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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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an. Zunächst kam er am Telefon nicht an der Sekretärin vorbei, nachdem sie ihn gezwungen hatte, damit herauszurücken, daß es nur um Körperverletzung ging. Dann wiederholte er seinen Namen etwas deutlicher und wurde sofort zu dem Anwalt durchgestellt. Die Vereinbarung war in weniger als zwei Minuten getroffen.
    Dann rief Carl Tessie an und teilte wie vereinbart mit, in welchem Hotel und welchem Zimmer er wohnte und welchen Flug sie nehmen müsse, und bestellte dann ein Taxi.
    Er wartete, bis er das Taxi unten in Karl Johans Gate vor dem Eingang vorfahren sah. Sie hatten seit seinem letzten Besuch offenbar umgebaut, denn damals hatte der Eingang noch in der Rosencrantz Gate gelegen. Dann nahm er die Treppen hinunter, eilte am Empfang vorbei direkt zum Wagen und schlug die Tür vor der Nase eines anderen Hotelgasts zu, dessen Taxi er damit möglicherweise gestohlen hatte.
    »Akershus, Haupteingang«, sagte er kurz und knapp, ohne den Blick des Fahrers im Rückspiegel zu suchen. Er fühlte sich in Uniform wegen möglicher neugieriger Blicke verwundbar. Andererseits sollte die Uniform betonen, daß es sich tatsächlich um einen offiziellen Besuch handelte, daß er die schwedischen Streitkräfte vertrat und nicht nur irgendeine geheime Abteilung beim Nachrichtendienst. Was in Wahrheit natürlich das einzige war, was er vertrat.
    Der Taxifahrer warf ihm im Rückspiegel einen Blick zu. Die ganze Haltung des Mannes zeigte, wie es in seinem Kopf arbeitete. Wo habe ich diesen Mann schon mal gesehen?
    Das würde jedoch bald vorbei sein. Sobald Carl innerhalb der Mauern war, würde sich der Nachteil der Uniform hoffentlich in einen Vorteil verwandeln.
    Er hatte ein höheres und eckigeres Gebäude erwartet, etwa so wie das Pennergon oben am Lidingövägen, in dem er selbst hatte arbeiten müssen, seit er zu öffentlichem Eigentum geworden war. Das norwegische Oberkommando bestand aus mehreren niedrigen, zusammengebauten Häusern. Das war im Grunde klüger und als Ziel nicht so leicht zu treffen. Falls solche Dinge überhaupt noch eine Bedeutung hatten.
    Kommandør 1 Kåre Julian Furumo wartete unten vor den bewachten Sperren und erweckte den Eindruck, als gäbe er sich Mühe, angesichts des Originalbilds von Carl Gustaf Gilbert Hamilton nur höflich und kollegial aufzutreten. Carl erschien mit schnellen und langen Schritten auf die Sekunde zur festgesetzten Zeit.
    Sie gaben sich die Hand, sprachen über das schöne Frühlingswetter und derlei, während sie durch grüngestrichene Korridore spazierten, die einen dunkleren und betagteren Eindruck machten als die schwedischen Korridore. Vielleicht lag es an den Stofftapeten an den Wänden oder sonst etwas. Der Unterschied war jedenfalls auffällig.
    Das Dienstzimmer des Sicherheitschefs war einfach möbliert.
    Im Vergleich mit Sams Zimmer wirkte es wie ein Klassenzimmer, hatte dafür aber draußen eine Sicherheitssperre. Überdies war es ein Eckzimmer, als müßten Chefs auch in Norwegen ein Eckzimmer haben, wenn nichts anderes half, um den Rangunterschied zu markieren oder das Recht auf eine bestimmte Zahl von Besucherstühlen oder einen zusätzlichen kleinen Tisch, an dem Besucher Kaffee trinken konnten.
    Die Kaffeeprozedur nahm die übliche Zeit in Anspruch. Hier gab es Porzellan und keine Plastiktassen wie in Schweden.
    Kapitän zur See Furumo sah alles andere als norwegisch aus, vielmehr wie ein Italiener oder Franzose. Er war schlank und straff, elegant, Mittelgewicht oder Halbschwergewicht, kurzgeschnittenes dunkles Haar und braune Augen. Er erinnerte an den Schauspieler Rod Steiger.
    »Nun«, sagte der norwegische Kapitän zur See schließlich.
    »Womit können wir zu Diensten stehen? Kapitän zur See Samuel Ulfsson in Stockholm hat mich darüber aufgeklärt, wie wichtig die Angelegenheit ist.«
    »Sie ist nicht nur wichtig. Sie ist sensibel, schwer hantierbar und erfordert wechselseitiges Vertrauen«, sagte Carl mit einem feinen Lächeln, das alles mögliche bedeuten konnte, vor allem da er es in Verkörperung seiner Theaterrolle sagte.
    »Nun?« erwiderte der Kapitän zur See ruhig, faltete die Hände auf dem Bauch und lehnte sich leicht zurück, um sich alles anzuhören.
    Jetzt kam es darauf an. Die nächsten Minuten waren entscheidend. Wenn es Carl gelang, praktische Details zu diskutieren, hatte er es geschafft. Aber bis dahin war es noch weit.
    Carl begann mit der Beschreibung, wie seine Abteilung, also die Kollegen in Schweden, einer die Sicherheit des Landes

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