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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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dass er da ganz auf meiner Seite ist. »… und dir damit das Kreuz zusammenzimmern, das du dir so redlich verdient hast.«

    An: [email protected]
Von: Ein Aussie-Fan
Datum: 15. Juli 2003
Betreff: Kannst Du mir helfen?
     
    Liebe Jen,
    ich arbeite in einem Baubüro - wie man sich denken kann, eine echte Männerdomäne. Ich bin eine zwanzig Jahre alte Blondine, umgeben von zumeist über fünfunddreißigjährigen Bauarbeitern, Baggerfahrern und Leuten aus dem mittleren
Management, die sich für unheimlich witzig halten. Jeden Tag muss ich mir grottenschlechte Witze mit ellenlangem Bart und zweideutige Bemerkungen anhören, die sich so oft wiederholen, dass ich meistens schon vorher weiß, was jetzt wieder kommt. Oft bekomme ich tagtäglich dieselben »geistreichen« Kommentare von denselben Leuten zu hören.
    Was sollte ich Deiner Meinung nach am besten dagegen tun? Normalerweise lächele ich bloß höflich und wechsele das Thema in der Hoffnung, dass der Betreffende den Wink mit dem Zaunpfahl versteht und endlich zur Sache kommt, aber wie es aussieht, sind meine subtilen Hinweise viel zu dezent für diese Barbaren. Hast Du einen guten Rat für mich?
    Fragt eine ratlose Australierin

    An: Ein Aussie-Fan
Von: [email protected]
Datum: 22. Juli 2003
Betreff: RE: Kannst Du mir helfen?
     
    Liebe ratlose Australierin,
    entschuldige bitte, dass meine Antwort so lange auf sich warten ließ, aber ich musste vorher erst eine Expertin zu dem Thema befragen. Leider und obwohl ich mich selbst eigentlich für ziemlich hübsch halte (meine Mutter ist da ganz meiner Meinung), bin ich nie Zielscheibe unerwünschter männlicher Aufmerksamkeit gewesen. Um dieses Dilemma zu lösen, musste ich darum meine Freundin um Rat fragen, die liebreizende Melissa.
    Wobei ich natürlich mit Melissa befreundet bin, weil sie genauso gemein ist wie ich. Dieses Wochenende hat sie mich auf ein paar Drinks zu sich eingeladen, und nachdem wir ausführlich darüber diskutiert haben, welche unserer ehemaligen
Kollegen wir am liebsten eins mit einer bleigestopften Socke überbraten würden, kamen wir auch auf Dein Problem zu sprechen. Sie hatte einen ganz einfachen Rat. Beleidige sie, sobald sie anfangen, Dir auf den Geist zu gehen. Um hässliche Konfrontationen zu vermeiden, ist es dabei allerdings äußerst wichtig, dass die Beleidigungen subtil und unterschwellig sind und erst dann ihren Stachel ausfahren, wenn Dein Opfer sich schon wieder umgedreht hat und geht. Deine Beleidigung solltest Du mit einem strahlenden Lächeln aussprechen, damit Dein Gegenüber sich nie so gaaaanz sicher sein kann, ob Du es ernst meinst oder nicht. Zum Beispiel könntest Du zu dem Kerl, der sich für so unglaublich witzig hält - nennen wir ihn der Einfachheit halber Steve - sagen: »Herrje, Steve, kennst du auch irgendwelche komischen Witze? Oder war das schon alles, was du draufhast?« An dieser Stelle bitte grinsen, und das war’s auch schon.
    Obwohl ich dringend raten würde, bei der Begrüßung noch ganz freundlich zu bleiben (niemand möchte als die Bürozicke verschrien sein), solltest Du deine kleinen Giftpfeile umgehend verschießen, wenn Du möchtest, dass das Großmaul an Deinem Schreibtisch endlich abzieht. Wenn der Stachel oft genug trifft, wird man Dich in Zukunft höflich grüßen und dann verschwinden, damit Du in Ruhe arbeiten kannst.
    Und darum geht es doch eigentlich, oder?
    Beste Grüße
    Jen

    Juhu! Ich habe einen neuen Aushilfsjob an Land gezogen! Bloß für kurze Zeit, aber das Geld reicht, um die Supermarkteinkäufe für eine ganze Woche zu bezahlen. Die nächsten drei Tage arbeite ich als Rezeptionistin. Sämtliche Angestellte des Unternehmens sind zu einem Betriebsausflug unterwegs, weshalb ich mir schon
vorstelle, im Pyjama durch die verlassenen Korridore zu laufen wie einst Macaulay Culkin.
    Man hat mir gesagt, ich solle mich darauf gefasst machen, mich zu Tode zu langweilen, und mir unbedingt was überlegen, womit ich die Zeit totschlagen kann. Sie haben mir nahegelegt, was zum Lesen mitzubringen, und sagten, ich dürfe ruhig im Internet surfen, solange ich mich von den Pornoseiten fernhalte.
    Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es an meinem Twinset oder den spießigen Slippern lag, dass sie sich genötigt sahen, diese mahnenden Worte auszusprechen.

    Webeintrag vom 22.07.2003
    Jen allein zu Haus
    Sitze hier bei meinem Aushilfsjob und sehe buchstäblich dabei zu, wie die Farbe an den Wänden trocknet. Vorhin ist ein Maler reingekommen und

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