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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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aggressiv durch die Luft. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, ein Wolf macht sich auf den weiten Weg in den Spreewald, um ausgerechnet Kramstätters Schafe zu reißen. Nicht eines der Tiere war auch nur angeknabbert!«
    »Mein Chef hat sogar neulich gedroht, wenn ich weiter bei den Wolfswächtern mithelfe, wird er mir kündigen. Eine Begründung fällt ihm dann schon ein, hat er gelacht!«, berichtete Mandy mit zitternder Stimme. »Er meint auch, die ›Viecher‹ seien gefährlich. Viecher!«
    Die kleine Runde raunte empört.
    »Du liebe Güte! Nun ist es endlich gelungen, die Wölfe wieder anzusiedeln, und prompt schreit das Jägervolk nach dem Abschuss – ist ja wie bei Bruno!« Wolfgangs Gesicht rötete sich zunehmend. »Den armen Bären haben sie auch gekillt, obwohl er niemanden angegriffen hatte. Und alle Welt weiß, dass der Wolf dem Menschen am liebsten aus dem Weg geht.«
    »Klar! Und dann gucken sie die ganze Zeit fern. Arved Fuchs und seine Expedition. Und was sehen sie da? Polarwölfe, die der gesamten Truppe auf Schritt und Tritt folgen, nur auf eine günstige Gelegenheit zu warten scheinen, um sämtliche Teilnehmer zu erledigen und zu fressen! Es ist unfassbar!«, schäumte Sebastian.
    »Dabei kann man das gar nicht vergleichen! Polarwölfe sind im Vergleich zu unseren riesig! Und die Wölfe in den Abruzzen sind im Verhalten ganz anders als unsere. Erik Zimen hat sogar fest daran geglaubt, dass sie uns Menschen durchschauen und unser Verhalten bei ihren Aktionen mit einplanen. Und der chinesische Wolf ist groß und aggressiv – dessen Auftreten hat nichts mit dem unserer Wölfe zu tun!«
    »Das wissen die meisten aber nicht!«
    »Wir schweifen ab!«, beschwerte sich Flocke. »Das sind Dinge, die wir doch alle wissen!«
    »Jaha – wir schon! Aber in der Zeitung steht nie ein Wort über die großen Unterschiede der Wolfpopulationen. Dabei fängt das ja schon mit der Größe und dem Gewicht der Tiere an!«, murrte Khalil. »Wer weiß denn schon, dass in Ägypten Wölfe leben, die es mal auf ganze 20 Kilogramm Lebendgewicht bringen! Die in Alaska und Sibirien wiegen über 80 Kilo!«
    »Na ja – es gibt schon welche, die Beutetiere erlegen können, die bis zu fünfzehnmal größer sind als sie selbst. Elche zum Beispiel.«
    »Ja, ja – und andere fressen ihr Leben lang nur irgendwelche Insekten oder kleine Säugetiere. Mäuse! Das klingt in meinen Ohren nicht gefährlich!«, warf Wolfi gereizt ein.
     
    »Wie soll es nun weitergehen?«, brachte Mandy die Gruppe wieder zum eigentlichen Thema ihres Treffens zurück und sah aufmunternd in die Runde.
    »Der Korbinian Nagel hat Angst«, stellte Sebastian klar.
    »Logisch. Hätte ich auch. Selbst wenn es ein Hund ist, kann er beträchtlichen Schaden anrichten.«
    »Kriegt er eigentlich auch eine Entschädigung, wenn es ein Hund war, oder gilt das nur bei einem Wolfsangriff?«, erkundigte sich Khalil.
    »Ich weiß es nicht genau – aber wahrscheinlich nur, wenn es ein Wolf war. Bei einem Hund wird der Besitzer des Streuners aufkommen müssen. Und es muss wohl ein Zaun um die Weide gewesen sein.«
    »Die Bauern wollen sich jedenfalls auf die Lauer legen«, erklärte Clemens. »Das haben sie in der letzten Nacht beschlossen.«
    »Aber ich habe mir da was überlegt. Also …« Wolfgang entwickelte den Freunden seinen Plan in allen Details. Schon nach den ersten Erläuterungen zog ein zufriedenes Lächeln über die Gesichter der Wolfswächter.
    Genial. So konnte es gehen!

15
    Michael Wiener erklärte der Sachbearbeiterin sein Problem. »Maurice Gieselke wurde ermordet. Wir versuchen herauszufinden, ob es einen möglichen Zusammenhang mit dem Sorgerechtsprozess geben könnte.«
    »Ermordet?« Ungläubig starrten ihn die blauen Augen Gesine Wagners an.
    »Erschossen.« Er wartete, bis seine Gesprächspartnerin diese Nachricht erfasst hatte.
    »Ja, aber das ist ja entsetzlich! Ein so süßer Junge.«
    »Wir müssen versuchen, uns ein Bild über die Lebensumstände des Kindes zu machen. Dabei könnten Sie uns helfen.«
    »Und Sie glauben, der Grund für seinen Tod verbirgt sich in unseren Akten?«
    Wiener bemühte sich um einen einfühlsamen Ton, der seine Ungeduld verbergen sollte. »Es ist immer schrecklich, wenn man jemanden durch einen gewaltsamen Tod verliert. Besonders, wenn es sich dabei um ein Kind handelt.«
    »Die ganze Familie war irgendwie nett. Es war schade, dass sie sich unbedingt scheiden lassen wollten. Eigentlich fand ich, die passten richtig gut

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