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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Stockholm abgehaltenen Verhör in Sachen Brauner Garde erkennbar geworden war, war die Tatsache, daß die beiden Offiziere, zu denen Oberwachtmeister Jubelius irgendwie Kontakt hergestellt hatte, af Klintén und Viking Nils Gabriel Oxhufvud waren.
    Chef des Nachrichtenstabes in Ed 1942 bis 1943, doch dann hatte Oxhufvud diese Position aus unklaren Gründen aufgeben müssen.
    Jubelius, af Klintén und Oxhufvud waren also des Mordes an Männern des Widerstands schuldig, alternativ Agenten des britischen Nachrichtendienstes.
    Was von Otter anging, war der Zusammenhang unklarer. Den Entdeckungen Åke Stålhandskes zufolge, die offenbar nur aus Versehen in den Vernehmungsprotokollen geblieben waren, da die restlichen Verhöre mit einem gewissen Hanngren gestohlen worden waren, hatte von Otter die ganze Affäre in Gang gebracht, indem er Bootsmann Andersson auf die Fährte angesetzt beziehungsweise ihm befohlen hatte, mit der Angelegenheit zwecks Weiterbeförderung zu Jubelius zu gehen.
    Insoweit schienen die Zusammenhänge recht klar zu sein und hätten sich in nicht allzulanger Zeit darlegen lassen, wenn die Vorträge nicht immer wieder durch lange Beschreibungen dessen aufgehalten worden wären, was über die Beteiligten bekannt war. Es waren genau solche zusätzlichen Erklärungen, die von den aufmerksam lauschenden Chefs von Zeit zu Zeit verlangt wurden. Samuel Ulfsson interessierte sich natürlich besonders für seinen alten Freund von Otter, aber auch Bootsmann Andersson erregte seine Neugier.
    Es war Joar Lundwall, der Bootsmann Andersson auf seiner Liste hatte, und als ihm nähere Erläuterungen abverlangt wurden, trug er schnell und eintönig vor, mit Ausnahme bestimmter Details, die ihn persönlich zu berühren schienen.
    Über Bootsmann Andersson war eine ganze Menge bekannt, da er nicht nur in militärischen Akten, sondern auch in etlichen Polizeiprotokollen reichlich Spuren hinterlassen hatte:
    Die Karriere, falls man sie so bezeichnen konnte, begann damit, daß die Marine ihn 1930 als Berufssoldaten einstellte.
    Im Jahr darauf fuhr er als Matrose zweiter Klasse auf großer Fahrt mit der »HMS Fylgia«, zufällig in dem Jahr, in dem einer der an Bord befindlichen Leutnants von Otter hieß. Die Fahrt ging in den Indischen Ozean.
    1932 Maschinist im Rang eines Korporals. Maschinistenprüfung dritter Klasse im selben Jahr. Entlassung ebenfalls im selben Jahr. Man schrieb 1933 und war der Meinung, es würde niemals Krieg geben, weshalb die Marine abgerüstet wurde.
    1937 wurde Andersson jedoch wieder als Maschinist im Rang eines Korporals auf dem Panzerschiff Manligheten eingestellt.
    1939 Unteroffiziersschule. Durchgefallen. Miserable Zeugnisse, wie aus den beigefügten Fotokopien hervorging. 1941 Beförderung zum Bootsmann, eine Beförderung, die unter anderem für solche Leute vorgesehen war, die in der Unteroffiziersschule gescheitert waren.
    Dieses Scheitern schien in einem einst frohen und angenehmen Menschen, der zumindest allgemein beliebt gewesen war, Spuren hinterlassen zu haben. Er gab der Marine die Schuld an allem - »Scheißkommiß« - und verlieh sein Kontrollbuch für Alkoholkäufe nicht mehr, da sein eigener Bedarf erheblich gestiegen war. Nach einigen Malheurs, etwa Betrunkenheit im Dienst und Arrest, wurde er an Land versetzt, wo er sich weitere Verfehlungen leistete und entlassen wurde.
    Nach der Entlassung arbeitete er eine Zeitlang bei der Göteborger Straßenbahn, wurde aber auch dort aufgrund von Trunkenheit im Dienst auf die Straße gesetzt. Anschließend begann eine Zeit mit sehr unklaren Beschäftigungen. Er hing meist in den Seemannskneipen Göteborgs herum, ohne sich auf eine für seine Umgebung durchschaubare Weise selbst versorgen oder die Runden bezahlen zu können, zu denen er andere einlud. Es ging das Gerücht, er verkaufe Selbstgebrannten Schnaps, aber es schien eine wohldokumentierte Tatsache zu sein, daß er von dem deutschen Konsulat in Göteborg finanziell unterstützt wurde. Er war für die Deutschen also ein Informant der einfachsten Sorte.
    Im Frühjahr 1944 trifft Bootsmann Andersson doppeltes Unglück. Ängström, der Anführer der Braunen Garde, wurde in Stockholm angeklagt, und er selbst wurde als Homosexueller entlarvt und im Zusammenhang damit einiger Verbrechen verdächtigt. Ein hinterbliebener Bekannter erklärte, Andersson habe diese Enthüllung mehr gefürchtet als den Tod, da Homosexualität mit der SS-Ideologie unvereinbar gewesen sei. Im Mai 1944 warf er

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