Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
auf. Klapperte die Gänge nach Opfern ab.
Quinn hatte noch nicht alle persönlichen Profile der Peacock-Ladys gesehen und wusste nicht, ob Buchhändlerinnen dabei waren. Vor einer Woche waren ihm mehrere Mitglieder in der »Barnes and Noble«-Filiale aufgefallen, in der Lucy den Vortrag gehalten hatte. Möglicherweise wussten sie, dass er ein Cop war. Auch wenn kein Peacock-Mitglied in einem Buchladen arbeitete, so lasen sie doch alle, hielten sich dort auf und konnten daher nicht ausgeschlossen werden.
»Herrgott«, fluchte er und rieb sich mit den Handflächen die Augen. Er drehte sich im Kreis. Jeder Durchbruch in dem Fall warf mehr Fragen auf, als er beantwortete. Jedes Mal, wenn er einen Verdächtigen strich, schien es, als kämen zehn neue hinzu. Doch Breathless stand auf einer dieser Listen. Er wusste es. Wenn er mit dem Ausschlussverfahren weitermachte, würde er sie finden. Er hatte genug Indizien und Verdächtige. Es brauchte nur Zeit, sie alle durchzugehen. Leider war Zeit das Einzige, was er nicht hatte. Sobald er den letzten Brief übergeben hatte, wäre der Sergeant entschlossener denn je, Lucy als Köder zu benutzen.
Scheiße! Wenn jemand anders betroffen wäre als Lucy, wäre Quinn der Erste, der darauf drängen würde, durch sie mehr Kommunikation mit Breathless herzustellen. Man könnte sich der Medien bedienen, um Breathless zu provozieren, damit sie etwas Dummes tat, wie zum Beispiel bei einer inszenierten Veranstaltung aufzutauchen. Oder sie in eine körperliche Konfrontation locken. Doch es war niemand
anders betroffen, und das Letzte, was er wollte, war, Lucy in noch größere Gefahr zu bringen.
Bei dem Gedanken, dass ihr etwas zustoßen könnte, drehte sich ihm der Magen um. Er dachte an Merry und die pinkfarbenen Rosen in seinem Wagen. Heute war der dreißigste April. An dem Tag legte er immer Blumen auf Merrys Grab.
Quinn wollte auf keinen Fall die Schuld am Tod zweier Frauen auf sich laden. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass Lucy etwas zustieß. Ihm war vollkommen egal, ob er sie dafür an Händen und Füßen fesseln und in einen Wandschrank sperren müsste. Seinen Wandschrank. Der in seinem Schlafzimmer war groß genug.
Natürlich kam das nicht in Frage. Mitchell würde einen Anfall kriegen. Außerdem würde ihre ständige Anwesenheit Quinn wahnsinnig machen. Er konnte sie nicht besitzen, aber genauso wenig die Finger von ihr lassen. Klar, er hätte die besten Vorsätze, seine Hände bei sich zu behalten, doch irgendwas würde vorfallen, und – schwupps – würde sie wieder in seinen Armen landen und sich fest an ihn schmiegen. Und er würde nach BH-Trägern tasten, ins Schwitzen kommen und an alle Körperstellen denken, auf die er sie küssen wollte. Und dabei die ganze Zeit wissen, was sie für ihn empfand, und dass es nie passieren würde.
Er war jetzt siebenunddreißig. Ein erwachsener Mann. Wenn er sich wirklich zusammenriss, konnte er seine Hände unter Kontrolle halten. Das größere Problem war, dass er seinen Körper anscheinend nicht unter Kontrolle hatte, und das Letzte, was er wollte, war ununterbrochen mit einem Ständer durch sein eigenes Haus zu staksen.
Solchen Qualen war er einfach nicht gewachsen.
Lucy betrachtete sich im Badspiegel und bürstete ihr nasses Haar. So ungern sie es auch zugab, bei Quinn fühlte sie sich sicher. Sicherer als seit Tagen. Es ärgerte sie, dass sie einen Mann brauchte, um sich sicher zu fühlen. Und nicht nur irgendeinen. Sondern Quinn. Was sie vorhin zu ihm gesagt hatte, war die Wahrheit. Sie hatte immer geglaubt, problemlos mit allem fertig zu werden. Schlangenbiss? Kein Problem, einfach einen Stauschlauch anlegen und das Gift selbst heraussaugen. Haiangriff? Null Problemo, man musste das Biest nur aufs Auge hauen. Von Killerbienen verfolgt? Pippifax, rasch in einen See springen oder ins Haus rennen und eine Dose Cola holen. Ein Brief von einer Durchgeknallten? Heulen wie ein Schlosshund und einen großen, starken Mann anrufen!
Lucy putzte sich die Zähne, hielt den Kopf nach unten und föhnte ihr Haar trocken. Sie fragte sich, was Quinn gerade machte, und dachte an das Mittagessen, das er für sie gekocht hatte. Es war zwar kein kulinarisches Meisterwerk gewesen, aber genau das, was sie brauchte. Warm und sättigend. Ein richtig schönes Trostessen. Und eine sehr nette Geste von Quinn.
Nein, diesmal interpretierte sie nicht zu viel in jede seiner
Gesten und Handlungen hinein. Sie wollte nichts in die Art hineinlesen, wie
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