Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
nickte. »Ja, vielleicht verlier ich im Vorbeigehen einen Dollar und sehe, ob er ihn aufhebt.«
Lucy stellte sich wieder normal hin. »Ihr seid doch alle
pervers.« Vollkommen synchron drehten sie sich um, und drei Augenpaare starrten sie an, als wäre ihr mitten auf der Stirn ein Horn gewachsen. Lucy hob abwehrend die Hände und wich zurück. »Ich sage ja nur, er ist jung.«
»Na und?«
Meine Güte, sie klang schon wie Quinn. »Ich weiß nicht.« Sie legte verwirrt die Hand an die Wange und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich verliere noch den Verstand.« Sie wandte sich ab und ging zurück in die Küche. Trotz allem sah sie sich immer noch am liebsten Quinns Hintern an. Ja, sie verlor echt den Verstand.
Ihre Freundinnen folgten ihr besorgt. »Du stehst unter großem Druck.« Clare griff in den Schrank und holte vier Gläser heraus. »Und wir sind eigentlich hier, um dir zu helfen, und nicht, um den Handwerker anzustarren.«
Adele füllte Eiswürfel in die Gläser, und die vier Freundinnen setzten sich mit einem Krug Tee an den Küchentisch und diskutierten Lucys Problem. Am Abend zuvor hatte Lucy bei ihrer Mutter übernachtet. Das würde nicht das letzte Mal sein, bevor der Albtraum vorbei war. Doch bei ihrer Mom fühlte sie sich immer wie ein Kind, deshalb wollte sie dort nicht dauerhaft bleiben.
»Ich hasse es einfach, Angst zu haben«, sagte sie und führte ihr Teeglas zum Mund. Sie trank einen Schluck und fügte hinzu: »Ich hab mich immer für einen starken Menschen gehalten. Jemanden, der in jeder Situation auf sich aufpassen kann.« Sie stellte das Glas auf dem Tisch ab. »Jemand, der sinkenden Schiffen und Haiattacken furchtlos die Stirn bietet, aber diese Psychopathin macht mir Angst.« Sie schüttelte den Kopf, während draußen ein Elektrowerkzeug surrte.
»Und gleichzeitig weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt Angst haben sollte . Schließlich bin ich nicht direkt bedroht worden, und diese Frau ermordet Männer. Keine Krimiautorinnen.«
»Trotzdem.« Maddie schob ihr Glas beiseite und legte die Unterarme auf den Tisch. »Eine Serienmörderin hat dich kontaktiert, und das musst du sehr ernst nehmen.« Maddie wusste, wovon sie redete. Sie sprach ständig mit Serienmördern.
»Ich nehm es ja auch ernst. Ich frage mich nur, ob ich paranoid bin«, antwortete Lucy.
»Nicht alles ist eine paranoide Wahnvorstellung.« Adele rührte mit dem Finger in ihren Eiswürfeln. »Manchmal passieren auch irrsinnige Dinge.«
»Was hat Dwayne denn jetzt wieder auf deiner Veranda deponiert?«, fragte Clare interessiert.
»Einen Socken und meinen ›Liebe ist‹-Kaffeebecher.«
»Was für ein Psycho!«
»Das ist echt gruselig.«
»Du hast einen ›Liebe ist‹-Kaffeebecher?«
Als der Teekrug leer war, hatten die vier Frauen beschlossen, dass Lucy entweder abwechselnd bei ihnen übernachtete oder sie ihr zu Hause Gesellschaft leisten würden. Auch wenn sie ihr versicherten, dass das keine Belastung sei, wusste Lucy genau, dass es eine war. Sie hoffte nur, dass Quinn Breathless so schnell wie möglich schnappte.
Adele stand vom Tisch auf und schnappte sich den leeren Krug. »Ich geh freiwillig«, trällerte sie und schlenderte zur Spüle. Als sie an der Hintertür vorbeikam, schaute sie nach draußen. Sie blieb abrupt stehen und trat ein paar Schritte zurück. »Mein lieber Schollie!«
»Was macht Randy denn jetzt wieder?«, fragte Lucy entnervt.
»Es ist nicht Randy. Ein Neuer ist zum Spielen rausgekommen.«
Clare erhob sich und stellte sich neben Adele. »Na, das nenn ich einen Prachtkerl.«
Lucy und Maddie standen auf und gesellten sich dazu. »Das ist ein Cop«, sagte Maddie. »Ich seh’s an seiner Wölbung.«
»Du kannst seine Wölbung erkennen? Von hier aus? Du bist echt gut.«
»Seine Kanone. Man kann den Umriss seines Dienstrevolvers unter der Anzugjacke sehen.«
Lucy brauchte ihren Blick nicht von Quinns Gesicht nach unten gleiten zu lassen, um alles über seine Wölbungen zu wissen, ob nun vom Revolver oder sonstwie. Er stand neben Randy, unterhielt sich mit ihm und deutete auf den Dachvorsprung. Er trug einen schokoladenbraunen Anzug und ein beigefarbenes Hemd. Eine leichte Brise wirbelte sein Haar durcheinander, und dunkle Brillengläser verdeckten seine Augen. »Das ist Quinn.«
»Hardluvnman?«
»Ja.«
»Wow.« Clare schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich meine, was für ein Arsch.«
Quinn ließ die Hand sinken und lief schnurstracks auf Lucys Hintertür zu. Er klopfte zweimal und
Weitere Kostenlose Bücher