Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
und hatte langes welliges Haar im 80er-Jahre-Stil. Sie trug eine Art Plaidkleid, das sie bis zum Hals zugeknöpft hatte. Cynthia Pools platinblondes Haar war ratzekurz geschnitten, und auf ihrer weißen Bluse war eine Mickey Mouse aufgestickt, die aus der Brusttasche kletterte. Beide Frauen waren spindeldürr und Mitte bis Ende vierzig.
Quinn zog ein Stück Papier aus seinem Notizbuch. Darauf waren die Fotos von Charles Wilson, Dave Anderson und Lawrence Craig. Er reichte den Zettel Jan Bright. »Erinnern Sie sich an einen dieser Männer?«
Sie schüttelte den Kopf und gab das Papier an Cynthia Pool weiter.
»Ja, die kommen mir bekannt vor. Besonders der da«, sagte Cynthia und deutete auf das zweite Mordopfer, Dave Anderson. »Ich glaube, er kam öfter freitagabends.« Sie blickte wieder hoch und rümpfte die Nase. »Das war auch so einer.«
»Auch so einer?«
»Einer der Singles, die auf der Jagd nach Frauen herkommen«, erklärte Cynthia. »Buchläden sind die neuen Singlebars. Freitags- und samtagabends kommen die Leute zum Aufreißen her.«
Quinn und Kurt sahen sich an. Sie kannten sich jetzt schon lange genug und hatten genügend Fälle gemeinsam bearbeitet, um zu wissen, was der andere dachte. Dass Männer und Frauen sich neuerdings in Buchläden trafen, war ihnen nicht nur neu, sondern auch eine wertvolle Information.
Kurt fragte: »Haben Sie je einen dieser Männer dabei beobachtet, wie sie mit Frauen Kontakt aufnahmen oder mit einer verschwanden?«
»Ich erinnere mich nicht. Du, Jan?«
»Nein. Ich achte wirklich nicht darauf, wer in den Gängen wen aufreißt.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte einen Punkt über Quinns linker Schulter. »Ich finde das anstößig.«
Cynthia zuckte mit den Achseln und gab ihm den Zettel zurück. »Das sind also die Mordopfer?«
»Ja.« Quinn steckte die Fotografien zurück in sein ledernes Notizbuch. Dann kramten er und Kurt ihre Visitenkarten hervor. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns bitte an.« Cynthia nahm die Karten bereitwillig entgegen, während sie sie Jan förmlich aufdrängen mussten.
Als die beiden Detectives auf dem Weg nach draußen am Café vorbeikamen, entdeckten sie ein Plakat mit Lucys Namen darauf. Das grünbeige Schild stand auf einer Staffelei an einem Tisch, der mit ihren Büchern vollgestapelt war. Es war die Ankündigung eines Treffens der Krimifrauen mit Krimiautorin Lucy Rothschild als Gastrednerin.
Kurt deutete auf das Plakat. »Das ist diesen Samstag.«
»Was geht wohl bei einem Krimifrauen-Treffen so ab?«
»Sollten wir vielleicht mal überprüfen.«
»Vielleicht.« Quinn nahm eines von Lucys Büchern in die Hand und blätterte darin. »Im Moment interessiert mich mehr, was Cynthia Pool und Jan Bright über das Aufreißen in Buchläden erzählt haben.«
»Du glaubst, Breathless reißt Männer in Buchläden auf?«
»Könnte sein.« Quinn legte das Buch wieder weg und betrachtete das Café zu seiner Rechten genauer. An einem der quadratischen Tischchen saß ein Paar, an einem anderen ein Mann mit einem Laptop. Quinn stellte sich den Laden brechend
voll vor. Die perfekte Aufrisszone. »Wir müssen hier einen verdeckten Ermittler einschleusen. Nicht dich oder mich. Jemanden, den die Angestellten nicht kennen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Stapel mit Lucys Büchern zu. »Jemanden, den die Verdächtigen, die wir getroffen oder befragt haben, nicht kennen«, fügte er hinzu, als die beiden Detectives kehrtmachten und auf den Ausgang zusteuerten.
Die Nachmittagssonne knallte Quinn direkt ins Gesicht, und er griff nach der Sonnenbrille in seiner Brusttasche. Er setzte sie auf, während sie über den Parkplatz zu dem zivilen Funkstreifenwagen gingen. Er war immer noch nicht überzeugt, dass Lucy Breathless war. Zugegeben, sie hatte einige Male gelogen und konnte mit zwei Opfern in Verbindung gebracht werden. Aber sie kam ihm einfach nicht … aggressiv oder abartig vor. Sie hatte bereitwillig auf seinen Kuss reagiert und war unter seinen Händen dahingeschmolzen. Nicht der Typ Frau, der nach ein paar Dates mit einem Mann nach Hause ging, ihn mit Handschellen ans Bett fesselte und ihm das Lebenslicht auslöschte. Nein, sie kam ihm vor wie eine Frau, die vollkommen andere Pläne mit einem Mann hätte, der ihr in Handschellen ausgeliefert war.
Aber vielleicht dachte er auch nur mit dem Schwanz.
»Machst du Witze?«, fragte Maddie, die ihren mexikanischen Reis an den Tellerrand
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