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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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vielleicht anders als du. Du kennst ihn noch nicht, seine Motive für die Gründung einer Familie mögen sich von den deinen grundlegend unterscheiden.«
    »Es ist nicht das Königshaus!«
    »Stell dir vor, wie es wäre, wenn es ihm gelungen ist, die Frau zu erobern, hinter der er das ganze Semester her war. Eine tolle Frau, schön, elegant, lebensfroh. Sie heiraten. Darüber ist er mehr als glücklich, es euphorisiert ihn. Er hat es geschafft. Jeder soll sehen, dass er ein idealer Partner ist. Bald kommen Kinder, runden das Bild ab. Auch für ihn selbst, denn es bestätigt ihm, dass er ein toller Hecht ist, der eine solche Frau binden und halten kann. Es beginnt zu kriseln. Er versucht mit allen Mitteln, die Fassade aufrechtzuerhalten, weil er sie längst auch für sich selbst braucht. Seine Frau, die das Bild der intakten Familie mit einem Sohn komplettiert hat, betrügt ihn mit seinem besten Freund. Vielleicht hätte er ihr den Seitensprung verziehen, doch sie besteht auf der Scheidung, zieht ihm einen anderen vor. Unfassbar! Zunächst glaubt er noch, sie werde merken, was sie an ihm hat und des Liebhabers überdrüssig werden, doch sie bleibt entschlossen, will die endgültige und offizielle Trennung.«
    Couvier probierte vom Wein und grunzte anerkennend. »Er klammert. Was ist er denn ohne sie? Aber die Katastrophe lässt sich nicht mehr aufhalten. Bald erfährt der Vater von den Auswanderungsplänen und er hofft erneut. Seine Kinder werden doch wohl nicht in dieses fremde Land ziehen wollen! Sie werden bei ihm bleiben. Ein dicker Strich durch die Planungen der Turteltauben. Er triumphiert leise und muss schon den nächsten Schlag einstecken. Sein Sohn ist nur zu gern bereit, ihn zu verlassen! Also beschließt er, Unglück über seine Ex-Frau zu bringen. Sie soll nie wieder in ihrem Leben lachen und unbeschwert sein können.«
    »Brauchst du auch noch ein bisschen Salz?« Nachtigall kramte im Gewürzregal nach der Mühle. Couvier wusste, dass er nur versuchte, dem Gespräch zu entkommen, und lächelte hinter dem breiten Rücken des Ermittlers amüsiert.
    »Du glaubst also, er wollte die Kinder töten, um Nele Hain zu treffen. Aber warum hat er diesen Plan nicht umgesetzt?«, hakte Peter Nachtigall nach, nachdem er wieder Platz genommen hatte. »Warum hat er aufgehört?«
    »Peter, ich weiß, dass es dich ärgert, wenn ich so etwas sage – aber ich glaube, ich habe auch dafür eine Erklärung. Erweiterter Suizid. Beide Kinder sollten sterben und im Anschluss wollte er sich selbst töten. Er schlich sich ins Haus, holte zunächst den Schlüssel für den Waffenschrank und kam mit einem der Gewehre zurück. Dann machte er Maurice ein Zeichen, ihm zu folgen, natürlich so, dass es von Annabelle unbemerkt blieb. Er lotste den Kleinen ins Arbeitszimmer seines Vaters und tötete ihn. Doch als der Junge tot vor ihm lag, erkannte er, was er getan hatte. Schritte bedeuteten, dass gleich jemand in der Tür stehen würde. Hektisch wischte er die Waffe ab und floh.«
    Nachtigalls Gabel schwebte auf halbem Weg zum Mund, als sei die Bewegung seines Armes unwiderruflich zum Stillstand gekommen. So konnte es gewesen sein! Doch seine innere Überzeugung sträubte sich, wollte diese Geschichte nicht als möglichen Tathergang akzeptieren.
    »Johannes Gieselke war verletzt, ja, ganz bestimmt. Vielleicht auch verzweifelt. Aber nicht so neben der Spur, dass er einen solch gemeinen Plan ausgeheckt hätte! Unser Täter ist eben nicht nach dem ersten Schuss kopflos geflohen. Nein, er trat an den Jungen heran und drückte wieder und wieder ab. Auf Maurice wurde dreimal geschossen. Das passt nicht zu ihm.«
    »Du kennst ihn noch nicht lang genug, um zu wissen, was zu ihm passt«, hielt Couvier dagegen. »Abgesehen davon ist es ja nur ein mögliches Szenario. Es muss nicht so gewesen sein. Allerdings, wenn ihr einen Täter sucht, der bestens über die Abläufe im Haushalt der Großeltern informiert war …«
    »Mag sein, dass er am Ende tatsächlich unser Täter ist.«
    »Ach, ganz ruhig. Ihr findet bestimmt noch eine Menge anderer Verdächtiger!« Couvier zwinkerte seinem Schwiegervater vergnügt zu.
    »Hoffentlich«, antwortete Nachtigall und meinte es auch genau so.
     
    »Conny, könntest du dir vorstellen, dass ein Vater seinen sechsjährigen Sohn erschießt, weil der mit der Mutter auswandern will?«, fragte der Hauptkommissar zwei Stunden später durchs Telefon.
    »Rosenkrieg?«
    »Ja.«
    »Sofort. Wenn der Schmerz tief genug

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