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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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gemeinsam verbringen? Hast du schon gegessen?«
    »Nein. Wenn du willst, bestelle ich uns eine Pizza!«, bot Emile in so erleichtertem Ton an, dass sein Schwiegervater sich schon fast dafür schämte, so verärgert über die Störung gewesen zu sein.
    »Das könnte dir so passen! Und Conny findet wieder alle Vorurteile gegen männliche Haushaltsorganisation bestätigt. Nichts da. Schon aus Gründen der Energiebilanz ist es besser, wir kochen! Was glaubst du wohl, wie lange ich trainieren muss, um die Kalorien wieder loszuwerden!«, legte er fest.
     
    »Hast du den Katzen schon was zu fressen gegeben?«, erkundigte sich der Hauptkommissar vorsichtshalber und nahm erst dann eine Dose aus dem Schrank, als Emile den Kopf schüttelte. Zu oft hatten ihn die beiden haarigen Hausgenossen ausgetrickst. Blindes Vertrauen konnte man ihnen, wenn’s ums Fressen ging, nicht entgegenbringen. Beide Katzen drängten sich an die Näpfe heran und bald war neben ihrem Schmatzen nur noch behagliches Schnurren zu hören.
    »Wir werden uns eine Nudelpfanne zaubern. Fleischlos. Einverstanden?«
    »Ich schnipple das Gemüse«, erbot sich der Fachmann für operative Fallanalysen sofort und griff nach einem Glasbrett. Nachtigall reichte ihm ein scharfes Messer.
    »Lass mal sehen, was wir hier haben … Isst du Pilze?«
    Emile nickte.
    »Tagliatelle? Papadelle? Bavette?«
    »Am liebsten Papadelle!«
    Nachtigall setzte in einem großen Topf Nudelwasser auf, legte seinem Schwiegersohn Paprika, Tomaten und Zucchini auf die Arbeitsfläche. Die Pilze kamen aus einem Glas und mussten erst abtropfen.
    »Du bearbeitest den Fall Gieselke, nicht wahr?«
    »Ja. Im Moment wissen wir noch nicht so genau, wo wir ansetzen können. Es ist eine undurchsichtige Angelegenheit«, murrte der Hauptkommissar. »Ein Unglücksfall war es jedenfalls nicht.«
    »Mord?« Emile Couvier sah Nachtigall ungläubig an.
    »Wir können das nicht ausschließen. Möglicherweise wurde der Junge auch getötet, um ihn als Zeugen einer anderen Straftat auszulöschen. Einbruch und Diebstahl zum Beispiel.«
    »Niemand hat etwas bemerkt?«
    »Auch das ist noch unklar«, seufzte der Hauptkommissar. »Seine Schwester hat ihn entdeckt. Sie könnte uns möglicherweise eine Menge zum Tathergang erzählen, aber sie hat einen Schock und spricht zurzeit mit niemandem. Tatwaffe war ein Gewehr des Großvaters.«
    »Hm. Er wird sich große Vorwürfe machen.«
    »Sicher. Der Sohn sieht seine Eltern auch in der Verantwortung. Die Stimmung im Haus der Gieselkes ist maximal angespannt.«
    Während er die Nudeln ins Wasser tauchen ließ und das Anbraten des Gemüses überwachte, erzählte er dem jungen Mann von der Scheidung und den daraus resultierenden Verwicklungen.
    »Habt ihr schon einen Verdächtigen?«
    »Nein, nicht wirklich. Richard Mühlberg, der neue Partner von Nele Hain, ist uns unsympathisch. Aber das ist natürlich kein Kriterium. Er hat sich mit Maurice gut verstanden, hatte im Haus der Großeltern nichts verloren und ein Motiv gibt es weder für einen Einbruch noch für einen Mord. Michael hält es für möglich, dass der leibliche Vater den Kleinen erschossen hat. Das ist natürlich völliger Blödsinn!«
    »Warum? Es gibt ausreichend belegte Fälle in der Literatur, die ein solches Verhalten beschreiben.«
    Peter Nachtigall goss die Nudeln ab. In Dampf gehüllt, protestierte er: »Nein. In diesem Fall nicht. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und lebt nun mit seinem ehemals besten Freund zusammen. Über das Verhältnis der beiden Männer zueinander wissen wir noch nichts, aber seine Frau liebt er noch immer. Und die beiden Kinder auch. Er war so entsetzt! Das war bestimmt nicht gespielt. Nein, das kann ich nicht glauben. Er hat richtig geweint.«
    »Ich verstehe dich schon. Er ist Vater wie du. Aber ich möchte dir dennoch ein Szenario anbieten – nur um ein bisschen herumzudeuten. Einverstanden?«
    Sie gaben die Nudeln zum Gemüse, es zischte und Emile konnte kaum verstehen, was Nachtigall sagte.
    »Unvorstellbar. Niemals hätte ich Jule etwas antun können, selbst wenn sie damals mit ihrer Mutter … Niemals!«
    »Es ist doch nur hypothetisch.«
    »Na gut«, stimmte der Hauptkommissar unwirsch zu. Sie verteilten die Nudeln auf zwei Teller, schenkten sich je ein Glas Wein ein und nahmen am Tisch Platz. Domino und Casanova schnupperten geräuschvoll und zogen sich enttäuscht ins Wohnzimmer zurück. Gemüse! Menschen hatten eben einen sonderbaren Geschmack.
    »Dieser Mann tickt

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