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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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Womöglich wäre sogar ein Lächeln angebracht. Sicherlich war ihr in der Zwischenzeit klargeworden, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und in diesem Fall, na gut, wäre ich auch bereit, ihr eine weitere Chance einzuräumen.
    Sie sah mich erst ein paar Meter, bevor ich an ihr vorbeiging, grüßte mich beiläufig und wandte sich wieder ihren Freundinnen zu. Nach dieser Begegnung litt ich wieder ein paar Wochen lang. Ich war überzeugt, dass ich nie eine Freundin haben würde und dass mir ewiges Unglück bestimmt war.
    Ich hörte es mehrmals an der Zimmertür klopfen und merkte, dass ich immer noch im Bademantel war.
    »Ja?«
    »Ich bin’s. Bist du so weit?«
    »Nein, entschuldige, ich musste noch ein paar wichtige Anrufe erledigen und war beschäftigt.«
    »Warum machst du nicht auf?«
    »Weil ich noch nicht angezogen bin. Geh schon mal runter, ich bin in fünf Minuten fertig.«
    »Mir macht das nichts aus. Bist du etwa schüchtern?«
    »Du sagst es, ich bin schüchtern. Geh runter, ich komme gleich nach.«
    Als ich den Bademantel aufs Bett warf, glaubte ich zu hören, wie sich Gelächter durch den Flur entfernte.
    Aber das habe ich mir vielleicht nur eingebildet.

29
    N ach fünf Minuten war ich wie versprochen in der Lobby. Caterina telefonierte und legte auf, als ich zu ihr ging.
    »Das war Nicoletta. Sie erwartet uns in ihrer Wohnung. Sie sagt, dass sie sich den Nachmittag für uns freigehalten hat und dass wir kommen können, wann wir wollen.«
    »Sagtest du, dass sie in der Nähe von Ostiense wohnt?«
    »Ja, direkt bei der Pyramide. Wir könnten eine Kleinigkeit essen gehen und dann mit dem Taxi zu ihr fahren, wenn es dir recht ist.«
    »Das ist mir recht.«
    »Das Lokal für das Mittagessen suchst du aus, aber am Abend zeige ich dir ein Lokal, einverstanden?«
    Ich war einverstanden, und so gingen wir in ein Lokal in der Nähe des Obersten Gerichtshofs, das ich kannte. Wir waren uns einig, dass wir uns ein Glas Wein genehmigen konnten, obwohl wir am Nachmittag arbeiten mussten. Dann waren wir uns ebenfalls einig, dass ein Glas Wein schäbig war und dass wir besser eine ganze Flasche nahmen. Wir mussten sie ja nicht austrinken. Das Restaurant war gut besucht, und keiner scherte sich um uns; wir tranken die Flasche aus, und ich begann mich zu entspannen.
    »Manchmal bin ich etwas albern, ich weiß. Ich merke das oft selbst nicht und frage mich dann, ob ich mich nicht vielleicht danebenbenehme.«
    Sie sah mich erwartungsvoll an, und ich hatte das Gefühl, dass auch diese harmlose Beichte zu einer Verführungsstrategie gehörte, die sie perfekt beherrschte.
    Als ich ihre Frage nicht beantwortete, dachte sie, sie müsse die Art der Provokation ändern. Sie fuhr mit dem Finger über meine Hand, die auf dem Tisch lag. Es wäre nicht korrekt, zu sagen, dass mich das vollkommen kaltließ.
    »Aber es ist auch deine Schuld.«
    Ich biss an.
    »Warum denn meine Schuld?«
    »Alle Männer wollen mit mir ins Bett gehen, nur du scheinst vollkommen uninteressiert. Und das ärgert mich.«
    »Ich bin froh, dass du das ansprichst, so kann ich es dir wenigstens erklären«, sagte ich mit lächerlichem Ernst.
    »Gut, erklär es mir«, sagte sie mit einem Lächeln und streichelte weiter meinen Handrücken, den ich ihr nicht entziehen konnte oder wollte.
    »Du bist zwar ein wunderschönes Mädchen, aber aus verschiedenen Gründen kann ich nicht einmal in Erwägung ziehen, mit dir … wie soll ich sagen …«
    »Nimm einfach die Worte, die dir in den Sinn kommen.«
    »Ich meine, ich kann nicht einmal in Erwägung ziehen, dir den Hof zu machen, und schon gar nicht, dass zwischen uns etwas vorfallen könnte.«
    In Erwägung ziehen, dass zwischen uns etwas vorfallen könnte?
    Guerrieri, was redest du da für einen Blödsinn? Willst du das nächste Mädchen, mit dem du ausgehst, vorher fragen, ob sie geneigt wäre, in Erwägung zu ziehen, dass zwischen euch etwas vorfallen könnte? Die hypothetische Möglichkeit einer Beziehung, die auch gegenseitige sexuelle Leistungen beinhalten könnte? Mit genau diesen Worten, natürlich, und unter Beachtung des Gewährleistungsausschlusses und der Wahrung des Widerrufrechts im Fall der Verletzung der allgemeinen Geschäftsbedingungen.
    »Warum?«
    »In erster Linie, weil es sich in diesem Fall für mich um Arbeit handelt und weil man Arbeit und Privatleben nie vermischen sollte.«
    Gut gesagt, wie wahr. Schade nur, dass ich in nicht allzu ferner Vergangenheit mit dieser Maxime, sagen wir mal,

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