Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
öffnete sie, ohne auf eine Antwort zu warten. Beim Anblick der vier Frauen blieb er wie angewurzelt stehen und griff nach seiner Sonnenbrille. »Ach, hallo«, sagte er, und Lucy konnte praktisch
hören, wie ihre Freundinnen dahinschmolzen. Vielleicht war es auch sie selbst. Quinn steckte die Brille in die Innentasche seiner Jacke. »Sie müssen Lucys Schriftsteller-Freundinnen sein. Ich habe in ihrem Arbeitszimmer Bilder von Ihnen gesehen.«
Lucy stellte ihm ihre Freundinnen vor, die es ziemlich gut hinbekamen, dem Mann gegenüber kühl zu bleiben, der sie angelogen hatte – bis er den Kopf senkte und Lucy in die Augen schaute. »Wie fühlst du dich, Sonnenschein?«
Sonnenschein? Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihm verboten hatte, sie Sonnenschein zu nennen. »Ganz gut.«
»Ich bring dir deine Post.« Er griff in seine Anzugjacke und zog einen Restaurant-Prospekt hervor.
»Das ist alles?«
»Ja.« Er legte den Kopf schief und fixierte sie weiter mit seinen braunen Augen. »Ich muss mit dir reden.«
Er meinte, allein. Sie ging zur Hintertür hinaus, und er folgte ihr. Im Schatten einer alten Eiche sagte er: »Auf den Breathless-Briefen waren keine Fingerabdrücke.« Ein Ast über ihren Köpfen warf einen Schatten auf seine obere Gesichtshälfte. »Die Umschläge werden jetzt auf DNA-Spuren untersucht. Wir haben es dringend gemacht, aber ich rechne erst in ein paar Tagen mit den Ergebnissen. Wenn wir Glück haben.«
Das war schrecklich enttäuschend, aber Polizeiarbeit war nie so unkompliziert wie in Romanen oder Fernsehfilmen.
»Wie fühlst du dich wirklich?«
Verängstigt. Verwirrt. Geschockt. »Mir geht’s wirklich gut. Meine Freundinnen werden abwechselnd bei mir Babysitter spielen.«
Sein Blick glitt über ihr Gesicht und blieb an ihrem Mund hängen. Eine leichte Brise blies Haarsträhnen über ihre Lippen, und Quinn hob die Hand, als wollte er sie ihr hinters Ohr streichen. Lucy presste ihren Rücken gegen die unebene Rinde und wartete auf seine Berührung.
Er runzelte die Stirn und trat einen Schritt zurück. »Ruf mich an, wenn du was brauchst«, sagte er, wandte sich ab und ging.
In den nächsten drei Tagen kontrollierte Quinn wieder Lucys Postfach, fand darin jedoch nichts als Werbeprospekte. Wie versprochen lieferte er sie bei ihr ab, und mit jedem Tag, der verging, kam sie ihm ein wenig nervöser vor. Sie versuchte, es zu verbergen, aber es war offensichtlich, dass der Stress ihr zusetzte. Er sah es in ihren Augen, und er hatte Angst, dass sie zusammenbrach, bevor es vorbei war. Er fürchtete, nichts anderes tun zu können, als tatenlos zuzusehen. Schließlich hatte sie an ihren Gefühlen für ihn keinerlei Zweifel gelassen. Die wenigen Male, als er die Hand nach ihr ausgestreckt hatte, war sie zurückgewichen, als könnte sie seine Berührung nicht ertragen.
Seit dem Vorfall in ihrem Garten, als sie versucht hatte, sich gegen einen Baum zu pressen, um seiner Berührung zu entgehen, hatte er die Hände lieber bei sich behalten. Die Leerung des Postfachs sollte er besser Kurt überlassen. Ja, sollte er wohl, aber würde er nicht. Vielleicht wollte Lucy ihn nicht jeden Tag sehen, aber er wollte sie sehen. Warum, konnte er nicht erklären, nicht mal sich selbst. Es war mehr als Lust, obwohl er auch massenhaft davon verspürte. Er fühlte sich durch Dinge von ihr angezogen, die nichts mit Sex
zu tun hatten, dafür alles mit ihr. Gefährliche Dinge, die ihn an mehr denken ließen als nur seine Karriere und einen Hund, der ihm Gesellschaft leisten sollte. Und dieses Denken hatte ihm nie etwas anderes eingebracht als großen Schmerz.
Sergeant Mitchell und die anderen Detectives hatten Methoden diskutiert, wie man Lucy benutzen konnte, um Breathless aus der Reserve zu locken, und dabei an einen auf Video aufgezeichneten öffentlichen Auftritt gedacht. Quinn hatte die Idee überhaupt nicht gefallen. Trotzdem hatte er sie Lucy gestern dargelegt, als er bei ihr vorbeigefahren war, um ihr die neuesten Werbeprospekte zu überreichen. Ihre kategorische Absage war eine Erleichterung gewesen.
Das Einzige, was er jetzt für Lucy tun konnte, war, die Serienmörderin zu schnappen. Es war Samstag kurz nach neun, und er war ins Büro gefahren, um genau das zu tun.
Er und Kurt hatten bereits die Hälfte der Peacock-Society-Vorsitzenden befragt, und er hatte gerade von den Ortsgruppen-Vorsitzenden die letzten fünf Mitgliederverzeichnisse erhalten. Leider hatten nicht alle die Mitgliederprofile
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