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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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noch…«
    »Näslund.«
    »Ja. Man hat Näslund mitgeteilt, daß er wegen illegalen Abhörens verdächtigt wird. Es hat den Anschein, als hätte er gebilligt, was Säk sich in Uppsala geleistet hat. Bis du ihnen sozusagen auf den Leib gerückt bist.«
    »Was bedeutet das, daß man ihm diesen Verdacht mitgeteilt hat?«
    »Das gleiche wie für mich. Man wird ihn anklagen. Wird er verurteilt, wird er ebenfalls gefeuert. Für hohe Polizeibeamte gilt das gleiche wie für das Fußvolk.«
    »Was hat er dazu gesagt?«
    »Was er bei den Verhören gesagt hat, weiß man noch nicht so genau. Ich kenne nur das, was in den Zeitungen stand, obwohl er, wie ich glaube, den Sachverhalt zugegeben hat.«
    »Das bedeutet ein Geständnis?«
    »Ja, praktisch. Dann hat er etwas Wunderbares gesagt: In Schweden werden Terroristen und Spione Nebenkläger, und die Polizisten werden angeklagt, weil wir gegen sie ermitteln.«
    »Es waren weder Spione noch Terroristen. Es waren drei Studentinnen in Uppsala.«
    »Aber eine von ihnen hatte doch ein Verhältnis mit einem Terroristen.«
    »Nein. Ihre Schwester war mit einem Kurden befreundet. Das ist nicht automatisch das gleiche.«
    »Nein, Verzeihung, da könntest du recht haben. Objection sustained. Hast du diese Kollegen in Uppsala zusammengeschlagen? Du warst doch immerhin dabei?«
    »Ich habe zwei der Verdächtigen kampfunfähig gemacht, ja«, erwiderte er mit zusammengepreßten Lippen.
    Sie lachte laut auf und drehte sich zu ihm um, als könnte sie die Straße mit einem sechsten Sinn im Auge behalten. Sie musterte ihn forschend und etwas amüsiert, bis er nervös zu werden begann, weil sie die Augen nicht auf die Fahrbahn richtete.
    »Jedenfalls hätte ich dabei liebend gern Mäuschen gespielt«, sagte sie, nachdem sie sich wieder dem Verkehr zugewandt hatte. »Drei Mann von einigen Militärs zusammengeschnürt. Die müssen sich ja später zu Tode geschämt haben.«
    »Es waren zufällig besonders ausgebildete Militärs«, entgegnete er säuerlich.
    »Haha, du bist darauf reingefallen! Eins zu null für mich!«
    »Ja. Eins zu null für dich.«
    »Wie viele hast du überwältigt, oder hat sich jeder einen vorgenommen?«
    »Ich habe mir zwei vorgeknöpft, weil ich als erster ins Haus ging. Einer versuchte auszurücken und landete in den Klauen eines Kollegen, der uns Rückendeckung gab. Der Mann würde übrigens diese Schlägertypen deiner Wache, Knoll oder Tott oder wie sie heißen, wie kleine Halbstarke aussehen lassen. Es war ehrlich gesagt eine recht einfache Operation.«
    »Habt ihr gewußt, daß es Bullen waren?«
    »Das ist eine unpassende Frage. Wir konnten allerdings nicht die Möglichkeit ausschließen, daß es entweder ausländische Spione oder Bullen waren. Das stimmt.«
    »Ich frage mich, wie du so was machst. Ich meine, wir beschäftigen uns tagaus, tagein damit, Ganoven auf die Wache zu bringen. Das ist manchmal recht mühselig und kann lange dauern. Drei Kollegen müßten sich ja zumindest ein wenig wehren können.«
    »Wir spielen nicht in derselben Liga. Ihr seid dazu ausgebildet, Leute in Gewahrsam zu nehmen, ohne sie zu verletzen oder ihnen weh zu tun. Das sind wir nicht.«
    »So habe ich es nicht gemeint. Ich meine, ich kenne dich inzwischen ja recht gut, nicht wahr? Und es paßt irgendwie nicht zusammen. Ich habe wie alle anderen eine Menge über dich gelesen und so weiter, aber für mich bist du nur Carl. Ätsch.«
    »Selber ätsch.«
    Die Unterhaltung brachte ihn plötzlich dazu, sich nach ihr zu sehnen. Es war ohne jeden Zweifel ein starkes und körperliches Gefühl. Es machte ihn verlegen, da er direkt aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit in Kalifornien kam. Aber es war so deutlich, daß er sich nicht mal die Mühe machte, auch nur versuchsweise dagegen anzukämpfen.
    Vielleicht versuchte er es zu verstehen. Vielleicht hatte es etwas mit seinem schlechten Gewissen zu tun oder mit Mitleid. Vielleicht wollte er unbewußt etwas wiedergutmachen, was sich nicht wiedergutmachen ließ. Eigentlich wollte er sie ja verlassen. So war es. Obwohl es natürlich unmöglich war. Kein anständiger Mann verläßt seine Frau, wenn sie ein Kind erwartet und in ihrem Beruf am Rand einer Katastrophe steht. Somit war es nicht einmal gefährlich, solche Gedanken zu haben, nicht einmal gefährlich, es sich selbst einzugestehen.
    Er hatte vage Pläne gehabt, den Nachmittag mit ihr zu verbringen, doch daraus wurde nichts. Sie hatte sich nur ein paar Stunden freigenommen, um ihn in

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