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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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ausgedrückt?«
    Anita antwortete nicht gleich. Sie kratzte sich an der Augenbraue, strich sie dann mit dem Mittelfinger glatt und seufzte.
    »Ein wenig Stoff war dort schon im Umlauf.«
    »Was für Stoff?«, fragte ich vorsichtig, immer auf der Hut vor dem Moment, in dem meine Fragen sie zum Verstummen bringen würden statt zum Reden.
    »Ich habe nur ein paar Joints gesehen. Aber ich glaube, dass da noch anderes im Umlauf war.«
    »Kokain?«
    »Sie haben mir versprochen, dass dieses Gespräch vertraulich ist.«
    »Vollkommen vertraulich. Sie können ganz beruhigt sein. Niemand wird je erfahren, was Sie mir erzählt haben.«
    »Ja, Kokain. Und auch Pillen. Aber ich wiederhole, dass ich selbst sie weder gesehen noch angerührt habe.«
    Ich jubelte innerlich einen Moment lang. Als wäre es mein Auftrag gewesen herauszufinden, ob in den Trulli von Dingenskirchen ein paar gelangweilte Jugendliche sich mit verschiedenen psychoaktiven Substanzen die Zeit vertrieben und als ob damit meine Mission erfüllt wäre.
    »Wissen Sie, ob Manuela irgendetwas davon nahm?«
    »Nein, absolut nicht.«
    »Nein, sie nahm nichts, oder nein, Sie wissen es nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben uns erst am Samstagabend kennengelernt, auch wenn wir uns bestimmt schon vorher über den Weg gelaufen waren, entweder an den Stränden von Torre Canne oder in den Trulli oder auch in Bari. Ihr Gesicht war mir nicht neu, aber kennengelernt, unterhalten haben wir uns erst am Samstagabend.«
    »Wie kam es dazu, dass Manuela Sie bat, sie mitzunehmen?«
    »An dem Abend … ich meine, in der Nacht, als die Party vorbei war und die, die nicht dort schliefen, gegangen waren, waren wir noch zu fünft oder sechst auf und unterhielten uns noch ein wenig, ein paar rauchten noch eine. Die letzten Gespräche vor dem Schlafengehen. Es war schon weit nach drei. Irgendwann fragte Manuela, ob jemand am nächsten Nachmittag nach Bari fuhr und sie mitnehmen könnte.«
    »Und es gab niemanden, der nach Bari fuhr?«
    »Nicht unter denen, die noch auf waren. Ich sagte ihr, dass ich am nächsten Nachmittag nach Ostuni fuhr, und bot ihr an, sie zum Bahnhof zu bringen. Von dort konnte sie den Zug nach Bari nehmen.«
    »Und Manuela nahm Ihr Angebot gleich an.«
    »Sie sagte, wenn sie niemanden finden würde, der sie direkt nach Bari mitnehmen konnte, würde sie mit mir kommen.«
    »Und offensichtlich fand sie niemanden?«
    »Wir sahen uns am nächsten Mittag gegen zwölf. Sicherlich gab es Leute, die gegen Abend noch nach Bari zurückfahren wollten. Aber sie wollte schon am Nachmittag dort sein, und deshalb sagte sie, sie würde mit mir nach Ostuni kommen und dort den Zug nehmen.«
    »Sagte sie, dass sie am Nachmittag dort sein musste ? Hatte sie etwas vor, weswegen sie dort noch vor dem Abend sein musste?«
    »Das hat sie mir nicht gesagt.«
    »Aber Sie hatten diesen Eindruck.«
    »Ja, es schien einen besonderen Grund zu geben, weshalb sie noch vor dem Abend zu Hause sein wollte.«
    »Aber sie sagte Ihnen nicht, welcher Grund das war.«
    »Nein. Wir verabredeten uns für vier Uhr, und sie ging weg. Ich weiß nicht, was sie gemacht hat, bis wir uns wiedertrafen.«
    Ich nickte und versuchte, noch andere Fragen zu finden, die ich stellen konnte, bevor wir zur Fahrt von den Trulli nach Ostuni kamen, aber mir fiel nichts ein.
    »Gut. Wollen wir darüber sprechen, was dann am Nachmittag passierte?«
    »Ja, aber auch da gibt es wirklich nicht viel zu sagen. Sie hatte eine Reisetasche dabei und trug Jeans und ein T-Shirt. Wir stiegen ins Auto, wechselten ein paar Worte …«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Generell wenig, denn sie war die meiste Zeit mir ihrem Handy beschäftigt …«
    »Sie sagen ›beschäftigt‹. Hat sie mit jemandem gesprochen, SMS gelesen, was genau hat sie getan?«
    »Ich habe es damals auch den Carabinieri gesagt, ich glaube, sie hat mit niemandem telefoniert. Wahrscheinlich schrieb sie SMS . Irgendwann machte das Telefon ein Geräusch, von dem ich annahm, dass es eine eingehende SMS anzeigte.«
    »Warum dachten Sie, dass es eine SMS anzeigte?«
    »Weil ich den Eindruck hatte, dass es ein einziger Ton war. Ich meine, das Telefon hat nicht geklingelt. Nur ein Signalton, meine ich. Ich glaube, dass es ein ungewöhnlicher Ton war, obwohl ich nicht genau sagen könnte, warum. In meiner Erinnerung war es … irgendwie ausgefallen, würde ich sagen.«
    Ich wollte schon nachhaken, aber dann dachte ich, dass das ein Fehler wäre. Ich hatte Manuelas

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