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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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seinen Eltern vorbeigekommen, kam er regelmäßig oder immer überraschend? Vielleicht sollte er ja das Opfer sein.«
    »Mühlberg?«, brachte Wiener seinen Lieblingsverdächtigen wieder ins Spiel.
    »Mühlberg? Wieso ausgerechnet er?« Nachtigall setzte sich zurück an den Tisch.
    »Um den leibliche Vater verschwinde zu lasse. Er würd in diesem Fall eine Witwe heirate, die mindestens ein Kind in die Ehe mitbringt. Das ist doch viel angenehmer, als eine Frau zu heiraten, deren Ex ständig in die Kindererziehung reinredet.«
    »Mühlberg. Hm. Ich mag ihn auch nicht«, bekannte Skorubski. »Aber nur weil er uns unsympathisch ist, dürfen wir ihn nicht des Mordes verdächtigen.«
    »Ohne den Kleine hätt er halt unbelastet ein neues Leben beginne könne«, gab Wiener zu bedenken. »Dem Freund hatte er ja scho die Frau ausg’spannt.«
    »Hört auf!« Nachtigall beendete die Spekulationen. »Er hätte nur einfach ›uncool‹ sein müssen und schon wäre Maurice gerne bei seinem leiblichen Vater geblieben. Ganz ohne Mord. Wir werden sein Alibi checken und gut.«
    »Wär er dem Junge gegenüber unfreundlich g’wese, hätt die Mutter ihn am Ende nicht mehr heiraten wolle.« Wiener grinste wissend. »Mütter reagiere in solche Frage manchmal völlig überzoge!«
     
    »Alles grau«, beschwerte sich Skorubski etwas später. »Und es regnet.«
    »Glaubst du, das Gespräch fiele uns bei Sonnenschein leichter?«, fragte Nachtigall perplex zurück.
    »Quatsch. Der Tod eines Kindes bleibt bei jedem Wetter eine Katastrophe, das ist doch klar. Nein, es geht um meine Frau. Du weißt, seit die Kinder aus dem Haus sind, ist sie psychisch etwas angeschlagen. Und genau diese Art Wetter schlägt ihr auf die Stimmung. Das Problem beschäftigt uns schon seit dem Herbst.«
    »Damit steht sie nicht allein. Ich habe gerade erst einen Bericht über Lichtduschen gehört. Man setzt sich davor und schaut in ein helles Licht, mindestens 10.000 Lux. Bei vielen Betroffenen scheint das zu helfen.«
    »Ach? So einfach soll das sein? Wo bekommt man so etwas denn?«
    »Das weiß ich nicht genau. Guck doch im Internet. Oder du fragst im Sanitätshaus.«
    »Mach ich. Wenn es hilft, ist mir alles recht. Und wie sieht es bei dir aus? Frisch verheiratet und bald Großvater, müsstest du dich eigentlich ganz wohlfühlen«, fragte Skorubski seinen Kollegen aus.
    »Das stimmt. Ich bin sehr glücklich. Conny hat mich endlich geheiratet! Es war ja keineswegs sicher, und bis zum Jawort habe ich noch gezittert, weil ich dachte, sie könnte es sich noch einmal anders überlegen! Und meine Jule heiratet ihren Emile – manchmal glaube ich, das ist alles nur ein Traum! Rundum perfekt – fast. Fehlt noch das hoffentlich gute Ende von Jules Schwangerschaft. Und wenn man davon absieht, dass ich nun für zwei Tage Strohwitwer bin. Frau und Tochter machen einen Kurztrip nach Berlin – zum Shoppen. Männer stören da bloß. Nestbautrieb.«
    Skorubski lachte kehlig. »Das stehst du schon durch.« Er parkte das Auto in der Zufahrt des Herrenhauses und sah an der abweisenden Fassade hinauf.
     
    Auf ihr Klingeln erfolgte keinerlei Reaktion. »Niemand zu Hause. Vielleicht sind sie zum Arzt gefahren«, spekulierte Skorubski.
    »Und das Personal? Der Sohn?« Nachtigall schlug verdrossen den Jackenkragen hoch.
    »Der Sohn ist möglicherweise bei der Kleinen im Krankenhaus.«
    Sie versuchten es erneut.
    »Ich glaube, ich höre Schritte«, erklärte Nachtigall. »Ist wohl doch jemand im Haus.«
    Wenig später wurde geräuschvoll ein Schlüssel gedreht und das graue, missmutige Gesicht Olaf Gieselkes schob sich in die Kälte. Die beiden Kriminalbeamten wichen einen Schritt zurück. Es hatte den Anschein, als wolle der Großvater die schwere Tür einfach wieder zuschlagen. Dann atmete er aber tief durch und fragte heiser: »Sie?«
    »Guten Tag, Herr Gieselke. Wir bedauern außerordentlich, dass wir Sie stören müssen. Wir haben noch ein paar Fragen.«
    Der alte Mann gab ein Geräusch von sich, das dem Knurren eines Hundes sehr ähnelte, ließ die beiden Ermittler jedoch eintreten. Mit schlurfenden Schritten führte er die ungebetenen Gäste ins Wohnzimmer.
    »Ihr Sohn ist nicht zu Hause?«, fragte Nachtigall und erntete einen vernichtenden Blick.
    »Nein. Er wollte wohl Annabelle besuchen«, schnappte der Großvater verbittert.
    »Geht es Ihrer Frau etwas besser?«
    »Was glauben Sie wohl? Ihr Enkelchen ist tot! Und sowohl Sie als auch unser sauberer Herr Sohn geben uns die

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