Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Löwe.
    Als der Korporal seinen Auftrag, auf den Knien liegend, hervorgestottert hatte, schwiegen alle. Endlich sagte Prinz Panja mit gelassener Würde: »Wir haben eure Botschaft voller Lügen und Entstellung gehört. Wir strafen euch nicht für das, was andere zu verantworten haben. Sagt diesen, sie hätten uns ihr wahres Gesicht enthüllt, das eine Teufelsfratze ist. Unsere Majestät hat es nicht nötig, die Niedertracht ernster zu nehmen als den Biß eines Käfers, der unter unseren Fuß geraten ist. Wenn wir trotzdem in die Stadt Burugel kommen werden, so nur, um unsere getreuen Untertanen wieder einmal von Angesicht zu Angesicht zu sehen und weil es uns gefällt, den frechen Empörern eine Lehre zu erteilen.«
    Als diese majestätischen Worte im Saal verklangen, herrschte eine fast vollkommene Stille. Die einzige Bewegung war das sanfte Fächeln des Pfauenwedels durch den weißen Elefanten. Die Boten wagten nicht, sich zu erheben, bis der Flamingo endlich seinen Schnabel zu ihnen niederbeugte und zischte: »Rückwärts hinaus mit euch!«

    Nur allzu froh krochen sie klappernd zur Tür und sprangen erst auf, als sich deren Flügel hinter ihnen schlossen. Dann hörte man sie im Sturmschritt den Berg hinunterscheppern, als säße ihnen ein heiliger Schreck in den Gliedern.

Die Blechzwiebel

    Auf Burg Machatofel bereitete man sich fieberhaft auf den Kampf vor. Rao ließ keine Vorsichtsmaßnahme außer acht. Er befahl, an allen Ecken des Marktplatzes schwerbewaffnete Kompanien von Blechbüchsensoldaten aufzustellen, die ihn abriegeln sollten, falls es zu einem Aufstand käme, und die den Befehl erhielten, Löwe ihre Schwerter und Spieße fühlen zu lassen, falls er zu fliehen versuchte.
    Die Tür zum Burgverlies wurde geöffnet, damit der Gibbon rasch mit dem geraubten Prinzen hineingelangen konnte.
    Vor allem aber wurde General Blech doppelt und dreifach gepanzert und geschient. Drei Blechröhren, von denen jede etwas größer war als die andere, wurden übereinandergezogen, er trug zwei Helme und je drei Arm- und Beinschienen.
    Die Soldaten machten schon ihre Scherze über ihn. »Hat sieben Häute, beißt Löwe heute: Was ist das? Antwort: die Blechzwiebel!«
    Der Eisenschmied klopfte mehr als einen Hammer platt, indem er die äußerste Rüstung mit einer Unzahl langer Stahlspitzen versah. Vom Helm hinab über Arme, Brust, Rücken und Beinschutz umgaben sie General Blech lückenlos, so daß er rasch einen neuen Spitznamen bekam: der Blechzwiebeligel.
    Diese Rüstung war so schwer und unförmig, daß General Blech nur unbeholfen in ihr umhertappen konnte. Nur mit aller Kraft vermochte er den Schild mit der linken und das Schwert mit der rechten Hand zu halten.
    In diesem schrecklichen Gehäuse, das keine Blöße bot und die Löwes Pranke allein durch ihre Stacheln zerreißen mußte, steckte der größte Angsthase, der jemals zu einem Kampf angetreten war. Das kam aber auch daher, daß General Blech Rao nur widerwillig diente.

Jubel für Prinz Panja

    Auch auf Schloß Firifalo bereitete man sich auf den Kampf vor. Allerdings mehr durch gute Ratschläge an Löwe als durch eine zweckmäßige Rüstung. »Du darfst ihn keine Sekunde aus den Augen lassen; hetz ihn herum, bis er müde geworden ist; sieh zu, daß du ihn zum Stolpern bringst; bleib immer aus der Reichweite seines Schwertes«, hieß es da. Aber Löwe brummte nur: »Laßt mich in Ruhe!«
    »Jedenfalls nehme ich Rao um den Bauch und schwenke ihn in der Luft herum, bis er um Gnade wimmert, wenn unehrlich gekämpft wird«, sagte der weiße Elefant.
    Bald war die Stunde des Aufbruchs für alle gekommen. Gerade als Rao mit großem Gefolge und seinen Soldaten von der Burg Machatofel ausrücken wollte, meldete Professor Nomus: »Ich habe die Riesenschildkröte Kolossalis gesichtet. Sie befindet sich auf der Hochebene des Berges Dadapoetel und zieht mit dem Maul ein seltsames langes Seil hin und her.«
    Aber Rao hatte jetzt anderes im Sinn als die Schildkröte: »Einfangen!« war alles, was er befahl, während sein Troß über die Zugbrücke polterte. General Blech, »der Zwiebeligel« oder auch »der gepanzerte Angsthase«, wurde von vier Blechbüchsensoldaten auf einem eigens dafür zusammengezimmerten Gestell getragen. Er hätte seine Kräfte vorzeitig verbraucht, wenn er den Weg gelaufen wäre. Damit er bei der Erschütterung des Transportes nicht umfiel, wurde er unter den Achseln durch je zwei krückenähnliche Holzverstrebungen gestützt.

    Als der seltsame

Weitere Kostenlose Bücher