Gurkensaat
Radau und unser Experiment scheitert!«
»Ist schon in Ordnung. Flocke wird mir helfen, er ist gerade hergekommen. Deine Mutter ist eben besonders – aber sind wir das nicht alle irgendwie?«
»Also machen wir es wie immer, ja?«
»Ich bin da«, versprach Mandy und ließ das Handy zuklappen.
Wie immer bedeutete, sie würde nun für ihn Brote schmieren, Kaffee in eine Thermoskanne füllen, eine Decke, einen Krimi, Licht und vieles mehr in eine große Tasche packen und nach Einbruch der Dunkelheit in der Nähe seines Hauses auf ihn warten. Friederike Maul ging gewöhnlich früh schlafen und nach den jüngsten Aufregungen sehnte sie sich besonders nach Ruhe und dem Schutz ihres Bettes. Wenn es Wolfi gelungen war, aus dem Haus zu schleichen wie ein Pubertierender mit Hausarrest auf dem Weg zur Disco, würde Mandy ihn zu dem Ort bringen, den er für ihr Vorhaben bereits ausgekundschaftet hatte.
Ein wenig frustriert wählte sie die Nummer ihrer Freundin und sagte die Verabredung zum ›Weiberabend‹ ab.
18
»Was haben wir?«, eröffnete Nachtigall wie üblich die Abschlussrunde des Tages.
»Wir habe einen verletzte leibliche Vater, dessen Sohn lieber mit dem neuen Partner der Ex-Frau lebe wollt. In Kanada!«
»Willst du damit sagen, er käme als Täter infrage?«, hakte Skorubski scharf nach.
»Nein. Nicht wirklich. Er hat außerdem ein Alibi. Er isch gar net da g’wese.«
»Haben wir das schon gründlich überprüft?« Nachtigall sah von seinen Notizen auf.
»Nein. Er war bei einer Freundin, hat er ang’ebe. Bettina Büttner. Mit der lebt er z’samme. Sie wohne in der Lipezker Straße. Ich check das morge«, antwortete Wiener und begann mit einer Liste für den kommenden Tag.
»Hat die Spurensicherung schon was geschickt?«
»Ja, hier«, meinte Skorubski und zog drei eng beschriebene Blätter Papier aus der Handakte. »Keine Hinweise auf gewaltsames Eindringen. Sie haben die Türen und Fenster gründlich überprüft. Auf dem Rasen gab es keinerlei verwertbare Spuren, nur unspezifische Eindrücke, und wenn der Täter auf dem Steinpflasterweg kam, sind ohnehin keine zu erwarten.«
»Es hat hoffentlich jemand daran gedacht, Fingerspuren vom Klingelknopf zu sichern?«
»Ja. Nur verwischte Spuren, nichts für die Computerauswertung. Und bevor du fragst, sie haben auch den Klingelknopf am Tor nicht vergessen.« Skorubski grinste.
»Aber eigentlich braucht man gar nicht zu klingeln. Du kannst überall ohne Probleme über den Zaun klettern, dazu musst du nicht einmal besonders sportlich sein«, informierte Wiener die Runde.
Nachtigall warf dem Kollegen einen besorgten Blick zu. Irgendetwas hatte sich an dessen Sprechweise geändert. Der sympathische Dialekt war kaum noch zu hören! Er würde Michael bei Gelegenheit darauf ansprechen, nahm er sich vor.
»Einen Täter ohne Schlüssel, der nicht klingeln muss und auch kein Fenster aushebelt, hat doch wahrscheinlich jemand reingelassen.«
»Hm, was ist mit dieser Katzenklappe? Johannes Gieselke hatte doch erwähnt, dass man auf diesem Weg unbemerkt ins Haus gelangen könnte.« Nachtigall sah Albrecht Skorubski erwartungsvoll an.
»Wenn überhaupt jemand da durchpasst, muss er extrem schlank sein. Ich glaube, Gieselke Junior hat diesen Weg schon seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt. Ein Handballenabdruck konnte gesichert werden, oberhalb der Klappe. Er stammt von der Haushaltshilfe. Sie stützt sich da immer ab, wenn sie den unteren Teil der Katzentür abwischt.«
»Also auch kein Weg ins Haus. Kein verlorener Schlüssel, die Nachbarn haben keinen Besucher bemerkt. Es fehlt nichts, jedenfalls nach Aussage der Hauseigentümer. Und warum sollten sie uns belügen?«
»Eine Erpressung hat es ebenfalls nicht gegeben. Wir haben überhaupt keinen Ansatzpunkt!«
»Das Personal hat einen zuverlässigen Eindruck gemacht. Nur beim Thema Gurken scheint die Familie keinen Spaß zu verstehen. Ich glaube, hätte einer der Angestellten seinen Schlüssel verloren und das gemeldet, wäre das Verhältnis zum Arbeitgeber dadurch nicht belastet worden.«
»Es ischt sogar no besser. Die Familie hat vo de Angestellte verlangt, dass eine Schlüsselversicherung abg’schlosse wird. Die Gieselkes habe die Koste dafür übernomme. Damit keiner Angst habe muss, wenn’s wirklich passiert«, ergänzte Wiener.
»Gibt es noch mehr Angestellte? Wir kennen Wolfgang Maul und seine Mutter, Erika Münzer. Was ist mit dem Gärtner?«, erkundigte sich Nachtigall.
»Der hat keinen Schlüssel
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