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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die sich in den Schlagzeilen gut machte. Und die Fotos waren, wie schon angedeutet, vorzüglich, sowohl in Farbe als auch in Schwarzweiß.

2
    In Norrköping begann der Morgen trübe mit Schneeregen. Es war zwar Sonnabend um acht Uhr früh, aber da die Morgenlage trotz des ungemütlichen Zeitpunkts Sitzplätze für fast fünfzehn Personen erforderte, wurde das Treffen im zweiten Stock des Polizeihauses anberaumt, im Gerichtssaal.
    Es war Rune Janssons Aufgabe, die Sitzung zu leiten, und das war ihm fast unangenehmer als der eigentliche Fall. Als Abteilungsleiter war er jedoch nach der althergebrachten Routine der Polizei von Norrköping wie selbstverständlich auch Fahndungsleiter und folglich eine Art Vorsitzender bei allen größeren Zusammenkünften, selbst dann, wenn wie jetzt sowohl der Polizeipräsident als auch ein Staatsanwalt anwesend waren.
    »Ja, meine Herren«, begann er und errötete sofort, weil er seine Kollegen so angesprochen hatte, »wir haben ein hartes Wochenende vor uns. Wir kennen den ungefähren Zeitpunkt, vorausgesetzt, die Angaben der Ehefrau sind korrekt. Bis auf weiteres haben wir jedoch keinen Anlaß, daran zu zweifeln, und außerdem haben wir sie in gewissem Umfang nachprüfen können.«
    Er mußte tief Luft holen, um fortfahren zu können. Es machte ihn verlegen, nur Selbstverständlichkeiten zu äußern.
    »Wir haben also ein ziemlich gutes Bild von der Vorgehensweise des Täters oder vermutlich der Täter, was aus den Fotos hier hervorgeht… Johansson, möchtest du…?«
    Johansson vom Erkennungsdienst begann, die Bilder eines Dia-Karussells durch den Projektor zu ziehen. Er arbeitete in ruhigem Tempo. Es war kein falsches Bild darunter, keins stand auf dem Kopf.
    »Wie aus den Fotos zu ersehen ist, haben wir es mit ziemlich schlimmen Typen zu tun«, kommentierte Rune Jansson die Bilderserie, während er sich zwang, sich nicht als eine Art Sportkommentator im Fernsehen zu sehen. »Sie haben nur eine Stunde Zeit gehabt, was sie vielleicht nicht gewußt haben, aber andererseits können sie auch nicht gewußt haben, wie lange… und trotzdem diese Form von… sagen wir Entschlossenheit… diese Großaufnahme hier zeigt den tödlichen Schuß, der also aus nächster Nähe abgegeben worden ist, nein, Verzeihung, es war ein aufgesetzter Schuß, was aus den Nitrit und Pulverspuren hervorgeht… Das nächste Bild, bitte… hier. Die übrigen Schüsse sind also Nahaufnahmen. Ja, danke, Johansson.«
    Die Anwesenden waren berufsmäßig abgehärtet, aber die unerbittlich detaillierten Nahaufnahmen, die sie soeben gesehen hatten, setzten ihnen doch zu.
    »Da der Täter oder die Täter genau wußten, wann die Luft rein war«, fuhr Rune Jansson fort und räusperte sich in Richtung Johansson, der sofort das nächste Bild zeigte, »können wir vorläufig davon ausgehen, daß sie die Umgebung ausgespäht haben. Und wie aus diesem Bild hier hervorgeht… lädt die Topographie nicht gerade zu Erkundungen ein. Das Haus liegt auf einem Hügel und ist nur über eine lange Allee zum Hauptgebäude zu erreichen. Eine andere Zufahrt gibt es nicht. Das läßt natürlich sofort an ein Auto und ein Fernglas denken, und folglich wird die Vernehmungseinheit sich für den Anfang darauf konzentrieren müssen, nach der auf dem Land üblichen Methode von Haus zu Haus zu gehen und Klinken zu putzen. Wer hat fremde männliche Personen in einem Wagen gesehen, und so weiter. Das war’s. Danke, Johansson.«
    Das Bild eines Herrenhauses verschwand von der Leinwand. Rune Jansson hatte das Gefühl, endlich wieder ein wenig unter Dampf zu stehen. Alle lauschten gespannt. Keiner der Anwesenden machte Miene, die Darstellung des neuen Abteilungsleiters zu kritisieren oder höhnisch zu kommentieren.
    »Bevor wir darauf eingehen, welche Beobachtungen von den Beamten, die gestern abend Dienst hatten, am Tatort gemacht worden sind, sollten wir uns vielleicht ein paar technische Dinge ansehen…«
    »Verzeihung, aber haben Sie eine Vorstellung davon, was für einen Tätertyp wir suchen? Sind es Terroristen oder Verrückte oder was?« unterbrach ihn der Staatsanwalt, als hätte er keine Lust mehr, unter lauter nachgeordneten Polizeibeamten nur Zuhörer zu sein.
    »Schon, aber ich habe mir gedacht, daß wir erst ein paar technische Ergebnisse präsentieren, um eine bessere Unterlage für solche Überlegungen zu haben«, entgegnete Rune Jansson mit einer Schärfe, die ihn selbst erstaunte und bei dem anwesenden Leiter der

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