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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zu spezifizieren, was die »Operation« taktisch bedeutete. Anschließend rief er Joar an. Beide sollten sich um acht Uhr am nächsten Morgen einfinden.
    Dann telefonierte er nach Hause, sagte, er werde erst spät kommen, und fuhr mit einem Taxi zum Grand Hotel.
    Sie war da, was ihn nicht im mindesten überraschte. Er hatte das Gefühl, auf eine Katastrophe zuzusteuern, und gerade deshalb sollte kein Zufall ihn retten.
    Sie öffnete in einem weißen Bademantel, mit nassem Haar und einer Haarbürste in der Hand. Er sagte hallo, trat ein und zog die Tür hinter sich zu. Sie wich zurück und bürstete dabei weiter ihr langes, mexikanisch schwarzes Haar mit der Stahlbürste. Sie hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Wie ist das Vorstellungsgespräch gelaufen?« fragte er. Er versuchte, die Frage so klingen zu lassen, als hätte er nach einem Einkaufsbummel gefragt und nicht nach der Verwandlung des Lebens in ein Chaos.
    »Gut«, sagte sie, ohne mit dem Bürsten aufzuhören. »Wenn ich will, gehört der Job mir. Dreizehntausend Kronen im Monat. Wieviel ist das?«
    »Zweitausend Dollar. Du wirst wahrscheinlich fünftausend an Steuern bezahlen, die Miete beläuft sich auf fast dreitausend. Dann hast du noch fünftausend zum Leben, das sind achthundert Dollar.«
    »Die Miete?«
    »Ja, ich habe dir eine Wohnung besorgt. Habe den Vertrag bei mir.«
    »Die sagten mir, daß es schwierig werden würde, eine Wohnung zu finden. Sie könnten mir nicht helfen. Es gebe entweder nur sehr kleine oder sehr große Wohnungen draußen in den Vororten.«
    Sie hörte auf zu bürsten und warf das Haar mit einem Ruck in den Nacken. Dann zog sie den weißen Hotelbademantel etwas enger um sich. Sie hatte nasse Füße, und der weiche Teppich hatte eine kleine Pfütze unter ihr aufgesogen.
    »Die Wohnung liegt recht zentral in der Innenstadt, recht gutes Wohngebiet«, sagte er mit dem gleichen abwesenden Ton, mit dem er eben die Zahlen heruntergeleiert hatte. Dabei wandte er keine Sekunde den Blick von ihr. Er sah ihr immer noch in die Augen, als er seinen Mantel aufhängte, die Aktentasche auf den Fußboden stellte, seine Jacke aufhängte, das Schulterholster mit der schweren schwarzen Pistole abnahm und es in einen Jackenärmel steckte.
    Sie standen völlig still voreinander. Sie schlug mit der Haarbürste leicht auf die Handfläche. Eine Sekunde zwischen den Schlägen, als zählte sie seinen Puls, der inzwischen sicher auf sechzig gestiegen war. Er wußte nicht, wo er stehen oder mit den Händen bleiben sollte. Er lehnte sich an die Wand und stellte die Beine über kreuz. Es war unmöglich, etwas zu sagen, und ebenso unmöglich, den Blick von ihr zu wenden, obwohl er spürte, daß er sich losreißen sollte. Doch er wollte nicht, er wollte der Katastrophe nicht ausweichen.
    »Es hat wohl keinen Sinn, daß wir uns weiter etwas vormachen«, sagte sie, zunächst ernst, doch dann wagte sich ihr Lächeln hervor, das breite Lächeln mit ihren schönen Zähnen, die sich bald über ihn hermachen würden. Dann nickte sie mit einem Ruck des Kopfs in einer Sprache, die nur sie beide beherrschten.
    Sie drehte sich abrupt um und ging in Richtung Schlafalkoven, und als sie an der Sofagruppe vorbeikam und zu dem großen Doppelbett abbog, von dem er bei seinem früheren Besuch nur einen Blick erhascht und das er kaum anzusehen gewagt hatte, ließ sie den Bademantel zu Boden gleiten.
    Er folgte ihr zögernd, fingerte unbeholfen an seinen Hemdknöpfen herum und versuchte sich beim Gehen die Schuhe von den Füßen zu treten.
    Sie riß die große Decke mit einem einzigen kräftigen Ruck zur Seite, rollte sich aufs Bett und legte sich auf die Seite. Sie sah ihn amüsiert an, während er nervös und unter Mühen aus den Kleidern kam.
    Er zögerte, als er nackt vor ihr stand, einmal weil sie die Narben seines Körpers musterte, die sie zwar bemerkte, aber offensichtlich erst bei einer späteren Gelegenheit diskutieren wollte, zweitens weil ihn plötzliche Angst überkam. Die Angst nämlich, daß es mit Tessie so werden würde, wie es oft mit Eva-Britt gewesen war, daß er nicht konnte.
    »Ich bin es doch nur«, sagte sie, als hätte sie die Besorgnis in seinem Gesicht erkannt. Sie kannte ihn besser, als jeder andere Mensch. Zumindest den Mann, der er einmal gewesen war, der er sein wollte, nicht der, zu dem er geworden war.
    Sie streckte ihm die linke Hand entgegen. Er nahm sie vorsichtig, worauf sie ihn zu sich herunterzog.
    »Du bist es nur«, murmelte er und

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