(Gummi-) Baerenstarke Kerle
ließ mich stehen.
Wahnsinnig, er machte mich wahnsinnig!!!
„Toast oder Croissants, mein Schatz?“, flötete er mir zu.
„Den Schlüssel hätte ich gern“ , rief ich vergrätzt, „und zwar weder auf Toast noch mit sonst irgendwas!“
„Ich fahr dich nachher rum! Keine Eile.“ Es schien ihm Spaß zu machen , mich hier zappeln zu sehen. Er dachte wirklich, ich würde mich vor ihm in Grund und Boden schämen! Was für ein riesen Ego dieser Mann haben musste!
Ich versuchte es ein weiteres Mal, ganz ruhig: „Könntest du bitte die Tür öffnen? Sonst steig ich durchs Fenster!“
Er öffnete! Die Küchentür!
„Komm doch her, zu zweit macht Kochen mehr Spaß! Außerdem sind die Fenster zur Straße hin nicht zu öffnen, damit hier so leicht keiner einbricht. Nur die zur Steilküste kann man kippen. Aber da möchtest du nicht runter, oder?“ Er stand im Türrahmen und lächelte.
Ausgebeten! Mir reichte es jetzt!
Als er sich wieder dem Toaster widmete, schaute ich mich um. Im Flur ging kein weiterer Weg nach draußen, ich ging ins Wohnzimmer.
Hier war ein Kamin. War ich der Weihnachtsmann? Da kam ich nicht durch! Daneben war ein Kaminbesteck und ein Stapel Feuerholz.
Auf dem Stapel sah ich ein Paar Arbeitshandschuhe. Perfekt!
Die Handschuhe stülpte ich über, holte mir den Feuerhaken und einen schweren Holzscheit. Damit schlich ich leise zurück in den Flur.
Die Küchentür war zugefallen, ich hörte Stefan pfeifen.
Den Feuerhaken platzierte ich so unter der Klinke, dass sie sich nicht mehr runterdrücken ließ. Dann rannte ich zum Fenster und rammte mit dem Scheit und aller Gewalt, die ich aufbringen konnte, die Scheibe.
Außer einem riesigen Bums passierte kaum etwas.
Doch! Die Scheibe hatte einen Riss!
Ich hörte Stefan an der Tür rütteln.
Schnell, noch mal!
Das Glas zerbarst und Splitter rieselten herab.
Ich entfernte ein paar gefährlich aussehende Spitzen und kletterte nach draußen.
„Bist du verrückt!“ , brüllte Stefan und trat gegen die Tür.
„Das dürftest du inzwischen mitbekommen haben! Also frag nicht so doof! Übrigens ich kündige!“ , rief ich, vergnügt über seinen Wutanfall.
Die Handschuhe warf ich in die Scherben und dann hastete ich den Sandweg Richtung Straße entlang.
Ich fühlte mich frei, frei wie noch nie zuvor in meinem Leben!
Nicht nur weil ich Stefans Gefängnis entkommen war, nein, sämtliche Geheimnisse waren gelüftet und einen Chef hatte ich auch nicht mehr.
Keiner würde mich mehr rumkommandieren und ich konnte tun und lassen, was ich wollte!
Meine Beine hatten einige kleine Schnittwunden erlitten und mein Ellenbogen blutete leicht. Durch den Adrenalinstoß hatte ich zuerst nichts davon gespürt. Schade um das schöne Kostüm!
Trotzdem lief ich so schnell es eben auf Pumps im Kies möglich war zur Hauptstraße.
Nachdem ich den Kies hinter mir gelassen hatte und endlich wieder Asphalt unter meinen Schuhen spürte, ging es schneller voran.
In ca. 100 Meter Entfernung war ein Supermarkt zu sehen, wenn ich mich nicht täuschte hatte er zwei Zufahrten, eine von dieser Nebenstrecke und eine von der Hauptstraße. Dort konnte ich abkürzen, vielleicht stand dort sogar ein Taxi!
Es war schon Mittag! Hoffentlich erwischte ich Felix noch!
Der Parkplatz war leer, der Markt war geschlossen! Ein großes Schild hing davor: „Wir vergrößern für Sie unsere Ausstellungsfläche! Aus diesem Grund bleibt unsere Filiale in der Zeit vom 13. Juli bis zum 20.August geschlossen! Bitte haben Sie Verständnis und besuchen Sie uns in der…!“ Eine kurze Wegbeschreibung zu einer nahe liegenden Zweigstelle folgte, das interessierte mich aber nicht weiter.
Immerhin kam ich über den Parkplatz auf die andere Seite.
Kein Taxi in der Nähe und auch kein Telefon! Mein Handy lag warm und trocken auf meinem Wohnzimmertisch. Bravo, das erste Mal, dass ich es wirklich brauchte!
Gegenüber der Parkplatzausfahrt stand ein Wegweiser, Lübeck rechts, ich folgte der Landstraße also in die entsprechende Richtung.
Wie wär’s mit dem Bus? Wenn es keine andere Möglichkeit gab, würde ich mich dazu herablassen in einen Bus einzusteigen, dachte ich.
Es war keine Haltestelle in Sicht! Also hatte ich noch nicht mal die Möglichkeit mich herabzulassen!
Verdammt, mir taten die Füße weh und ich braucht e jede Menge Pflaster.
Meine freiheitliche Hochstimmung war verflogen und die Realität hatte mich wieder. Das Leben war furchtbar und gemein! Was erzählte ich Felix, warum
Weitere Kostenlose Bücher