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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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geschäftliche Beziehung hinaus?«
    »Nein.«
    Ich atmete tief ein, bevor ich ihm den nächsten Schlag verpasste. So macht man das. Bevor man zuschlägt, holt man Luft, und man atmet erst wieder aus, wenn die Faust sitzt.
    »Haben Sie und Herr Romanazzi je irgendwelche Reisen miteinander unternommen?«
    Der Schlag traf ihn mitten ins Sonnengeflecht und verschlug ihm den Atem.
    »Reisen?«
    Wenn ein Zeuge eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet, so ist das ein verlässliches Anzeichen dafür, dass er in Schwierigkeiten ist. Er möchte Zeit gewinnen.
    »Reisen.«
    »Ich glaube nicht...«
    »Waren Sie und Herr Romanazzi je zusammen in Bari?«
    »In Bari?«
    Noch eine Gegenfrage, um Zeit zu gewinnen. Was ist, Dreckskerl, ich dachte, du willst mich fertigmachen?
    »Haben Sie und Ihr Mandant Romanazzi je gemeinsam im Hotel Lighthouse übernachtet?«
    »Ich war mehrmals in Bari, nicht nur als Verteidiger des Angeklagten Paolicelli, und ich glaube, ich bin tatsächlich in dem Hotel abgestiegen, das Sie da eben genannt haben. Aber nicht mit Romanazzi.«
    Noch während er sprach, rutschte ihm sein Trenchcoat vom Arm und fiel auf den Boden, so dass er sich bücken und ihn aufheben musste. Dabei fiel mir auf, dass seine Bewegungen einiges von ihrer Geschmeidigkeit eingebüßt hatten.
    »Sie wissen, dass wir leicht überprüfen können, ob Ihr Mandant, Herr Romanazzi, zur selben Zeit wie Sie in dem Hotel abgestiegen ist – dazu brauchen wir nur die Übernachtungslisten einzusehen.«
    »Sie können einsehen, was Sie wollen. Ich habe keine Ahnung, ob Herr Romanazzi zur selben Zeit wie ich in dem Hotel wohnte, aber gemeinsam sind wir dort nicht hingefahren.«
    Das glaubte er ja selbst nicht. Wie ein Boxer, der instinktiv die Arme hochreißt. Obwohl er sich kaum noch decken kann, am ganzen Körper Schläge einsteckt und im Grunde weiß, dass er demnächst auf die Matte geht.
    »Würde es Sie überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass Sie und Herr Romanazzi nicht nur ein Mal, sondern gleich zwei Mal im selben Etablissement, nämlich dem Hotel Lighthouse, genächtigt haben, und zwar zeitgleich?«
    »Herr Vorsitzender«, seine Stimme klang lauter, aber nicht ganz sicher, »ich weiß nicht, wovon der Verteidiger redet. Vor allem aber würde mich interessieren, woher er seine Informationen nimmt, ob er sie sich rechtmäßig beschaffen hat oder...«
    Ich fiel ihm ins Wort.
    »Herr Vorsitzender, ich brauche das Gericht nicht daran zu erinnern, dass man als Verteidiger seine Nachforschungen anstellt. Und dass alles, was damit zusammenhängt, allerdings tatsächlich Berufsgeheimnis ist. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber das Problem ist jetzt wirklich nicht: Wie ist Herr Guerrieri an bestimmte Informationen gekommen? Das Problem ist: Sind diese Informationen wahr oder falsch ?«
    Ich sah Mirenghi abwartend an.
    »Fahren Sie fort, Avvocato Guerrieri.«
    »Danke, Herr Vorsitzender. Ich fasse zusammen: Herr Macrì, Sie bestreiten also, zweimal mit Herrn Romanazzi nach Bari gekommen zu sein und bei dieser Gelegenheit gemeinsam im Hotel Lighthouse übernachtet zu haben...«
    »... ich weiß nicht, ob Romanazzi rein zufällig...«
    »... und Sie wissen nicht, ob Herr Romanazzi die beiden Male, die Sie in Bari waren und im Hotel Lighthouse übernachtet haben, rein zufällig auch dort zu Gast war?«
    So vorgebracht, musste es ihm wohl selbst absurd vorkommen. Jedenfalls sagte er nichts, sondern breitete lediglich die Arme aus.
    »Und Sie bestätigen, nicht zu wissen, dass Herr Romanazzi an Bord derselben Fähre war, auf der sich auch der Angeklagte Paolicelli befand, bevor er festgenommen wurde?«
    »Nein, das ist mir neu.«
    »Demnach wissen Sie auch nicht, dass Romanazzi bei seiner Rückkehr aus Montenegro in Bari übernachtet hat – auch diesmal, wie’s der Zufall will, im Hotel Lighthouse?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Diese Worte ließ ich eine Weile im Raum stehen, so, als überlegte ich mir die nächste Frage. Gut zehn Sekunden lang ließ ich ihn schmoren und auf den nächsten Fausthieb warten. Und diese zehn Sekunden genoss ich ganz allein, denn ich wusste, dass die Partie zu Ende war, alle anderen im Saal wussten es noch nicht.
    Ich mach dich fertig.
    Versuch’s doch.
    Ich fragte mich, ob Natsu im Saal war und alles mitbekommen hatte. Ich erinnerte mich beinahe physisch an ihren Duft, an ihre glatte, feste Haut. Dabei wurde mir fast schwindelig.
    »Danke, Herr Vorsitzender. Ich habe keine weiteren

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