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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Kanada neue bekäme«, ereiferte sich Wiener. »Aber im Regal standen DVDs. Zum Lernen, sagte der neue Papa, denn Kinder müssten heutzutage von klein auf mit dem Computer vertraut gemacht werden. Also ehrlich – der Junge kann noch nicht lesen, geht noch nicht zur Schule, soll aber am Computer lernen!«
    »Nun, in Kanada ist es vielleicht notwendig, dass bereits die Kleinsten mit dem PC umgehen können«, versuchte Nachtigall, den Kollegen zu beruhigen.
    Wiener schob ein wenig trotzig die Unterlippe vor. »Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass dieser Herr Mühlberg außerordentlich gut über den Tatort Bescheid wusste. Gut«, räumte er ein, »so übermäßig erstaunlich ist es nun auch wieder nicht. Er war oft bei den Gieselkes zu Gast. Aber wir sollten das im Hinterkopf behalten.«
    »Glaubst du, er hat den Jungen erschossen?«, fragte Nachtigall ernst.
    »Ach, nun nagle mich nicht gleich auf so was fest!«
    »Ich war bei Annabelle. Sie spricht nach wie vor nicht. Auch nicht mit den Ärzten im Klinikum. Doch sie träumt und letzte Nacht rief sie wohl etwas über einen schwarzen Mann, der durch den Garten rennt«, fasste Nachtigall kurz zusammen.
    »Also hat sie tatsächlich den Täter gesehen!«, meinte Skorubski. »Auf der Flucht, nach dem Schuss.«
    »Nicht unbedingt«, dämpfte Nachtigall die aufkeimenden Erwartungen der beiden Kollegen. »Die behandelnde Ärztin ist nicht der Meinung, die Äußerung habe zwingend mit unserem Fall zu tun. Es könne sich ebenso gut um eine Erinnerung an einen längst vergangenen Vorfall handeln. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als auf eine Besserung ihres Zustandes zu hoffen. Wir brauchen Geduld.«
    »Und es gibt noch immer keine neue Prognose zur Dauer?«, fragte Skorubski gereizt.
    »Nein.«
    Peter Nachtigall schlug eine neue Seite am Flipchart auf. »Der Täter kam von außen. Was zum Teufel wollte er?«
    »Dr. Pankratz ist also sicher, dass Maurice sich nicht aus Versehen selbst getötet hat?«, hakte Wiener nach.
    »Ja«, Nachtigall stockte und zögerte, die schrecklichen Einzelheiten, die er erfahren hatte, zu wiederholen. »Er hat mir erklärt, der Schusskanal beweise eindeutig, dass der Junge sich die tödliche Verletzung unmöglich selbst beigebracht haben kann – außerdem wurden insgesamt drei Schüsse auf das Opfer abgegeben. Einer aus kurzer Distanz, zwei mit fast aufgesetztem Lauf. Der erste war bereits tödlich.«
    Eine Weile war nur das Atemgeräusch der drei Männer am Tisch zu hören.
    »Hm, dann gibt es wohl keinen Zweifel. Der Täter wurde von Maurice überrascht und wollte den Einbruch vertuschen«, schlug Skorubski vor. »Der Junge hätte ihn womöglich identifizieren können.«
    Nachtigall notierte den Punkt.
    »Mordabsicht!«, rief Wiener.
    »Das musst du erklären! Wer soll ein Kind ermorden wollen?«, forderte Skorubski vehement.
    Der Kollege antwortete prompt. »Maurice muss ja überhaupt nicht gemeint gewesen sein. Jemand hatte es auf Olaf Gieselke abgesehen und stieß zufällig auf den Jungen. Er musste ihn zum Schweigen bringen. Nach dem Schuss entglitt dem Täter die Situation. Er war schockiert über den Tod des Kindes, geriet in Panik bei dem Gedanken, der Junge lebe womöglich noch, schoss weiter und floh. Dabei wurde er von Annabelle beobachtet.«
    Skorubski murrte. »Zwei Schüsse aus direkter Nähe. Er wollte sichergehen, dass das Kind tot war. Darin erkenne ich keine ungeordnete Panikreaktion.«
    »Oder es ging um das Rezept für die Gurklinge!«, erklärte Wiener und berichtete von seinem Gespräch mit Erika Münzer.
    »Ein geheimes Rezept? Gut, wir haben also einige Fragen, die wir Herrn Gieselke noch stellen sollten. Wenn wir zu ihm rausfahren, klären wir auch gleich, ob etwas von Wert verschwunden ist, ob er Feinde hat und wer das Versteck des Schlüssels kannte. Wolfgang Maul zum Beispiel. Er behauptet, der Schlüssel zum Waffenschrank war in einem Safe verwahrt und er kenne die Kombination nicht.«
    »Frau Maul ist der Ansicht, die Großeltern könnten beide ein Motiv gehabt haben, ihren Enkel zu töten«, begann Skorubski zögernd. »Das Erbe geht an den ältesten Sohn. Wenn der nun mit einer neuen Familie auswandert, erbt er dennoch. Ehrlich gesagt, so etwas kann ich mir nicht vorstellen. Ich halte es für Tratsch.«
    Nachtigall wiegte nachdenklich den Kopf. »Überprüfen werden wir es auf jeden Fall. Aber wenn Olaf Gieselke gemeint gewesen sein könnte, gilt das dann auch für Johannes? Wäre er ohnehin heute bei

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