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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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großzügig verfahren war.
    »Und außerdem?«
    »Außerdem gibt es zwischen uns beiden, auch wenn die Arbeit kein Hindernis wäre, einen Altersunterschied von über zwanzig Jahren.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass es nicht gut wäre. Das bedeutet, dass ein derartiger Unterschied an Jahren und an Erfahrung dazu führen könnte, dass einer sich dabei wehtut.«
    »Meinst du, dass ich mir wehtun könnte?«
    »Das ist eine Möglichkeit.«
    »Du bist ganz schön eingebildet, auch wenn du es gut kaschierst. Du könntest ja auch derjenige sein, der sich wehtut.«
    »Das ist eine andere Möglichkeit, die ebenso wenig erstrebenswert ist. Das heißt, dass es in jedem Fall gute Gründe gibt, die Sache sein zu lassen. Und jetzt schlage ich vor, dass wir uns auf den Weg machen.«
    Ich glaubte, meine Sache gut gemacht und mich würdevoll geschlagen zu haben. Doch sie streckte mir beim Aufstehen die Zunge heraus, und ich hatte erneut das unangenehme Gefühl, Teil eines Spiels zu sein, das sich meiner Kontrolle entzog.
    Nicoletta ließ ein paar Minuten verstreichen, bevor sie uns die Tür öffnete.
    Sie war groß und dünn, blass, hübsch, aber nichtssagend. Der Typ Frau, der mit den richtigen Kleidern und dem richtigen Make-up viel aus sich machen kann. Sie wirkte nicht sympathisch und auch nicht besonders intelligent. Caterina umarmte sie lang und fest und stellte uns dann einander vor. Nicolettas Händedruck war matt, und die Wohnung, in der es keine anderen Bewohner zu geben schien, roch nach Mottenkugeln.
    Durch einen lichtlosen Flur gelangten wir in die Küche, wo wir uns um einen alten Resopaltisch setzten. Die ganze Wohnung hatte etwas Unpersönliches, Abgestandenes. Die Bewohnerin war auf eine Weise unangenehm, die nicht leicht zu definieren war. Ich dachte, dass es meine Aufgabe als Privatdetektiv wäre, mir Manuelas Zimmer zeigen zu lassen, obwohl ihre persönlichen Gegenstände mittlerweile entfernt worden waren und das Zimmer vermutlich neu vermietet war.
    »Wollt ihr eine Kaffee?«, fragte Nicoletta wie jemand, der das gewerkschaftlich vorgeschriebene Mindestmaß an Gastfreundlichkeit ableisten muss. Wir nahmen dankend an, und nach kurzer Zeit wurde uns der Kaffee in angeschlagenen Tassen serviert, die vermutlich aus einer Bar stammten. Nach dem Kaffee zündete Caterina sich eine Zigarette an und ließ das Etui auf dem Tisch liegen. Nicoletta nahm ebenfalls eine und zündete sie sich mit einer sehr femininen Geste an, die zu ihrem Händedruck – falls man von Druck sprechen konnte – passte.
    »Also, Nico, Anwalt Guerrieri wird dir jetzt ein paar Fragen stellen. Du kannst sie ruhig beantworten. Es werden daraus keine Probleme für dich entstehen. Herr Guerrieri ist von Manuelas Eltern beauftragt worden, herauszufinden, ob es nicht irgendetwas gibt, was den Carabinieri oder der Staatsanwaltschaft entgangen ist. Deshalb musste er natürlich mit mir und dir sprechen, denn wir sind die Menschen, die Manu am nächsten sind. Aber wie gesagt, du kannst ganz unbesorgt sprechen.«
    Caterina hatte die Haltung und den Tonfall eines Bullen angenommen. Was mich ziemlich beeindruckte.
    »Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte Nicoletta mit einer Stimme, in der wenig Begeisterung lag. Jetzt war ich dran.
    »Zunächst einmal danke, dass Sie eingewilligt haben, mit uns zu sprechen. Ich werde versuchen, so wenig wie möglich von Ihrer Zeit zu beanspruchen.«
    Sie nickte, ohne dass klar war, ob es sich um eine Höflichkeitsgeste handelte oder ob sie damit bekräftigte, dass es eine gute Idee war, keine Zeit zu vergeuden. Ich stellte ihr ungefähr dieselben Fragen, die ich auch Caterina gestellt hatte, und sie gab mir ungefähr dieselben Antworten. Dann kamen wir zur Sache.
    »Nicoletta, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie jetzt gern bitten, mir ein wenig über Manuelas Freund Michele Cantalupi zu erzählen.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    Ich überlegte einen Augenblick, ob ich einen Umweg nehmen sollte, mich langsam heranpirschen. Doch dann entschied ich, dass dazu kein Grund bestand.
    »Alles, was Sie mir zum Thema Betäubungsmittel sagen können. Aber davor möchte ich Sie noch einmal daran erinnern, dass diese Unterhaltung rein vertraulich ist und ich niemandem – schon gar nicht der Polizei – irgendetwas von dem, was Sie mir sagen, weitersagen werde. Ich muss nur wissen, ob und inwiefern Michele Cantalupi direkt oder indirekt etwas mit Manuelas Verschwinden zu tun hat.«
    »Aber ich habe keine

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