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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Typen mit offenem Mund anstarrte.
    »Sie müssen schon entschuldigen, Fregattenkapitän… Ich habe nicht gewußt, ich meine, wir haben unsere Vorschriften.«
    »Natürlich«, nickte der Mann, nahm seinen Ausweis, öffnete erneut die Sperre und verschwand im Gebäude.
    »Hör mal«, sagte der ABAB-Mann zu seinem verwirrten Kollegen, der die Stelle zu finden versuchte, an der er seine Lektüre unterbrochen hatte, »weißt du, wer das war?«
    Der andere schüttelte den Kopf und blätterte weiter in seinem Buch.
    »Hamilton!«
    »Was für ein verdammter… was, der Hamilton?«
    Sie starrten einander verblüfft an. Sie hatten ihn bisher nur auf Fotos gesehen, die ganz anders gewesen waren als das, was sie eben gesehen hatten. Mehr Fotos, als sie vom König, Björn Borg, Ebbe Carlsson oder dem Ministerpräsidenten gesehen hatten. In Wirklichkeit hatten sie ihn noch nie zu sehen bekommen.
    Sie starrten stumm zu dem Eingang, in dem Carl verschwunden war. Sie waren von dem kurzen Erlebnis zu benommen, um etwas sagen zu können.
    Carl befand sich schon im obersten Stockwerk des Gebäudes und war miserabler Laune, als er sich mit seiner Codekarte Zugang zu einer der Abteilungen der schwedischen Streitkräfte verschaffte, die der Werbung oder, wenn man so will, der Propaganda zufolge nie schläft. An einem Sonnabendnachmittag im April schläft jedoch mindestens die Hälfte. Carls Zimmer lag ein Stück weiter im Korridor, weil er, so scherzenden Kollegen zufolge, eine kürzere Strecke zum Chef hatte, bei dem er sich gewöhnlich mehrmals am Tag aufhielt.
    Carl schloß die Tür, trat sich die vom Schnee aufgeweichten Schuhe von den Füßen und warf das Paket mit Abendzeitungen angeekelt auf den Schreibtisch.
    Er hatte es vermieden, sie auf dem Weg zur Arbeit zu lesen. Die Aushänge hatten ihm vor Besorgnis Übelkeit verursacht. Jetzt mußte er lesen.
    Er betrachtete die Abendzeitung auf der glatten Schreibtischfläche, wollte die Lektüre aber noch einige Zeit aufschieben. Draußen klarte es auf. Er sah aus dem Fenster und versuchte, sich in Gedanken an einen anderen Ort zu versetzen; er sah Sandstrände, schwarze Möwen, Coca-Cola, kaltes, graugrünes Wasser und eine langgestreckte Dünung.
    Dann setzte er sich, strich die beiden Zeitungen glatt, als wären sie wertvolle Dokumente, und suchte in der Schublade nach einem Markerstift in leuchtendem Orange.
    Er brauchte in dem erregt wirkenden Text nicht besonders lange zu lesen. Da schob er die Zeitungen von sich, griff nach dem Telefonhörer und zögerte etwas, bevor er die nicht abhörsichere Leitung wählte.
    Sie nahm fast sofort ab, da er ihre Durchwahl gewählt hatte.
    »Wachhabende Wache 1.«
    »Hej, ich bin’s, wie geht es dir?«
    »Ziemlich ruhig. Sie haben noch nicht losgelegt.«
    »Welche sie?«
    »Unsere Kundschaft. Die, die wir gestern eingebuchtet haben, dürften gerade wieder draußen sein. Sie haben wahrscheinlich noch nicht genug Schnaps oder Drogen intus, so daß es erst in ein paar Stunden wieder losgeht. Bis dahin sehen wir uns meist Eishockey an.«
    »Und der Bauch?«
    »Der Bauch ist prima, ein schöner runder Bauch in seinen besten Jahren. Willst du was von mir?«
    »Du kannst nicht Jönsson-Hamilton heißen, das hört sich zu lächerlich an.«
    »Ich weiß, Gräfin Jönsson, das geht einfach nicht. Wolltest du sonst noch was?«
    »Ja. Diese Geschichte von gestern abend im Kungsträdgården.«
    »Die Skinheads, die was auf die Schnauze bekamen?«
    »Ja. Die was aufs Maul gekriegt haben… ja, genau das.«
    »Was soll das? Du hast ein Alibi von einer Polizeiinspektorin, und uns glaubt man vor Gericht immer.«
    »Ja, aber trotzdem. Habt ihr Anzeigen, Akten, Papiere über diese Sache?«
    »Aber ja. Diese Sache ist bei uns hier unten die Lachnummer des Tages, aber mit Papieren sieht es trotzdem recht mager aus. Die Skins haben kein übertriebenes Vertrauen zur Ordnungsmacht, wenn ich es so sagen darf. Sie glauben, daß wir hier von der Wache die Täter sind, wie es scheint.«
    »Ja, aber kannst du diese Akten für mich fotokopieren?«
    »Ich denke nicht daran. Das ist internes Ermittlungsmaterial.«
    »Sei nicht albern. Es ist wichtig für mich, und ich möchte es nicht auf dem Dienstweg anfordern, obwohl du sehr wohl weißt, daß ich das tun kann.«
    Sie änderte den Tonfall, senkte die Stimme ein wenig und sagte, sie wolle sehen, was sie tun könne. Außerdem sei er heute an der Reihe, für das Essen einzukaufen, und sie werde kurz nach acht zu Hause sein.
    Als

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