Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
seien zu unprofessionell.«
Also, das ist ja wohl echt die Höhe. »Julie, wissen Sie, warum ich bei Midwest IR weggegangen bin? Nicht bloß, weil ich ein besseres Angebot bekommen habe. Bei einer Vorstandssitzung hat Ben mal einen Becher Kaffee nach mir geworfen und mich angeschrien: ›Wenn du mir nicht die verdammten Antworten geben kannst, die ich hören will, dann lüg mich an, verdammt noch mal!‹ Aber weil ich auf keinen Fall zulassen wollte, das dieser alte Wichser mich heulen sieht, habe ich zu ihm gesagt: ›Kommen Sie, Sir, Sie sind der Präsident dieser Firma – reißen Sie sich zusammen. ‹ Dabei hätte ich ihm meinen Kaffee ins Gesicht schmeißen sollen. Aber nein, ich bin nach Hause gegangen, habe mich umgezogen und angefangen, Bewerbungen zu verschicken.«
»Das Gerücht habe ich auch schon gehört.« Bens unprofessionelles Verhalten ist legendär. »Ich schwöre Ihnen, ich hatte keine Ahnung, dass Sie das waren. Muss ja ganz schön rau zugehen da draußen, wenn Sie trotzdem willens wären, wieder zurückzukommen.«
»Sie haben ja keine Ahnung.«
»Himmel, es tut mir so leid. Alles Gute, und sollten Sie eine Empfehlung brauchen, rufen Sie mich an.«
Noch ehe ich den Hörer aufgelegt habe, steht Fletch schon neben mir. »Doch nicht?«
»Was sollen wir denn jetzt machen? Eben war ich noch himmelhochjauchzend, weil ich dachte, ich habe den Job in der Tasche. Und jetzt habe ich eine Heidenangst, da keiner in diesem Haushalt mehr ein Einkommen hat. Wie sollen wir denn jetzt die Miete bezahlen? Und was machen wir mit den Rechnungen? Wie soll ich mir je wieder die Haare colorieren lassen?« Aufgewühlt laufe ich auf und ab und wringe verzweifelt die Hände.
»Weißt du, was wir jetzt machen sollten?«, fragt Fletch.
»Beten? Weinen? Wieder nach Indiana ziehen, damit ich in Hardee’s Burgerladen arbeiten kann, wie mein Bruder auf seine bekannt hilfsbereite Art bereits vorgeschlagen hat?«
»Nein. Wir gehen ins Four Seasons.«
»Bist du des Wahnsinns fette Beute ?«
»Ich würde vorschlagen, wir feiern das Ende der Dot-ComÄra und gehen mit Pauken und Trompeten unter. Die Tage sind vorbei, in denen wir es uns leisten konnten, da an der Bar rumzusitzen, warum also feiern wir das nicht mit ein paar Fünfzehn-Dollar-Martinis?«
»Du bist wahnsinnig.«
Kurze Stille.
»Ich bin in zehn Minuten fertig.«
Four Seasons isss herrrlich Jack Frost Marrrtiniiieee pfefferminzig schokoladig … Hundert Prozent MJAM MJAM! Arrrm, aber glüüüüücklich! Fletschhhhh isss der KLÜGSSSSE SCHÖNSSSSE MANN DER WELT auch mit seim Pfannkuchenhintern. MMM … Pfannkuchen! Kann mir jemannn Pfannkuchen kauffn? Bitteeeeee?
Beschwippi-schwippst. Ganz, ganz wunnnebar beschwippssst. 108
»Jen, es ist doch bloß ein kleiner Gefallen«, sagt Fletch.
»Aber ich mach’s trotzdem nicht«, gebe ich zurück.
»Komm schon, das ist doch wirklich Killefitz. Und du kannst auch mit dem Cadillac fahren.«
»Ich kann mit dem Cadillac fahren, wann ich will.«
»Aber du hast nie einen Grund dazu.«
»Na und? Dann kutschiere ich eben die Hunde zum Park.«
»Als du das das letzte Mal gemacht hast, hat es eine Woche gedauert, bis wir den ganzen Matsch von den Sitzen gekratzt hatten. Gib es zu. Es gibt keinen guten Grund, Carol nicht zu helfen.«
»Dann tu du es doch.«
»Erstens hat sie mich nicht darum gebeten, und zweitens habe ich an dem Nachmittag ein Vorstellungsgespräch. Und drittens ist sie die einzige Nicht-Verwandte, die es länger als ein Jahrzehnt mit dir ausgehalten hat.«
Himmel, ich hasse es, wenn er Recht hat.
Vor ein paar Tagen hat Carol mir eine Mail geschickt und mich um einen Gefallen gebeten. Ihre Familie aus Indianapolis kommt an diesem Wochenende zu Besuch. Carol und ihre kleinen Kinder sind bei Freunden, und ihr Mann Pete läuft beim Chicago Marathon mit. Da sie keine Zeit haben, selbst hinzugehen, hat Carol mich gefragt, ob ich vielleicht zum Messezentrum fahren und Petes offizielles Laufset abholen könnte. Da bei mir gerade ÜBERHAUPT NICHTS ansteht, gibt es eigentlich keinen erfindlichen Grund, meiner ältesten Freundin diesen kleinen Gefallen auszuschlagen – außer dass ich keine Lust habe, denn wie Fletch immer behauptet, kann ich manchmal ein klein wenig stur und ein winziges bisschen egoistisch sein. 109
»Jen, überleg doch mal. Wie oft bittet Carol dich, etwas für sie zu tun?«
»So gut wie nie«, muss ich zugeben.
»Und wie oft hat Carol schon für dich in den sauren Apfel
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