Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Trommel — trommtromm!! — Blechbüchsen — marsch!!«
    Die Leute schrien, jubelten und schwenkten die Tücher. Aus den Fenstern wurden Teppiche gehängt, und Zimmerleute begannen sofort, ein Podium für den Kampf und Tribünen für die Ehrengäste zu errichten. Der Platz wurde mit Blumen geschmückt, und über der Straße, durch die Prinz Panja einreiten würde, errichtete man einen Triumphbogen aus frischem Grün und wildduftenden Lianen.

Aufs Gesicht, Tölpel!

    Auf Schloß Firifalo hatte man die ungewohnten Geräusche, das Trommeln und Trompeten in der Stadt schon gehört. Voller Sorge fragte man sich, was das wohl zu bedeuten habe.
    Die Kobra schlug vor, alle Türen und Pforten zu verriegeln. »Wir müssen uns auf einen Kampf und eine lange Belagerung einrichten.«
    Der Flamingo bot sich an, in die Stadt zu fliegen, um auszukundschaften, was los war. »O ja, das ist gut«, meinte das Kamel. »Aber er soll sich nicht fangen oder mit einem Pfeil abschießen lassen. Und er soll sobald wie möglich wiederkommen! Leider kann ich selbst ja nicht wegfliegen, weil unser fliegender Teppich verschwunden ist!« fügte es unnötigerweise und etwas scheinheilig hinzu. Denn jeder wußte, daß es lieber acht Tage durch die Wüste galoppierte, als einmal auf dem Teppich zu fliegen.
    Löwe kräuselte darum auch spöttisch die Barthaare, und das Kamel flüsterte verlegen: »Ich meine ja nur...«
    Der Flamingo war also weggeflogen und hatte hinter dem Schornstein des Rathauses die verlogene Ankündigung gehört. Er flog ins Schloß zurück — und da war man sich rasch einig, daß man es mit einer abgefeimten Schurkerei zu tun habe.
    »Mir sind die Augen geöffnet!« sagte Prinz Panja. »Ich weiß jetzt, was ich von Rao zu halten habe.«
    Die Kobra ließ einen Pfiff der Erleichterung hören. »Dem Himmel sei Dank!« zischte sie. »Das ist soviel wert wie eine gewonnene Schlacht.«
    »Aber was sollen wir tun?« fragte der Flamingo.
    Der weiße Elefant schlenkerte den Rüssel und sagte: »Es kommt jetzt alles auf Löwe an!«
    »Ich kämpfe«, knurrte Löwe.
    »Ich wußte es!« säuselte das Kamel. »Er ist herrlich. Und er wird siegen — wenngleich wir darauf gefaßt sein müssen, daß der General schwerbewaffnet und mit List antreten wird.«
    »Wir sind ja auch noch da«, zischten und trompeteten die Kobra und der weiße Elefant gleichzeitig.
    Dem Sultan war nicht wohl bei all dem. »Aber wir können dem Kampf nicht ausweichen. Hätte ich doch nur meinen fliegenden Teppich! Jetzt gilt es, diese Überbringer der Lügenbotschaft würdig zu empfangen und keine Bestürzung zu zeigen. Was sie auf Burg Machatofel über uns berichten werden, muß Rao, seinen General und den Gibbon unsicher machen.«
    So empfing der Flamingo den Korporal, den Trommler und Trompeter mit hochmütiger Würde, als sie endlich ans Tor pochten und eingelassen werden wollten.
    »Wartet hier! Bis wir geruhen, euch zu empfangen«, klapperte er und reckte seinen langen Hals so stolz wie möglich. Er trug die große Staatsrobe des Oberhofzeremonienmeisters, einen über der Brust mit einem Goldtopas zugeknöpften Umhang, der rechts und links über seinem Rücken bis zur halben Höhe seiner Beine herabhing, samtgrün schimmerte und mit Perlen reich verziert war. Er stolzierte gemessen vor den drei Blechbüchsen einher, geleitete sie ins Vorzimmer, aus dem alle Stühle entfernt worden waren, und ließ sie dort stehend warten, bis sie vor Müdigkeit und Hunger fast umfielen.
    Endlich führte er sie in den großen Staatssaal.
    »Aufs Gesicht, Tölpel«, raunte er ihnen unwillig zu, als sie plump in der Tür stehenblieben. Vor Schreck und überwältigt von der Hoheit des Anblicks, der sich ihnen hier bot, knallten die drei Blechbüchsen auf den Bauch und verbargen die Augen in den Händen, wie es sich vor der erhabenen Majestät des Prinzen gehörte.
    »Entledigt euch eures Auftrags!« befahl Prinz Panja mit einer Stimme, die aus unwirklicher Höhe zu kommen schien.
    Feierlich loderten die Öllampen. Es war ein unvergeßlicher Anblick. Der Prinz, unbeweglich auf seinem funkensprühenden Thron, im hellen Gewand, das über seine Schulter wallte, daneben der weiße Elefant, der bedächtig den Wedel aus Pfauenfedern bewegte. Zu seinen Füßen die Kobra, die ihren Oberkörper steif aufgerichtet hatte, der Sultan und das Kamel, beide mit scharlachroten Umhängen und schweren Goldketten. Und schließlich, quer vor den Thron gelagert, der königlich und hochmütig blickende

Weitere Kostenlose Bücher