Gurkensaat
Augen, ihre Lippen begannen zu zittern. »Erschlagen, nicht wahr? Stimmt doch, oder?«, kreischte sie.
»Stimmt.« Nachtigall versuchte, sich seine Verblüffung nicht anmerken zu lassen.
»Prima! Sie können den Täter auf dem Rückweg nach Cottbus gleich mitnehmen! Dieses Schwein! Dieses unglaubliche Arschloch! Herr Nagel weiß es auch, nicht wahr? Der Kramstätter war das!«
Korbinian Nagel wand sich unglücklich unter dem Blick des Ermittlers.
»Kramstätter wohnt dort hinten«, er deutete vage in südliche Richtung. »Er ist der Bauer, der hier in der Gegend gegen die Wölfe aufhetzt. Er hat auch die Jäger ganz wuschig gemacht. Die sind inzwischen richtig scharf darauf, einen Wolf vor die Flinte zu bekommen. Er will eine ›endgültige Lösung des Wolfproblems‹, wie er das nennt.«
»Er hat den Wolfi bedroht! Hat ihm nachgeschrien, er solle sich in Zukunft vorsehen, denn bei der nächsten günstigen Gelegenheit werde er ihn totschlagen wie ein Karnickel!«, schrie Mandy, schluckte und forderte mit brechender Stimme: »Ich will ihn sehen!«
»Das ist keine gute Idee, Frau Klinger«, beschied ihr der Hauptkommissar. »Ich muss Sie auch bitten, vorläufig über das, was Sie hier gesehen und gehört haben, zu schweigen. Wenn Sie die Meldung im Radio hören, können Sie sich mit jedermann darüber unterhalten.«
»Komm, Mädel, wir gehen jetzt erst mal zu mir«, brummte Korbinian Nagel. »Meine Frau kocht uns einen heißen Tee und vielleicht find ich auch noch was Besseres zum Aufwärmen. Hier ist kein Ort für ein so junges Ding.« Fürsorglich schob er sie zur Seite und wollte sie in Richtung Hof dirigieren. Er warf Nachtigall einen fragenden Blick zu.
»Ist in Ordnung, Herr Nagel. Bevor Sie gehen, lassen Sie beide bitte noch Ihre Adressen und Telefonnummern bei meinem Kollegen Wiener zurück.«
Albrecht Skorubski sah dem ungleichen Paar nachdenklich hinterher. »Wir müssen seine Mutter informieren.«
»Sicher. Es wird schlimm werden. Ihr Sohn war ihr Lebensmittelpunkt«, meinte Nachtigall niedergeschlagen. »Ich weiß gar nicht, wie ich ihr das erklären soll!« Mit gesenktem Kopf drehte er sich um und stapfte los.
»Michael!«, rief Skorubski dem Kollegen zu. »Wir fahren zu seiner Mutter. Bis später.«
Er beeilte sich, um zu seinem Freund aufzuschließen. »Weißt du, wo sie wohnt?«
»Ja. In der Lessingstraße.«
»Wir könnten auch zuerst bei diesem Bauern vorbeifahren. Wie hieß der gleich?«
»Kramstätter. Ja, das ist eine gute Idee, das machen wir. Immerhin hat er den jungen Mann offen bedroht, aber das wird wohl im Affekt gewesen sein. Und wir beide wissen genau, dass zwischen einer Androhung und ihrer Umsetzung zum Glück meist Welten liegen.«
26
Ferdinand Kramstätter öffnete ihnen selbst dir Tür.
»Kriminalpolizei Cottbus. Mein Name ist Peter Nachtigall«, er zeigte seinen Ausweis. »Und dies ist mein Kollege Skorubski. Wir kommen …«
»Ich weiß genau, weshalb Sie hier sind!«, fauchte der asketisch aussehende Mann mit den kantigen Zügen sie an. »Wolfgang Maul ist tot.«
»Stimmt.«
Eine belastende Pause entstand. Kramstätter machte keinerlei Anstalten, die beiden Kriminalbeamten ins Haus zu bitten, und diese sahen nicht so aus, als wären sie bereit, wieder zu verschwinden. Ein stummes Kräftemessen.
Der Bauer holte tief Luft und meinte süffisant: »Tja, und nun fragen Sie sich, woher der Kramstätter das weiß!«
»So ist es.«
Kramstätter zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Weil ich nämlich heute Nacht draußen war! Mein Hund war unruhig, da dachte ich, gehen wir mal eine Runde durch den Wald, vielleicht ist er nicht ausgelastet. Als ich unterwegs war, kam mir der Gedanke, es wäre eine gute Idee nachzusehen, ob diese Wolfsfreunde auch wirklich auf ihrem Posten sind. Ich bin an Korbinians Weide vorbeigegangen und habe natürlich sofort gesehen, was passiert ist. Und wie erwartet, der Wolfsmensch war nicht aufmerksam! Er lag im Wald und war tot.«
»Sie haben nicht die Polizei verständigt? Nicht einmal anonym einen Notruf abgesetzt? Unglaublich! Vielleicht hätte man das Leben des jungen Mannes noch retten können!«, brüllte Nachtigall Kramstätter an, der nicht mit der Wimper zuckte.
»Nein. Ich habe ja gesehen, dass der Typ tot war, da war nichts mehr zu retten. Außerdem wollte ich in die Sache nicht reingezogen werden. Schließlich hatten ja alle gehört, was ich diesem Idioten angedroht hatte – da schien es mir nicht günstig,
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