähnte, konnte er sich schlagartig wieder an den Zwischenfall erinnern und kümmerte sich um die Reparatur. Das Gute daran ist, dass ich jetzt weiß, was fette Meckerziege auf Russisch heißt.
Oder womöglich auch Polnisch.
Webeintrag vom 10.03.2003 149
SCHLAGENDE VERBINDUNG
Wussten Sie, dass der Sender Lifetime jetzt auch einen eigenen Filmkanal betreibt? Diese erfreuliche Entdeckung habe ich gemacht, als in unserem neuen Zuhause eine Satellitenschüssel installiert wurde. Eigentlich dachte ich ja immer, Lifetime sei ein Refugium für alte Tori-Spelling-Filme 150 , aber ich hatte ja keine Ahnung, wie viele der wirklich gefragten, angesagten Schauspielerinnen von heute mal ganz klein angefangen haben. Augenblicklich zeigen sie eine Reihe mit dem Titel »Der Weg zum Ruhm« mit hochkarätigen Talenten in mittelmäßigen B-Movies. Das Gwyneth Paltrow/Robert Urich-Epos habe ich zwar leider verpasst, aber Schwarze Messen auf dem Campus mit Hilary Swank habe ich mir angeschaut.
Und ich wurde nicht enttäuscht!
In diesem Film spielt Hilary einen College-Frischling; ein Mädel, das mit seiner streberhaften, nervigen Zimmernachbarin Jenna Von Oy 151 diverse Mutproben überstehen muss, um in eine Studentenverbindung aufgenommen zu werden. Womit das Drama seinen Lauf nimmt und jegliche Gemeinsamkeit mit der Realität ein jähes Ende findet.
Ganz ehrlich?
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