Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
glauben Sie, dass Ihr Schweinehund Sie in Zukunft häufiger für andere aktiv werden lässt?
Integrität
Lasst uns sagen, was wir empfinden,
und empfinden, was wir sagen.
Lasst die Rede mit dem Leben
übereinstimmen.
Seneca
Diese Tugend fällt dem Schweinehund besonders leicht zum Opfer. Denn Integrität meint, dass Sie das tun, was Sie sagen, und das sagen, was Sie tun. Genau das aber torpediert der Schweinehund nach Leibeskräften. Er ist spezialisiert darauf, Ihnen Ihre Vorhaben auszureden, ganz gleich, ob Sie anderen etwas versprochen oder sich selbst etwas vorgenommen haben.
Der US-amerikanische Managementberater Stephen R. Covey definiert Integrität »als Wertmaßstäbe, die wir uns setzen. Wenn wir eindeutige Werte vor Augen haben und täglich pro-aktiv danach handeln, entwickeln wir Selbstwahrnehmung und Selbstwert. Wir sind in der Lage, uns sinnvolle Ziele zu setzen und auf sie hinzuarbeiten. Wenn wir Vorsätze nicht verwirklichen und Verpflichtungen gegenüber anderen nicht einhalten können, nimmt man uns bald nicht mehr ernst, und Misstrauen breitet sich aus.«
Im Unternehmen heißt das: Wenn Führungskräfte integer wirken, bringen Mitarbeiter ihnen Vertrauen und Anerkennung entgegen. |103| Laut Covey ist das »keinesfalls mit Naivität, blindem Gehorsam oder roboterhafter Dienstbarkeit gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich hier um kluges, aufrichtiges, bedingungsloses Engagement.« 11
So verwundert es auch nicht, dass Führungskräfte den Wert Integrität für wichtig halten. Das zumindest ist das Ergebnis der Führungskräftebefragung 2007, die Mathias Bucksteeg und Kai Hattendorf unter rund 500 Managern verschiedener Führungsebenen durchführten. 12 Als zentrale Werte wurden Verantwortung (75 Prozent der Nennungen), Vertrauen (68 Prozent) und Respekt genannt (53 Prozent), und zwar unabhängig von Alter, Position und Geschlecht. Bei Werten wie Integrität (45 Prozent der Nennungen) aber zeigte sich eine interessante Unterscheidung: Während die 46bis 55-Jährigen Mut und Integrität mehr Bedeutung zuweisen als die 26- bis 35-Jährigen, betonen Letztere eher Respekt und Nachhaltigkeit, so das Ergebnis. Die Forscher erklären diese Differenz mit der tendenziell höheren Position der älteren Manager, die ihnen mehr unternehmerische Entscheidungen und damit auch mehr ethische Fragestellungen abverlangt. Jüngere Führungskräfte fordern eher Respekt ein, weil sie (unterstützt vom Schweinehund) möchten, dass ihre Leistungen gewürdigt werden. Und sie fordern Nachhaltigkeit, weil sie, so die Forscher, »durch andere gesellschaftliche Debatten geprägt« sind und »hohe Erwartungen an eine langfristige Orientierung unternehmerischen Handelns« mitbringen.
Integrität braucht Mut und Tapferkeit, wobei wir wieder bei den Kardinaltugenden wären. Sie braucht auch die Klugheit, den Kurs zu ändern, wenn es erforderlich ist. Andernfalls wäre Integrität – verstanden als die Fähigkeit, das Angekündigte umzusetzen – nichts als Sturheit.
Für Führungskräfte auf jeder Ebene kann es daher von Vorteil sein, wenn sie an ihrer Integrität arbeiten. Gelten sie als unzuverlässig oder gar als »krummer Hund«, werden Vertrauen und Motivation im Unternehmen untergraben und letztendlich zerstört. Und |104| damit stehen wir wieder vor dem inneren Schweinehund. Integrität ist seine Leibspeise! Denn folgende Punkte findet er viel zu mühsam und eigentlich völlig überflüssig:
Worte und Taten in Einklang bringen. »Ich tue das, was ich sage« – dies klingt furchtbar einfach, ist aber in der praktischen Umsetzung oft furchtbar schwer. Das gilt für Kleinigkeiten (»Ich rufe heute ganz bestimmt noch zurück!«) genauso wie für Politik und Wirtschaft. Denken Sie nur an die vielen Wahlversprechen, deren Uneinlösbarkeit oftmals zuallererst den Versprechenden selbst bewusst sein mag. Oder an Unternehmensleitlinien, die in goldenen Lettern in mancherlei Foyer prangen, während im Unternehmen munter nach ganz anderen Prinzipien gearbeitet wird.
Die Pfoten von »schmutzigem« Geld lassen. Es ist müßig, all die Schmiergeldzahlungen oder gefälschte Unternehmenswerte aufzuzählen, die die Wirtschaftswelt allein in den vergangenen zwanzig Jahren erschüttert haben. Die Vielzahl dieser Skandale zeigt, wie erfolgreich der innere Schweinehund Manager zu »kreativer Buchführung« verführt, wie es verharmlosend heißt. Die Aussicht auf soziale Anerkennung und den schnellen Erfolg ist für den
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