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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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heraus.
    »Wenn es sich um Nachrichtenmaterial handelt, um dessentwillen man nach so langer Zeit selbst alte Flaggenoffiziere liquidiert, muß es auch für uns von Bedeutung sein«, betonte Carl. Er hatte schon erkannt, wie unmöglich es war, Lennart Borgström nicht in jeder Lebenslage zu widersprechen.
    »Genau meine Meinung«, ergänzte Samuel Ulfsson. Er stand auf zum Zeichen, daß die Konferenz beendet war. »Ihr habt wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet, Jungs. Dazu möchte ich euch beiden gratulieren, sowohl dir, Kapitänleutnant Stålhandske, als auch dir, Kapitänleutnant Lundwall.«
    Sie starrten ihn erstaunt an, und er machte eine abwehrende Handbewegung, bevor er fortfuhr.
    »Nein, nein«, sagte er und lächelte zum erstenmal seit langem, »so was ist es nicht. Ich kann euch doch nicht einfach zu Kaleus machen, nur weil mir eure Arbeit gefällt. Dann hättet ihr heute mindestens Majore werden müssen. Es ist nur so, daß die unergründlichen Mühlen der Bürokratie gleichzeitig gemahlen haben. Die eine Hand hat nichts mit der anderen zu tun, aber ich gratuliere euch trotzdem.«
    Er lachte und begann, seine Kopien auf dem Schreibtisch vor sich zu stapeln, während die anderen hinausgingen.
    »Kannst du noch ein bißchen bleiben, Carl«, sagte er leichthin, als wolle er beim Aufräumen etwas Hilfe haben.
    Carl machte die Tür absichtlich vor Lennart Borgströms Nase zu, zog einen Stuhl näher an den Schreibtisch seines Chefs heran und sah ihn lächelnd an, was Samuel Ulfsson nicht ganz billigte.
    »Ich möchte, daß du einen diplomatischen Auftrag erledigst, oder wie wir das nennen wollen«, begann Samuel Ulfsson in einem etwas entspannteren Tonfall als vorhin. »Aber erste möchte ich fragen… wenn wir mal von juristischen Komplikationen und ähnlichem absehen, wie sollten wir eine Antwort auf unsere Fragen bekommen können?«
    »Am einfachsten wäre es, einen gewissen John August Haugen zu fragen«, las Carl den Namen von dem gelben Zettel des Kriegsarchivs ab.
    »Fragen?«
    »Ja«, lachte Carl. »Du hast gesagt, von juristischen Komplikationen mal abgesehen. Man müßte ihn dann so unhöflich fragen, daß er Grund hätte, sofort zu erzählen, wie es sich verhält. Oder wenn nicht sofort, dann nach einiger Zeit, wenn die Behandlung gewirkt hat.«
    Carl erläuterte nicht näher, welche Behandlung da in Frage kam. Er erwartete auch keinen direkten Jubel über diesen Vorschlag.
    »Streich das. Nächster Vorschlag!« forderte Samuel Ulfsson ihn auf.
    Carl dachte einige Augenblicke nach.
    »Eine Operation in Norwegen. Wir hören ihn eine Zeitlang ab, spüren seine Kontakte auf, hören die ab, und so weiter.«
    »Das ist ungesetzlich.«
    »Natürlich, zumindest in Schweden. Aber wenn es das in Norwegen nicht ist?«
    »Glaubst du… glaubst du wirklich?«
    »Woher soll ich das wissen? Schweden dürfte das einzige Land der Welt sein, in dem Lauschangriffe in solchen Zusammenhängen verboten sind. Das haben wir ja selbst gelinde gesagt unterstrichen.«
    Samuel Ulfsson lachte und schüttelte den Kopf über die trockene Untertreibung. Im Gefolge der Operation in Uppsala tauchte am Horizont ein neuer großer Abhörskandal auf.
    »Ich habe gehört, daß Näslunds Stuhl wackelt. Hast du dir den gleichen Weg vorgestellt?« fragte Carl ironisch.
    »Nein, das habe ich nicht«, erwiderte Samuel Ulfsson mit noch mehr Ironie in der Stimme. »Aus diesem Grund sollst du den Auftrag erledigen. Ich nehme Verbindung mit dem Chef des Oberkommandos der norwegischen Streitkräfte auf, ja, also auf der Nachrichtendienst und Sicherheitsseite, und melde deinen Besuch an. Es handelt sich also um einen offiziellen Besuch mit Voranmeldung. Du diskutierst die Frage mit ihnen. Verstanden?«
    »Diskutieren?«
    »Richtig.«
    »Ist das die ganze Anweisung?«
    »Ja.«
    »Ich darf also erfinden, was ich will?«
    »Ja. Innerhalb gewisser vernünftiger Grenzen.«
    Samuel Ulfsson lachte leise in sich hinein, als er aufstand, womit er andeutete, daß es in dieser Sache momentan nichts mehr zu sagen gab.
    Joar Lundwall und Åke Stålhandske waren dabei, ihre Zusammenfassungen zu sortieren, die an die Polizei in Norrköping geschickt werden sollten, und anderes Material in numerierten Aktenordnern in ihrem provisorischen Arbeitszimmer zu verstauen, als Carl eintrat, ohne anzuklopfen.
    »Ausgezeichnete Arbeit, wirklich ausgezeichnet«, sagte Carl und setzte sich wie selbstverständlich auf den Platz hinter dem Schreibtisch, damit das Sortieren

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