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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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die Ersten, die wir uns schnappen.«
    Wer weiß, warum, aber diesmal wollte es mir partout nicht gelingen, über seine Bemerkung zu lachen. Ich suchte noch nach einer passenden Antwort, als bereits die Glocke ertönte und die Richter erneut eintraten.

43
    D er Richter verlas den Beschluss in einem Ton, der durchblicken ließ, dass sich die Sache seiner Ansicht nach viel zu lange hinzog. Und dass er sich wünschte, auch wir würden das einsehen.
    »Das Gericht nimmt zur Kenntnis, dass sich der Zeuge Macrì auf sein Aussageverweigerungsrecht beruft und erklärt, all jene Fragen nicht beantworten zu wollen, die seine Unterredungen als Verteidiger mit dem Angeklagten Paolicelli betreffen. Des Weiteren nimmt das Gericht die Erklärung des Angeklagten Paolicelli zur Kenntnis sowie die Ausführungen seines derzeitigen Verteidigers Guerrieri, der das Gericht ersucht, den Zeugen Macrì zur Aussage aufzufordern, da sein ehemaliger Mandant Paolicelli ihn von der Schweigepflicht entbunden habe, womit der einzige Grund entfalle, der eine Aussageverweigerung gegebenenfalls rechtfertigen würde. Das Gericht teilt diese Sichtweise nicht und weist darauf hin, dass die Möglichkeit der Aussageverweigerung nicht nur zum Schutz des Mandanten geschaffen wurde, sondern auch zum Schutz des Verteidigers und allgemein darauf abzielt, dem Anwalt die größtmögliche Ruhe und Diskretion bei der Ausübung seiner heiklen Tätigkeit zu garantieren. Die Erklärung des Angeklagten Paolicelli reicht unter den gegebenen Umständen also nicht aus, um dem Zeugen sein Aussageverweigerungsrecht abzusprechen. Aus diesem Grund lehnt das Gericht den Antrag des Verteidigers Guerrieri ab, erklärt, dass der Zeuge Macrì sich bei allen Fragen, die das Verhältnis zu seinem ehemaligen Mandanten Paolicelli betreffen, an das Berufsgeheimnis halten kann, und fordert die Parteien auf fortzufahren.«
    Dann wandte Mirenghi sich mir zu. Ich sah ihn an und beobachtete dabei aus den Augenwinkeln Macrì, dessen Miene jetzt wieder so entspannt war wie zu Beginn. Er schien hochzufrieden und stellte sich wahrscheinlich vor, dass er in ein paar Minuten nach Hause gehen könne.
    »Herr Guerrieri, nehmen Sie den Beschluss des Gerichts zur Kenntnis? Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, ich meine Fragen, die sich nicht auf den Inhalt der Gespräche zwischen dem Zeugen und dem Angeklagten beziehen, würde ich nämlich sagen, wir können...«
    »Ich nehme den Beschluss zur Kenntnis, Herr Vorsitzender. Ein paar Fragen hätte ich allerdings noch – selbstverständlich keine, deren Beantwortung mit dem Berufsgeheimnis des Zeugen unvereinbar wären.«
    Der Richter sah mich an. Sein Geduldsfaden war am Zerreißen, und er tat nichts, um es zu verbergen.
    »Stellen Sie Ihre Fragen, aber seien Sie sich darüber im Klaren, dass ich ab sofort strengstens darauf achten werde, ob sie in unserem Zusammenhang von Bedeutung sind oder nicht.«
    »Danke, Herr Vorsitzender. Herr Macrì, noch ein paar Fragen, wenn Sie so freundlich wären.«
    Ich sah ihn an, bevor ich weitermachte. Sein Gesicht drückte verschiedene Dinge aus. Eins davon war: Guerrieri, du bist ein Loser. Ich habe dir eine Möglichkeit aufgezeigt, wie du dich elegant aus der Affäre ziehen könntest, aber du bist leider ein Hornochse, und deshalb werde ich in ein paar Minuten frisch und fröhlich hier rausspazieren und obendrein mein Geld wieder mitnehmen.
    »Die Ehegattin des Angeklagten, Frau Paolicelli, hat uns berichtet, dass Sie unmittelbar nach Freigabe ihres beschlagnahmten Wagens – ich meine natürlich den Wagen der Paolicellis – das Fahrzeug persönlich in der Großgarage abgeholt hätten, in der es verwahrt wurde. Können Sie uns diesen Umstand bestätigen?«
    »Ja. Frau Paolicelli bat mich um diesen Gefallen, und da sie nun mal alleine war und sich in einer so schwierigen Lage befand...«
    »Frau Paolicelli hat uns das etwas anders dargestellt. Ihrer Aussage zufolge waren Sie es, der ihr anbot, den Wagen abzuholen.«
    »Ich glaube, Frau Paolicelli erinnert sich nicht mehr richtig. Oder aber jemand hat ihr geraten, sich so zu erinnern.«
    Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg, und hatte Mühe, nicht auf die Provokation einzugehen.
    »Gut. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie und Frau Paolicelli unterschiedliche Dinge berichten. Jetzt wollte ich Sie aber fragen, ob Sie einen Herrn namens Luca Romanazzi kennen.«
    Er beherrschte sich, konnte aber nicht verhindern, dass er leicht zusammenzuckte. Auf die Frage

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