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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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bereit. Für euch gibt es keine Rettung mehr. Nur dich möchte der großmütige Rao schonen. Schließlich bist du sein Neffe. Du brauchst nur dieses Papier hier zu unterschreiben.«
    Er wickelte eine Papierrolle auseinander und hielt sie dem Prinzen hin.
    Prinz Panja drehte ihm wortlos den Rücken zu.
    »Interessiert dich nicht, was hier geschrieben steht?«
    Prinz Panja antwortete nicht.

    »Nun«, sagte der Gibbon, »ich werde es dir trotzdem vorlesen. Du kannst ja darüber nachdenken, wir lassen dir hier unten genügend Zeit dazu.« Er las: »>Ich, Prinz Panja, zum König von Nekaragien bestimmt, erkläre hiermit feierlich und freiwillig, daß ich auf alle angestammten Rechte verzichte. Es ist mein Wunsch, in ein Kloster einzutreten. Ich übertrage die Regierungsgewalt meinem Onkel Rao. Er ist von nun an unumschränkter Herrscher über Nekaragien.<« Der gespenstische Burgrat räusperte sich. Dann sagte er: »Es fehlt nur noch deine Unterschrift.«
    Prinz Panja antwortete auch jetzt nicht.
    »Nun gut«, meinte der Gibbon. »Es gibt zwei Möglichkeiten, einen König zu beseitigen. Entweder er dankt freiwillig oder auch unfreiwillig ab — das haben schon viele getan, alte und junge — , oder er wird krank und immer kränker, und schließlich...«
    Ein unheilvolles Schweigen folgte dieser Drohung.
    »Ihr werdet es nicht wagen, mir auch nur ein Haar zu krümmen!« sagte Prinz Panja.
    »Wie du willst. Wir werden dir beweisen, wessen wir fähig sind!«
    Der Gibbon rollte das Papier wütend wieder zusammen, drehte sich um und verließ den Kerker.
    Prinz Panja sank tiefer auf das spärlich auf geschüttete Stroh und schlug die Hände vors Gesicht. Er fühlte sich grenzenlos verlassen. Aber er vertraute seinen Freunden. »Wärest du nur hier, Löwe«, flüsterte er.

Dummes Gerede

    Der Elefant schwenkte eine weiße Fahne in seinem Rüssel. Der Sultan hatte sich in die äußerste, dickste Röhrenrüstung des Generals gezwängt. »Sicher ist sicher«, sagte er. »Zwar kann ich kaum noch atmen, aber einen gewissen Schutz gegen feige Verletzungen der Kriegsregeln, die einen Unterhändler mit einer weißen Fahne schützen sollten, gewährt mir diese Rüstung schließlich doch.«
    Dann hatte er noch, für alle Fälle, ein großes Schwert aus der Waffenkammer geholt und seinen Turban mit einem Helm vertauscht. Nur die rot-goldenen Sultanspantoffeln und die seidenen Pumphosen schauten unten aus der Blechbüchse heraus.
    Da er nun auch überall mit Stacheln versehen war, wollte er nicht auf dem Elefanten reiten; das war bitter, denn der Weg von Schloß Firifalo den Abhang hinunter durch die Stadt Burugel bis zur fast uneinnehmbaren Burg Machatofel war weit und beschwerlich.
    Er ächzte und stöhnte, als er neben dem Elefanten und Löwe einherstapfte.
    Das Kamel war — »als Nachhut, um euch retten zu können« — mit der Kobra auf Schloß Firifalo geblieben. Man konnte das Schloß und den in ihm gefangenen General ja auch wirklich nicht gut allein zurücklassen. Der Flamingo übernahm die Aufgabe eines Beobachters und Nachrichtenübermittlers.
    Es war ein heißer Tag gewesen, und noch immer glühten die Steine und Hausmauern. Aber obwohl der Schweiß aus des Sultans Rüstung tropfte wie aus einer undichten Büchse, kommandierte er doch unverdrossen: »Vorwärts!«
    So zogen sie zur Burg und machten vor der Hängebrücke halt.
    Natürlich war sie hochgezogen. Aber da Rao sie hatte ankommen sehen, stand er, umgeben von Soldaten, auf der Burgmauer. Er schaute ihnen finster entgegen, die Arme auf der Brust verschränkt.
    Der Elefant trompetete dreimal so gewaltig, daß es Prinz Panja selbst durch die dicken Mauern hindurch vernahm.
    »Wenn ihr euch ergeben wollt, dann legt die Waffen ab und kommt einzeln in die Burg«, rief ihnen Rao zu.
    »Ich will dir ein Angebot machen!« sagte der Sultan.
    »Da bin ich aber neugierig«, höhnte Rao zurück.
    Der Sultan ging etwas näher an den breiten Wassergraben heran, der die Burg umgab, damit er nicht so schreien mußte, und rief hinauf: »Ich bin der mächtige Sultan von Sultanien, und wenn ich es befehle, wird sich meine unschlagbare Krummschwerterarmee nach Nekaragien in Bewegung setzen.«
    »Das dauert ein bißchen lange!« meinte Rao.
    »Ich will aber Frieden.« Der Sultan überhörte Raos Einwand absichtlich. »Deshalb biete ich dir soviel Gold, wie du willst, wenn du Prinz Panja wieder freiläßt.«
    »Dummes Gerede!« Rao spuckte in den Wassergraben. »Du lächerlicher, fetter

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