Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
mitgeschickt. Deshalb musste er dort anrufen und ein zweites Mal darum bitten. Während er wartete, verglich er die Namen mit denen der Krimifrauen. Keine der Peacock-Damen gehörte zu der Krimi-Autorinnengruppe, doch einige der Peacock-Ortsgruppen hielten ihre Treffen in Buchläden im ganzen Tal ab. Er hatte das Gefühl, dass Breathless auf einer der Listen stand. Quinn beugte sich auf seinem Schreibtischstuhl vor und legte das Mitgliederverzeichnis der Krimifrauen ganz oben auf einen Stapel Schreibarbeit. Er las sich alle fünfunddreißig Namen durch. Sie war dabei; er fühlte es.
Er griff nach den aktuellen Laborberichten und studierte
sie noch einmal. Da gab es nicht viel gute Neuigkeiten. Abgesehen von den zwei brauchbaren Abdrücken, die sie vom ledernen Beifahrersitz in Robert Pattersons Lieferwagen genommen hatten, gab es keine sicheren Beweise. Am linken Rand des Sitzes, wo man sich instinktiv festhielt, hatten sie den Abdruck von einer Handfläche und vier Fingern gefunden. Die Abdrücke ließen sich niemandem aus Roberts Familie oder Freundeskreis und auch nicht dem Opfer selbst zuordnen. Zu den Abdrücken aus dem Hotelzimmer passten sie auch nicht, was Quinn nicht überraschte. Wie befürchtet, hatte es in diesem Zimmer nur so von Fingerabdrücken und DNA gewimmelt, und er bezweifelte, dass sich irgendwas davon als brauchbar erweisen würde.
Er hielt eine Kopie der Fingerabdruckkarte hoch und betrachtete die hübschen Rippen des Kleinfingerballens und die zeltförmigen Bögen und Windungen aller vier Finger. IN-DENT hatte die Abdrücke bei AFIS, dem Automatischen Fingerabdruckidentifizierungssystem, eingegeben, aber leider keinen Treffer gelandet. Doch genau wie bei der Namensliste wusste Quinn aus dem Bauch heraus, dass er die Hand einer Serienmörderin betrachtete.
Sein Handy, das an seinem Gürtel hing, klingelte, und er ging ran, ohne auf die Anrufernummer zu achten. »Detective McIntyre.«
»Quinn. Er ist hier.«
Er richtete sich ruckartig auf und ließ die Kopie der Abdrücke auf den Schreibtisch fallen. »Lucy?«
»Ja.« Es folgte eine Pause, als könnte sie nur mit Mühe schlucken. »Er ist hier.«
»Wer?«
»Der Brief. Er ist zu mir nach Hause gekommen. Sie weiß, wo ich wohne.«
Scheiße. »Hast du ihn aufgemacht?« Er sammelte die Papiere auf seinem Schreibtisch zusammen und schob sie in sein Notizbuch.
»Nein.« Ein Schluchzen brach aus ihrer Kehle.
»Du bist doch nicht allein im Haus, oder?«
»Doch. Adele hat hier übernachtet, aber sie musste weg. Ich dachte, ich käme allein klar. Es ist helllichter Tag und ich dachte …«
»Sind deine Fenster und Türen verschlossen?« Er schnappte sich Notizbuch und Laptop und lief zur Tür.
»Ja.«
»Ich bin schon unterwegs.« Er eilte zur Haustür hinaus und steuerte auf seinen Zivilwagen zu. »Ich bin in zehn Minuten da.«
»Die Fahrt dauert fünfundzwanzig Minuten.«
Er schloss die Wagentür auf und legte Laptop und Notizbuch neben ein Dutzend rosafarbener Rosen auf den Sitz. »Für mich nicht.« Für sie wahrscheinlich auch nicht.
Quinn legte auf und rief Sergeant Mitchell und Kurt auf dem Handy an. Keiner ging ran. Statt eine Nachricht zu hinterlassen, beschloss er, noch einmal anzurufen, wenn er mehr Informationen hatte. Breathless hatte den Brief an Lucys Privatadresse geschickt, und das änderte alles.
Er brauchte fünfzehn Minuten. Er parkte den Wagen am Straßenrand und schnappte sich seinen Beweisaufnahme-Matchbeutel aus dem Kofferraum. Den Matchbeutel in einer, Laptop und Akten in der anderen Hand, rannte er zum Haus. Während er immer zwei Treppenstufen auf einmal
nahm, öffnete sich die Tür. Er blieb auf der Veranda stehen und sah sie in ihrem dunklen Haus, in dem Gardinen und Jalousien vor der Sonne zugezogen waren. Der weiße Pyjama, den sie trug, war über und über mit roten Lippen bedruckt und bildete einen starken Kontrast zu den grauen Schatten. Ein Schluchzen drang durch die Hand, die sie sich vor den Mund presste, und – schwupp – lag sie in seinen Armen. Er wusste nicht so recht, wie das passiert war. Vor einer Sekunde hatte er noch auf der Veranda gestanden und darauf gewartet, von ihr hereingebeten zu werden, und in der nächsten war er drin, die Tür hinter ihm geschlossen und der Matchbeutel zu seinen Füßen.
Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals. »Ich dachte, ich käme damit klar«, weinte sie und klammerte sich an sein schwarzes Polohemd.
»Schscht. Jetzt ist alles gut.« Er streichelte ihr
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