Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Vorstandsprinzessin namens Jennifer. Sie arbeitete für ein wunderbares Unternehmen, das sie vorzüglich behandelte und noch besser bezahlte! Sie war sehr, sehr glücklich.
Ihre Produktpalette entwickelte sich prächtig, weshalb ihr Unternehmen beschloss, einen seiner Konkurrenten aufzukaufen, um die eigene Marktposition noch weiter zu stärken. Prinzessin Jen war etwas beunruhigt, denn sie hatte bei anderen Unternehmen schon so einige Fusionen miterlebt. Also ging sie zu jedem einzelnen ihrer elf Chefs (ja, da lesen Sie ganz richtig) und sagte: »Ich bin ein bisschen beunruhigt. Noch nie habe ich erlebt, dass bei einer Fusion keine Arbeitsplätze vernichtet werden.« Ihre elf sehr netten Chefs versicherten ihr, ihr Job sei bombensicher, weil sie so tolle Arbeit leistete! Hurra!
Zwei Tage später ging sie zur Arbeit, und man drückte ihr einen Pappkarton in die Hand und brachte sie zur Tür. Sie fragte: »Was ist denn passiert? Ihr habt mir doch versprochen, dass alles gut wird. Und dass mein Job sicher ist.« Da waren alle sehr nett und haben sich tausend Mal entschuldigt und gesagt, sie zu entlassen sei eine »betriebsinterne Entscheidung« gewesen. Und eine bessere Erklärung hat man ihr nie gegeben.
Jen war sehr froh, denn alle neuen potentiellen Arbeitgeber gaben sich natürlich mit der Erklärung zufrieden, dass ihre Entlassung eine »betriebsinterne Entscheidung« war. Junge, Junge, haben die das so was von klaglos geschluckt! Klang ja auch überhaupt gar nicht so, als hätte sie vertrauliche Informationen an die Konkurrenz verhökert oder Bürobedarf geklaut! Und diese potentiellen Arbeitgeber glaubten genauso unbesehen, dass jemand, der arbeitet wie ein Tier und sämtliche Zielvorgaben mehr als erfüllt, einfach sang-und klanglos auf die Straße gesetzt wird. Weshalb es ein Kinderspiel für sie war, einen gutbezahlten neuen Job zu finden!
Und jetzt muss sie ihren Cadillac verkaufen, um die Miete für ihre Bruchbude im Ghetto bezahlen zu können.
Und sie ist so was von verdammt verbittert.
Ende.
Ich kann damit leben, dass wir das Auto verkaufen, auch wenn ich von dieser Idee anfangs gar nicht begeistert war, gelinde gesprochen. Als er die Sprache darauf brachte, bin ich Fletch aus Empörung quasi ins Gesicht gesprungen, 155 bis mir aufging, dass wir beide im Moment nur noch einander haben. Wenn wir jetzt anfangen, uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen, dann geht alles vor die Hunde. Außerdem wären ein paar Dollar auf dem Konto gar nicht so schlecht. Wenn Fletch dann endlich wieder lächelt, bin ich sehr dafür. Augenblicklich steht das Auto sowieso nur nutzlos auf der Straße und verliert an Wert, und die Versicherung in dieser zwielichtigen Gegend kostet ein Vermögen. 156
Womit ich dagegen nicht klarkomme, ist diese unselige Geschichte mit Birchton. Gut, wenn die meine Seite nicht witzig fanden, hätte ich wohl auch nicht so gut ins Team gepasst und es wäre kein besonders entspanntes Arbeiten gewesen. Aber das hätte ich eigentlich ganz gerne selbst rausgefunden.
Keine Ahnung, wie sie von meiner Webseite erfahren haben. Gut, in letzter Zeit klicken sich immer mehr Leute rein, aber sie ist eigentlich vollkommen anonym. Selbst die Domain ist unter Fletchs Namen registriert, man kann sie also gar nicht zu mir zurückverfolgen. Ich habe versucht, Courtney anzurufen und sie zu fragen, ob sie weiß, was da passiert ist, da Birchton ja nach wie vor zu ihren Kunden gehört und sie ständig in Kontakt mit den Leuten steht, doch bisher hat sie noch nicht zurückgerufen. Genauso wenig wie Brett, wie mir jetzt gerade auffällt. Eigentlich hasse ich es, Leute bei der Arbeit zu nerven, allerdings treibt mich diese Geschichte noch in den Wahnsinn, also rufe ich sie jetzt einfach an.
Schnell tippe ich Courtneys Durchwahl ein. »Guten Tag, danke, dass Sie bei Corp. Com. anrufen«, meldet sich eine männliche Stimme.
»Mo? Bist du das?« Klingt ganz wie mein alter Freund Maurice, der als Assistent der Geschäftsleitung bei Corp. Com. arbeitet.
»Ja, bin ich. Darf ich fragen, mit wem ich spreche?«
»Mo, du Riesenrindvieh, hier ist Jen!«
»Jen, Mädel! Du fehlst mir! Ohne dich ist es hier total öde. Wann treffen wir uns mal wieder auf einen Daiquiri?«
»Lass uns noch ein bisschen warten, bis es wieder wärmer wird. Vielleicht in zwei, drei Wochen?«
»Ich nehme dich beim Wort.«
»Tu das. Ist ja eine halbe Ewigkeit her.« Gerade will ich mich schon nach dem neuesten Klatsch und Tratsch
Weitere Kostenlose Bücher