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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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WEGEN KÖRPERVERLETZUNG ANGEKLAGT wurde auf der Titelseite hinausgeschrien.
    Der geschädigte Saufbold, der als Uhrmacher vorgestellt wurde, äußerte sich im Innern des Blatts und sprach von Prinzipien und dem Staat und der Gerechtigkeit. Es hatte den Anschein, als hätte man ihm die Worte in den Mund gelegt.
    In einem Kasten neben dem Text grübelte ein Reporter über die Möglichkeiten von Prominenten nach, sich immer wieder herauszuwinden. Er fragte, ob das Gericht es wagen werde, die Lebensgefährtin eines Nationalhelden zu verurteilen, oder ob es dem angeblichen Druck der öffentlichen Meinung nachgeben werde.
    Die Artikel, die ganz unzweideutig eine Verurteilung forderten, stammten aus der Feder von Per L. Wennström, dem Mann, der einmal fast einen Weltkrieg herbeigelogen hatte, wie Carl die verschiedenen Einsätze dieses Abendzeitungsreporters eher vorsichtig beurteilte.
    »Ich werde diesen Scheißkerl umbringen«, sagte Carl mit verkniffenen Lippen. Der Anblick jagte Eva-Britt namenlose Angst ein. Sie hatte diesen Ausdruck noch nie in seinem Gesicht gesehen; sie wußte, daß er, gerade er, tatsächlich bei einer unbekannten Anzahl von Gelegenheiten getötet hatte. Wenn irgendein beliebiger Bürger so etwas sagte, brauchte man sich deswegen keine Sorgen zu machen. Doch Carl sah tatsächlich so aus, als meinte er es ernst.
    »Komm, komm, immer mit der Ruhe«, versuchte sie zögernd. Er sah aus, als hätte er so überraschend wie selbstverständlich sein normales Ich wiederhergestellt, als hätte er nur aus Versehen kurz seinen Dracula-Reißzahn gezeigt.
    »Du darfst so etwas nicht sagen, Carl. Gerade du kannst dir das nicht leisten«, fuhr sie weich fort und schob dann noch einen mißlungenen Scherz nach. »Vergiß nicht, daß du fast mit einer Polizistin verheiratet bist.«
    »Lebensgefährtin steht in Expressen «, entgegnete er matt, als hätte ihm der Zorn Kraft geraubt. »Nein, ich habe das natürlich nicht buchstäblich gemeint. Aber diese Schakale machen mich wahnsinnig. Na schön, jetzt müssen wir den besten Anwalt anheuern. Ich regle das. In Ordnung?«
    Sie stand auf, ohne etwas zu sagen, strich ihm über die Wange, nahm ihm die Einkaufstüten ab und ging in die Küche, als wüßte sie, daß er ein paar Minuten allein sein mußte, bevor er zu ihr kam, um bei der Vorbereitung des Essens zu helfen.
    Sie hörte Musik aus dem Wohnzimmer, während sie die Lebensmittel auspackte. Die Musik war disharmonisch und nicht so schön wie sonst, wenn er nach Hause kam. Nach ein paar Minuten erschien er in der Küche.
    »Was für Musik hast du da aufgelegt?« fragte sie und suchte unter den Gewürzen, um etwas zu finden, was vielleicht zu Wildschwein paßte.
    »Das erste Trompetenkonzert von Schostakowitsch«, erwiderte er. »Ungewöhnliche Musik, so etwas wie eine absurde Zusammenfassung des Lebens, Gewalt und Spaß, Humor und Burleske, unglaublich sentimental, parodistisch, wild, ruhig, alles mögliche in einer einzigen, phantastischen Mischung. Wir können uns das mal zusammen anhören. Rosenkohl oder feine junge Erbsen?«
    Sie aßen lange und sprachen darüber, wie es wäre, mit einem kleinen Kind im Korb zu segeln, ob es gefährlich sei und ob sie gemeinsam Urlaub nehmen könnten. Sie trank Wasser und er Burgunder, und als wäre es selbstverständlich, ließen sie den Abwasch stehen, gingen ins Schlafzimmer und liebten sich, bis sie einschliefen. Als wäre auch das selbstverständlich gewesen.
    Er verkleidete sich langsam und methodisch zum Original von Carl Gustaf Gilbert Hamilton, Fregattenkapitän in der operativen Sektion beim Nachrichtendienst der schwedischen Streitkräfte. Das bedeutete folglich Uniform.
    Dann trat er ans Fenster, zog die weißen Tüllgardinen auseinander und sah auf die Karl Johans Gate hinunter. Er hatte im Hotel Nobel ein Zimmer mit Eckfenstern erhalten, das sich die Nobel-Suite nannte, wie es in zierlicher Schreibschrift auf einem Schild an der Tür hieß.
    In einer Schlafnische stand ein großes Doppelbett in bäuerlichem Stil mit gemalten Dekorationen. Der Rest war Wohnzimmer.
    Dort unten im Sonnenschein flanierten die Norweger: irgendein beliebiger schöner Tag in Oslo, nichts Besonderes würde sich heute ereignen.
    Drei goldene Dolche auf rotem Grund sowie ein herzförmiger Schild mit der königlichen Krone darüber, das war Forsvarets Overkommando oben auf Akershus. Carl hatte noch etwas Zeit. Er ging entschlossen zum Telefon und rief den teuersten Rechtsanwalt in Stockholm

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