Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder
Staatsanwaltschaft sofort Wirkung zeigte.
»Also, Johansson, bitte trage vor, was ihr herausgefunden habt…«
Rune Jansson sank erleichtert auf seinen Stuhl vorn am Podium. Das Schlimmste war vorüber. Jetzt brauchte er nur noch verschiedene Kollegen zu bitten, der Reihe nach Vortrag zu halten.
Eine Abteilung im kriminaltechnischen Laboratorium hatte mit dem erhaltenen Material die ganze Nacht gearbeitet. Die Gerichtschemiker hatten nicht viel mehr getan, als in der Zentrifuge Urin aus einer besudelten Generalsuniform zu entfernen, bevor die gewerkschaftlichen Überstundenregeln der Arbeit ein Ende machten. Über den Urin war also nichts bekannt.
Die Techniker am Tatort hatten hingegen vier mehr oder weniger zerstörte Kugeln ohne Hülse gefunden, denen die Laborexperten ungewöhnliche Mühe hatten widmen müssen.
Das Folgende stand fest.
Es handelte sich um 9-mm-Munition, was kaum interessant oder unerwartet war. Hingegen war der Geschoßtyp in der immerhin recht umfangreichen schwedischen Referenzsammlung nicht zu finden. Das hatte anfänglich einige Besorgnis erregt, da es, wie ein Techniker es ausgedrückt hatte, ein böser Geschoßtyp sei, eine Hohlspitzenkugel, die darauf angelegt ist, sich beim Aufprall aufzupilzen und einen möglichst großen Wundkanal aufzureißen.
Aus diesem Grund hatte man zunächst vermutet, daß das Geschoß nicht militärischen Typs sei, da internationale Konventionen grundsätzlich den Einsatz der früher so genannten Dum-Dum-Kugeln verbieten.
Folglich hatte man lange Zeit vergeblich in der Literatur gesucht, bevor jemand umgedacht hatte und mit Hilfe des Telefons und des Bundeskriminalamts in Wiesbaden die Antwort gefunden hatte. Das Projektil war militärischen Typs, und zwar der israelischen Marke UZI.
Diese Erkenntnis hatte die Feststellung erleichtert, welche Waffe oder welcher Waffentyp die israelischen Kugeln abgefeuert hatte.
Eine der Patronen war verhältnismäßig gut erhalten. Sie hatte die Weichteile unter dem Schlüsselbein passiert, bevor sie das Schulterblatt des Opfers durchschlagen hatte und von der Polsterung des Sessels aufgefangen worden war. Die mikroskopische Untersuchung der Riffelungswinkel, die um 23.00 Uhr begonnen hatte, war schon gegen 2.00 Uhr beendet. Es kamen folgende Waffen in Frage: entweder eine Pistole der Marke Beretta 92, Beretta Modell 4 oder Modell 1951, eine Pistole der Marke Benelli, Modell B 76, oder auch Maschinenpistolen der Marke Beretta, Modell 38/42 oder Modell 51, ferner Franchi, Modell 57. Insgesamt waren also vier Pistolen sowie zwei Maschinenpistolen denkbar.
Sämtliche Waffen ließen sich als militärisch klassifizieren.
Die Beretta 92 etwa war die neue Dienstwaffe der NATO, die bei den meisten NATO-Streitkräften verwendet wurde. Die in Frage kommenden Maschinenpistolen wurden nur von den italienischen Streitkräften verwendet.
»Mit welcher Sicherheit läßt sich feststellen, ob die Schüsse mit einer Maschinenpistole oder einer Pistole abgefeuert worden sind?« unterbrach der Polizeipräsident. Er war der einzige im Raum, der bei der langwierigen waffentechnischen Darlegung allmählich Ungeduld an den Tag legte.
»Nun ja, das ist im Augenblick noch recht unsicher«, erwiderte Johansson nervös. »Maschinenpistolen pflegen größere Wundkanäle aufzureißen, und das ist hier nicht der Fall. Andererseits gilt das nicht für neue Waffen. Und andererseits… ich meine… außerdem haben wir keine Hülsen gefunden. Alle diese Waffen werfen normalerweise Hülsen aus, und ich meine…«
Johansson unterbrach seine Darlegung, als wäre die Antwort selbstverständlich.
»Nun?« fragte der Polizeipräsident, dem dies keineswegs so erschien.
»Ja, ich meine, bei Maschinenpistolen sind ja Hülsenfänger üblich, aber bei Pistolen weiß ich nicht… es gibt also einiges, was für eine Maschinenpistole, und einiges, was für eine Pistole spricht. Ich meine… weil wir keine Hülse gefunden haben.«
»Soviel wir wissen, sind nur fünf Schuß abgefeuert worden. Die Täter haben die Hülsen ja vielleicht mitgenommen, um das Auffinden der Waffe zu erschweren«, sagte Rune Jansson begütigend, um Johansson aus den Klauen des Polizeipräsidenten zu retten. Dafür fiel jedoch sofort der St»aAatbsearn waelntnübdeier iThäntehrers.o bewußt vorgegangen sind, läßt sich doch kaum verstehen, daß sie Urinproben am Tatort zurückgelassen haben«, sagte er triumphierend wie ein Lehrer, dem soeben ein falsch gebeugtes Verb aufgefallen
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