Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
unnötige emotionale und finanzielle Last aufzubürden. Und so muss ich auch keinen albernen Junggesellinnenabschied mitmachen. Lieber ein paar Geschenke weniger, als mit einer Klopapierkrone auf dem Kopf herumzulaufen.
Ich muss gestehen, dass ich bei den Vorbereitungen ein bisschen geschummelt habe. Mir war klar, dass ich während der Planungsphase nicht die erforderlichen zwei bis drei Stunden täglich würde aufbringen können, damit Maisy und Loki ausreichend ausgelastet, beschäftigt und glücklich sind, also habe ich sie von acht Uhr morgens bis nachmittags um fünf zur Hundetagesstätte gebracht. Auch wenn wir uns das kaum leisten können, es war jeden Dollar wert, so viel ungestörte Arbeitszeit zur Verfügung zu haben. Darüber hinaus spielen sie in der HuTa so ausgiebig mit den anderen Hunden, dass sie immer ganz vergnügt und müde nach Hause kommen. Und wie jeder weiß, ist ein müder Hund ein Hund, der nicht den Schrank durchwühlt, die geliebten Chanel-Slingback-Pumps findet und BEIDE MIT STUMPF UND STIEL AUFFRISST. 85 Inzwischen gehen sie nur noch zwei bis drei Mal die Woche in die HuTa, weil die Planung größtenteils abgeschlossen ist.
Nun bleibt mir nur noch, ein Kleid auszusuchen, und mal ehrlich, so gerne, wie ich einkaufen gehen, kann das doch wohl so schwer nicht sein, oder?
Hasse blöde Brautkleider.
Hasse blöde Brautmodeläden.
Hasse blöde Brautmodenverkäuferinnen.
Hasse blöde Brautmodenladenbesitzer.
Hasse blöde Brautzeitschriften wie Modern Bride, Bride’s Magazine und Chicago Bride .
Hasse blöde kleine Verkäuferinnen bei Escada, Saks und Neiman, die meine Taille beäugt, abfällig mit der Zunge geschnalzt und dann abgewunken haben: »Nein, tut uns leid, nichts über Größe 42. Aber viel Glück bei der Suche.«
Hasse mich blödes dickes Weib, das nicht in schicke Designerkleider passt.
Hasse blöde Hochzeiten.
Offensichtlich zahlt es sich aus, mitten in Bloomingdale’s einen Nervenzusammenbruch zu bekommen.
Während meine Lieblingsverkäuferin ein Glas Wasser für mich holte, kramte eine ausnehmend elegant gekleidete, etwas füllige Society-Dame in ihrer Handtasche herum, bis sie eine Visitenkarte von Dress Doctor fand. Jetzt lasse ich mir mein Hochzeitskleid also von einer Schneiderin maßanfertigen, und diese ganzen ma-gersüchtigen Flittchen auf der Michigan Avenue und der Oak Street, die mir das Gefühl gegeben haben, ich sei das Michelin-Männchen höchstpersönlich, können mir mal den dicksten Teil meines Hinterns küssen.
Heute Nachmittag habe ich den ersten Termin bei Soheila von Dress Doctor. Ihre Assistentin öffnet mir die Tür und führt mich in den Verkaufsraum. Der Laden gleicht mehr einem Büro; drinnen ist es ruhig, intim und aufgeräumt. Während ich warte, nehme ich die aufwendigen Näharbeiten an einem der ausgestellten Kleider unter die Lupe und stelle fest, dass alles makellos gefertigt ist.
Soheila kommt durch eine rückwärtige Tür in den Verkaufsraum und begrüßt mich herzlich. Wie es scheint, bin ich in guten Händen. Ich zeige ihr die Bilder der Kleider, die mir gefallen, und wir besprechen, worauf es mir besonders ankommt. Trägerlose Kleider streichen wir gleich von der Liste, denn da sich in letzter Zeit noch etwas mehr Fett an meinen ohnehin schon breiten Schulter gesammelt hat, würde ich darin eher aussehen wie ein Footballspieler und weniger wie eine Märchenprinzessin. 86 Klassische Schnitte finde ich am schönsten, und alles mit Rüschen und Strass ist mir ein Gräuel. Außerdem sind meine Knöchel erstaunlich wohlgeformt, weshalb ich die gerne zeigen würde, vor allem, weil ich vorhabe, wirklich umwerfende Schuhe zu tragen.
Beim Blättern in ihren Musterbüchern stellt Soheila mir eine ganze Reihe von »Mögen Sie lieber dies oder das«-Fragen, was mich ein bisschen an den Besuch beim Augenarzt erinnert. Aber innerhalb weniger Minuten zeigt sie mir ein Kleid in einer älteren Ausgabe der Vogue, das einfach alles vereint, was mir gefällt. Es ist retro und glamourös, ohne durch übermäßigen Spitzenbesatz oder Stickereien schwer zu wirken. Seine Vollkommenheit liegt in seiner Schlichtheit. Bewundernd streift mein Blick über das wunderhübsche Kleid mit A-Linien-Schnitt, etwa wadenlang, mit kurzer Tüll-Tournüre und weit ausgeschnittenem gerafftem Kragen, und ich verliebe mich auf der Stelle.
»Das ist es, Soheila«, sage ich und tippe auf die Seite.
»Ja. Sind Sie sich ganz sicher? Ich habe noch viele Bücher, die
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