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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ist.
    »Nicht unbedingt«, sagte Rune Jansson mit einer Selbstsicherheit, die ihn jetzt nicht mehr erstaunte. »Wenn es sich um militärische Waffen handelt, wofür einiges spricht, kann diese Spur für den Täter weit unangenehmer sein als eine Urinprobe, und…«
    »Inwiefern?« unterbrach ihn der Staatsanwalt.
    »Nun, ich meine, sollte uns die Waffe zu einer verdächtigen Person führen, wird die Urinprobe natürlich wichtig. Sie kann uns aber aus… äh… natürlichen Gründen nicht sonderlich weit führen, solange wir keinen Verdächtigen haben.«
    Der Staatsanwalt nickte und lehnte sich zurück. Der Gedankengang war kristallklar, das mußte er zugeben.
    »Wir wissen über den Täter oder die Täter bis auf weiteres folgendes…« Rune Jansson räusperte sich, bevor er fortfuhr.
    »Er verwendet eine militärische Waffe mit israelischer Hohlspitzenmunition und führt den Mord mit seltener Entschlossenheit und einem ebenso seltenen Haß aus. Zusammen mit der Art und Weise, wie das Opfer zugerichtet worden ist, ich denke dabei an die an Folter erinnernde Methode der Hinrichtung, denn in diesem Fall handelt es sich ja um eine Hinrichtung, führt das natürlich… ja, dann ist da noch das politische Symbol, das man dem Opfer in die Brust schnitt, als es noch lebte, ja, der Gerichtsmediziner hat es bestätigt, Blutungen und derlei belegen es… ja. In Frage kommen politische Extremisten, politische Rächer, Nazis oder Nazigegner, natürlich auch Israelis, deutsche Terroristen und so weiter. Die Alternative, daß es sich um Verrückte handeln könnte, scheint mir nicht sehr glaubhaft zu sein.«
    Im Saal schien niemand Einwände zu haben.
    »Bevor wir mit der Darlegung der gestrigen Beobachtungen fortfahren, möchte ich noch schnell auf etwas hinweisen«, fuhr Rune Jansson mit dem Gefühl fort, die Situation endlich im Griff zu haben. »Diese Sache mit dem Hakenkreuz sollten wir für uns behalten, ebenso die Tatsache, daß es sich um israelische Munition handelt. Ich meine die Tatsache, daß wir es wissen. Ich brauche wohl kaum zu erklären, warum?«
    Niemand ging auf die rhetorische Frage ein.
    »Wissen wir, um was für einen Eid es sich handelt?« fragte der Polizeipräsident.
    »Nein, da haben wir noch nicht mal mit Vermutungen begonnen, aber wenn wir die Angehörigen vernehmen, werden wir auf solche Dinge besondere Betonung legen müssen«, erwiderte Rune Jansson und überließ das Wort dann der Vernehmungseinheit.
    Der große Backsteinkomplex des Generalstabs am Lidingövägen ist an einem Sonnabendnachmittag ein ziemlich verlassener Ort, da die schwedischen Streitkräfte, wie schwedische Behörden ganz allgemein, am Freitag um 14.00 Uhr dienstfrei haben, um am Montagmorgen bei flexibler Arbeitszeit wieder mit ihrer Tätigkeit zu beginnen.
    Es sind am Wochenende also nicht viele Angestellte, die an den beiden ABAB-Wachen hinter dem Panzerglas am Empfang vorbeigehen, und die wenigen, die das Gebäude betreten oder verlassen, besitzen sämtlich eigene Codekarten für die Sperren, was die Arbeit der Wachen um diese Zeit ebenso eintönig wie simpel macht.
    Die beiden waren in irgendwelche Krimis versunken, aber einer von ihnen hatte vor kurzem einen Kurs in Sicherheitsbewußtsein absolviert. Aus diesem Grund ließ er sich nicht dadurch täuschen, daß der langhaarige Typ mit wattierter Jacke, Jeans und Turnschuhen eine Passierkarte hatte, welche die Sperre öffnete.
    »He, Sie da!« brüllte er durch den Lautsprecher. »Wollen Sie so freundlich sein und mal herkommen!«
    Dabei reckte er auffordernd einen ausgestreckten Zeigefinger in die Luft.
    Der Langhaarige wandte sich verblüfft um, nahm seine rauchfarbene Brille ab und ging langsam auf den Glaskäfig zu, während er in der Innentasche nach etwas suchte. Als er die Jacke ein wenig öffnete, glaubte der Wachposten eine Waffe zu sehen, die in der Achselhöhle in einem Holster hing.
    »Ausweis, wenn ich bitten darf. In welcher Angelegenheit kommen Sie?« sagte der Wachposten, während er seinem Kameraden unter dem Tisch einen leichten Fußtritt versetzte, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen. Der zweite Posten klappte müde sein Buch zu. Er saß dem Alarmknopf am nächsten.
    Der Langhaarige legte einen Ausweis in die Vertiefung vor dem Panzerglas und wartete ab, ohne eine Miene zu verziehen.
    Der ABAB-Posten las zweimal und sehr langsam Namen und Personennummer. Dann schob er den Ausweis wieder in die Stahlkassette und ertappte sich dabei, wie er den langhaarigen

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