(Gummi-) Baerenstarke Kerle
merkwürdigen Art von Talkshow: „Ich gestehe!“
Ein Mann saß hinter einer Schattenwand und versicherte seiner Frau mit wimmernder Stimme, dass er nicht fremdginge und die Dessous , die sie bei ihm entdeckt hatte, gar nichts bedeuteten. Und er wusste auch überhaupt nicht, wie die da hingekommen waren!
Die Tochter, hinter einem kleinen Tresen neben der Mutter stehend, f ing an zu heulen und erzählte, sie hätte Papa mit ausgestopftem BH und Glitzerhöschen vor dem Schlafzimmerspiegel tanzen sehen. Er hätte ihr gesagt, er wolle zum Fasching, aber sie würde ihm nicht glauben!
Daraufhin fließen auch bei Papa hinter der Wand die Tränen !
Sein starker Überbiss und sein fliehendes Kinn ließen sein Schattenbild wie eine Comicfigur wirken.
Er bricht zusammen und gesteht seinen Fetisch: Damenunterwäsche!
Er wurde nur noch geil in BH und Strapsen!
„Ach, wie schön!“ , dachte ich, „es gibt noch Menschen mit verworrenerem Privatleben als dem Meinen!“
Außerdem gibt es genug Leute mit echten Problemen. Gähnend kraulte ich Alibaba zwischen den Ohren. Da, Tim stand am Stubenfenster und winkte. Ich winkte zurück und stand auf , um ihn reinzulassen.
Aber Nick stand plötzlich hinter ihm. Ich wollte „Vorsicht“ brüllen, aber da war es schon zu spät. Ich stand da wie gelähmt und musste mit ansehen wie Nick Tim mit einer Leine aus BHs und Höschen fesselte, ihm einen Stringtanga in den Mund stopfte um sich dann auf den Weg zur Haustür zu begeben. Er rüttelte und klopfte, trommelte wie wild mit den Fäusten gegen das Milchglas. Ich fürchtete gleich ein Splittern zu hören und er würde neben mir stehen. Stattdessen hörte ich: „Sarah du hast den Schlüssel wieder stecken lassen! Wieso bist du überhaupt schon wieder da? Ich sollte doch den Kater füttern!“
Verwirrt schlug ich die Augen auf. Was ist los? Katzenfutter! Hä?
Ursula? Ja, nee.
Nick hatte sich wie Freddy Krüger in meine Träume geschlichen.
Mein Unterbewusstsein zeigte mir deutlich meine Angst vor der anstehenden Verhandlung. Meine Verdrängungstaktik hatte definitiv nicht funktioniert!
Der Donnerstag wird verschlafen , beschloss ich und öffnete Ursula die Tür.
Kopfschüttelnd sah sie in mein zerknautschtes, verschlafenes, verheultes Gesicht mit schwarzen Mascaraschlieren auf den Wangen.
„WAS? Was hat er dir angetan oder du ihm?“, bohrte sie, schubste Alibaba von der Couch und gesellte sich zu mir. „Los, erzähl!“
I ch begann mit meinen guten Vorsätzen und kam über den Nachbarn im Flur zu Carmen mit dem Puschelnachthemd und fing wieder an zu heulen!
„Arschloch!“ , entfuhr es Ursula, „ich mach erstmal Kaffee!“
Wenn ich Ursula nicht hätte! (Dann säße ich jetzt noch ganz brav in meinem Büro, würde Blumen verschicken und Stefan anschmachten!)
„So lasset die verlorenen Träume ziehen“, sinnierte ich.
„Magst du Frühstück? Soll ich Brötchen holen?“ , mischte sich Ursula in meine aufkeimenden Depressionen.
„N ee, danke! Wir hatten eine lange Nacht und müssen Schlaf nachholen. Die Anspannung hat mir außerdem auf den Magen geschlagen“, gähnte ich.
„Och ja, die blöde Kuh, aber was hast du noch so lange gemacht? Bist du sinnlos durch die Gegend gefahren in der Hoffnung, dass sie dir vor’s Auto springt?“, versuchte sie meine Nacht zu rekonstruieren.
„Du hast nicht den Hauch von einer Spur!“ , erwiderte ich geheimnisvoll.
„Ich bin Erzengel Gabriel begegnet und s ollte den bösen Mächten den Garaus machen!“
„Was? Spinnst du? Hast du Drogen genommen, oder so?“ , quäkte sie mich an.
„Im Ernst, ich bin an eine Sekte geraten, die sich Engelsfarben nennt und sollte was auch immer von denen werden. Auf jeden Fall waren die auf mein Geld scharf. Wenn Lohengrin nicht gewesen wäre , dann läge ich jetzt vielleicht auf deren Opferaltar und würde bei schummrigem Licht, muffigem Räucherstäbchengestank und jauliger Gruftmusik meine Organe spenden!“ Ich erstattete ihr müde Bericht und nach einigen Ohs und Ahs und „Wie konntest du nur!“ schlief ich auf der Couch ein.
Ich hatte Ursula versprochen , abends bei ihr vorbeizuschauen, mit oder ohne Tim. Sie wollte mich seelisch und moralisch auf morgen vorbereiten und mir bei der Verhandlung beistehen. Hatte ich durchaus nichts dagegen! Hauptsache sie sprang nicht ungefragt auf, um dem Richter ihre Meinung zu sagen. Aber warum sollte sie?
Ich schlief unruhig.
Meine Träume waren wirr und drehten sich weiterhin um
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