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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Michael Wiener deutete auf eine Gruppe, die sich um einen zentralen Punkt versammelt zu haben schien.
    »Dr. Manz«, fluchte Nachtigall leise. »Schon wieder!«
    Bei den Ermittlungen in zurückliegenden Fällen war er mit diesem Arzt ein paarmal aneinandergeraten. Nachtigall entsprach nicht dem Bild des abgebrühten Mordermittlers, das der junge Mann wohl hatte, und so war es wegen des Empathievermögens und emotionaler Reaktionen des Hauptkommissars zu Missverständnissen gekommen. Während Dr. Manz in dieser Fähigkeit eine Schwäche vermutete, empfand Nachtigall selbst sie als eine Erweiterung seiner Fertigkeiten als Ermittler.
     
    Der junge Mediziner hatte den Hauptkommissar bereits entdeckt und gestikulierte nun wild in dessen Richtung.
    »Erschlagen!«, stellte er fest, als er bei Nachtigall angelangt war, und nickte dem Ermittler freundlich zu. »Allerdings schon vor Stunden. Er hatte keine Papiere bei sich, aber Herr Wiener hat ihn vorläufig identifiziert.«
    »Wolfgang Maul. Er ist uns im Zuge der Ermittlung im Fall Maurice Gieselke begegnet. Er hat für die Familie gearbeitet«, klärte Nachtigall den Arzt auf.
    »Na, das ist ja eine interessante Entwicklung, finden Sie nicht?« Dr. Manz’ sonst eher blasses Gesicht wurde rosig, seine Augen glänzten fast fiebrig. »Möglicherweise hängen die beiden Fälle zusammen! Das wäre doch möglich, nicht wahr?«
    »Das werden wir schon herausfinden«, gab Nachtigall kühl zurück. Sein Ton hatte an Schärfe gewonnen und Dr. Manz erinnerte sich plötzlich daran, dass der Hauptkommissar an Tatorten immer sehr empfindlich reagierte. Er zog den Kopf etwas ein und rückte seine Brille zurecht, trat zur Seite und gab dadurch den Blick auf das Opfer frei.
    »Erschlagen? Von hinten?«
    Dr. Manz nickte.
    »Welche Waffe könnte er verwendet haben?«, fragte Nachtigall weiter. Der Täter, wurde ihm bewusst, war mit eiskalter Entschlossenheit vorgegangen. Das Opfer hatte nicht einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, sondern war auf das Brutalste totgeprügelt worden. Vom Kopf war kaum mehr etwas zu erkennen. Er war grotesk verformt, blutverschmiert. Kaum vorstellbar, dass das Opfer nach dieser Attacke noch am Leben gewesen sein sollte.
    »Und Sie gehen davon aus, dass er den Angriff zunächst überlebt hat?« Nachtigall hörte selbst, wie seine Stimme schwankte und räusperte sich.
    »Nun, das wird die Obduktion endgültig klären müssen. Aber das viele Blut hier deutet darauf hin, dass sein Herz eine Weile weitergearbeitet hat. Bei Bewusstsein war er zu diesem Zeitpunkt jedoch sicher nicht mehr. Als Tatwaffe kommt ein Holzprügel infrage. Baseballschläger, Ast, so etwas in der Richtung.«
    Der Hauptkommissar, der neben der Leiche des jungen Mannes in die Hocke gegangen war, richtete sich nun wieder auf und sah sich suchend um. »Wer hat den Toten gefunden?«
    »Ich war das. Korbinian Nagel«, sprudelte einer der Männer hervor, die ein wenig abseits standen, als habe er nur auf die Gelegenheit gewartet, endlich seine Geschichte erzählen zu dürfen. »Mir gehören die gerissenen Schafe auf der Weide dort drüben. Und ich fürchte, ich habe mit dem Tod von Wolfgang zu tun. Ich bin in gewisser Weise mitverantwortlich.«
    »In welcher Weise genau?«, fragte Nachtigall und drehte sich zu dem Zeugen um.
    »Wegen der Wölfe«, begann Nagel und bemerkte an den verwirrten Gesichtern der anderen, dass er bei seiner Erklärung wohl etwas weiter ausholen musste. Er atmete tief durch. »Also, vor einigen Tagen wurden auf einer anderen Weide einige Schafe gerissen. Schnell spekulierte man allgemein darüber, dass diese Risse auf das Konto eines jungen Wolfes gehen könnten, der sich hier in der Gegend manchmal rumtreiben soll. Ich habe ihn noch nie gesehen. Wolfgang Maul ist bei den Wolfsfreunden. Das ist eine kleine Gruppe Aktivisten, die den Wolf in der Lausitz schützen wollen. Natürlich war ich nach diesem Überfall auf die Herde eines Freundes nun auch besorgt. Wolfgang erklärte mir, er habe eine Idee, wie man den Wolf auf Dauer von unseren Schafen fernhalten könne, ohne auf das Tier zu schießen. Deshalb hielt er hier Wache. Und weil er klären wollte, ob hier nicht in der Nacht ein verwilderter Hund rumschleicht, der für die Morde an den Schafen ja genauso gut verantwortlich sein könnte.«
    »Und was für eine Idee war das?«
    »Krach. Er wollte den Wolf konditionieren. Er sollte lernen, dass jede Annäherung an Schafe auf einer Weide mit unangenehmem Lärm und

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