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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Schuld daran! Es geht uns fantastisch!«
    Herr Gieselke dirigierte die Besucher zum Sofa und ließ sich selbst schwer in einen Sessel fallen.
    »Wir wissen inzwischen, dass mehrfach auf Ihren Enkel gefeuert wurde.«
    Der Großvater stieß ein lautes Röcheln aus. Nachtigall wartete ein paar Sekunden, bis er seine erste Frage stellte. »Wie konnte jemand an den Schlüssel für den Waffenschrank kommen? Nicht einmal die Angestellten kennen die Kombination für den Safe«, eröffnete Peter Nachtigall das Gespräch.
    »Glauben Sie bloß nicht, dass ich nicht selbst pausenlos darüber nachdenke! Mein Sohn ist der Überzeugung, ich sei senil und hätte vergessen, den Schlüssel abzuziehen. Aber – ich kann mir viele Dinge vorstellen, die mir passieren könnten, zum Beispiel die Herdplatte nicht auszuschalten, die Katze versehentlich in einem Raum einzusperren, einen Termin zu versäumen. Niemals jedoch würde ich den Schlüssel im Schloss des Waffenschrankes vergessen! Erst recht nicht, wenn die Kinder da sind. Ich bin in diesem Punkt zwanghaft.« Die Pause dehnte sich zu einer langanhaltenden Stille. »Natürlich werde ich älter. Ich habe vor einigen Tagen alle Gewehre gereinigt und überprüft, die Munitionsbestände geordnet und manches nachbestellt. Ich war sicher, den Schrank verschlossen zu haben.« Er fuhr sich mit beiden Händen hart übers Gesicht und flüsterte: »Doch nun plagen mich Zweifel.«
    »Angenommen, es wäre einem Eindringling gelungen, unbemerkt ins Haus zu kommen – könnte er den Schlüssel zufällig gefunden haben?«, wollte Skorubski wissen.
    »Nein. Auf dem Anhänger steht ›Gartentor‹. Allerdings wollte ich damit eigentlich Diebe narren. Einige meiner Gewehre sind sehr teuer.«
    »Auch das, mit dem Ihr Enkel erschossen wurde?« Als er sah, wie der Großvater heftig zusammenzuckte, fügte Nachtigall entschuldigend hinzu: »Ich weiß, dass solche Fragen sehr schmerzhaft sind. Dennoch muss ich sie stellen.«
    »Eine Pumpgun. So wertvoll ist die nicht.« Olaf Gieselke erhob sich ächzend und zog ein Buch aus dem Regal. »Ich gehe davon aus, dass Sie sich nicht gut mit diesen Waffen auskennen. Eine Pumpgun hat den großen Vorteil, dass Sie nur einmal laden müssen. Danach können Sie feuern, bis das Magazin leer ist.« Er schlug das Buch auf und zeigte auf einige Abbildungen. »Bei denen hier ist das anders. Sie laden für jeden Schuss neu. Das dauert. Manchmal, wenn der erste Schuss nicht richtig getroffen hat, bleibt dem Wild Zeit genug, im Unterholz zu verschwinden, bis die Ladeprozedur abgeschlossen ist. Das ist für den Jäger gefährlich. Sie folgen der Schweißspur und können auf einen zornigen Keiler treffen. Das ist wahrhaft kein Vergnügen. Der Jäger kann dabei ernsthaft verletzt oder gar getötet werden.«
    Nachtigall, der für die Jagd nur wenig Sympathie aufbrachte, ertappte sich dabei, wie er für das Tier votete. Seinem Charakter entsprechend, ergriff er für den Schwächeren Partei.
    »Das bedeutet, der Täter hätte so oft abdrücken können, bis das Opfer tot war.«
    Olaf Gieselke nickte traurig.
    »Zeigen Sie mir jetzt bitte, wo Sie den Schlüssel aufbewahren.«
    Steifbeinig setzte der Hausherr sich in Bewegung. Schweigend folgten ihm die beiden Ermittler ins obere Stockwerk. Vor der Tür zum Arbeitszimmer hielt Gieselke mit einem Ruck an. »Die Tür ist versiegelt.«
    »Ist schon in Ordnung«, beruhigte ihn Skorubski und schloss die Tür zum Arbeitszimmer auf. Mit einem leisen Ratschen riss das Siegel.
    Zielstrebig trat Olaf Gieselke ans Regal und nahm ein paar Buchattrappen heraus. Seine Augen wichen der Zeichnung und dem Fleck auf dem Boden beharrlich aus.
    »Hier«, erklärte er, und Hoffnungslosigkeit lag in seiner Stimme. »In diesem Safe.«
    »Er hat einen Zahlencode.«
    »Ja, einen einfachen. Meinen Geburtstag.«
    »Das ist aber nicht sehr originell!«, monierte Albrecht Skorubski.
    »Du lieber Himmel! Der kleine Safe sollte doch nur eine zusätzliche Hürde sein!«, rechtfertigte sich der Großvater. »Hätte ich geahnt …« Mit einer raschen Bewegung wischte er sich über die bartstoppelige Wange.
    »Das bedeutet, der Täter muss entweder von diesem Safe gewusst und die Kombination gekannt haben – oder er probierte Ihr Geburtsdatum auf gut Glück aus«, dachte Nachtigall laut nach. »Das ist für meinen Geschmack ein bisschen viel auf gut Glück für einen Einbruch.«
    »Mein Geburtsdatum können Sie ohne Probleme im Internet finden. Auf der Website von

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