Gute Beziehungen
diese Firma so satt. Hier kommst du einfach nicht vorwärts. Befördert werden immer nur die Leute mit Beziehungen oder die Klugscheißer von der Uni wie Peterson. Das ist nicht fair.«
Sie sagen: »Ich verstehe schon, Jim. Warum besuchst du keine Abendkurse? Du bist genauso klug wie Peterson, nur irgendwie nicht so motiviert.«
Erkennen Sie das Fehlen an Akzeptanz in der Antwort? Zwar versichern Sie Ihrem Kollegen, er sei genauso klug wie Peterson, aber gleichzeitig belehren Sie ihn, was er tun könne, als wäre er zu dumm, selbst darauf zu kommen.Dann eröffnen Sie ihm, es sei etwas mit ihm nicht in Ordnung; er sei – irgendwie – nicht motiviert. Nicht sehr verständnisvoll, oder?
Es folgt eine Botschaft, in der mehr von dem die Rede ist, was Ihr Freund sagt, und weniger von mir, dem Zuhörer. »Du machst dir wenig Hoffnung, hier noch mal befördert zu werden.« Höchstwahrscheinlich wird sich Jim verstanden fühlen. Und höchstwahrscheinlich war das der Grund, warum er überhaupt mit Ihnen sprechen wollte, nicht weil er den Wunsch hatte, wiederhergestellt, analysiert zu werden oder eine Lösung vorgesetzt zu bekommen. Er hat einfach Verständnis gesucht. Häufig gehen solche »Plaudereien« noch eine Weile weiter. In diesem Fall könnte Ihr Freund antworten: »Genau, ich komme hier kein Stück weiter, wenn ich nicht zum Speichellecker werden will wie gewisse andere Leute oder mich für das Management-Trainingsprogramm qualifiziere.« In diesem Fall weiß Jim bereits, was er möchte – sich für das firmeneigene Fortbildungsprogramm qualifizieren. Er braucht nur jemanden, an dem er seine Ideen ausprobieren kann, jemanden, der ihm hilft, die Dinge zu durchdenken, indem er sie durchspricht.
Wir alle brauchen Menschen, die uns mit jener Bereitschaft zur nicht wertenden Rückmeldung zuhören, von der der Psychotherapeut Carl Rogers spricht. Bei uns heißt sie »Aktives Zuhören«. Nach unserer Überzeugung gibt es nichts, was stärker, rascher und dauerhafter zu Qualitäts-Beziehungen beiträgt.
Es gibt allerdings ein großes Problem: Erfahrungen, Gefühle, auch Gedanken können nicht direkt mitgeteilt werden. Nehmen wir an, ich bin traurig, aber ich kann Ihnen dieses Empfinden beim besten Willen nicht vermitteln. Meine Erfahrungen bleiben in mir verschlossen – da geht es mir wie Ihnen und jedem Menschen auf der Erde. Der Kreis unten steht für eine Person und die Sinuskurve für einen Gemütszustand, der sich im Gleichgewicht befindet.Mit anderen Worten, dieser Mensch hat keine heftigen Gefühle.
Doch wenn die Person Angst hat, könnte sich folgendes Bild ergeben:
Wäre ich diese verängstigte Person, wäre mir daran gelegen, Sie über meinen Gemütszustand zu informieren, doch sprachliche Äußerungen sind nicht mit dem inneren Erleben identisch. Was ich Ihnen über meine Erfahrungen – meine Gedanken und Gefühle – mitteilen kann, können wir uns als eine verschlüsselte Botschaft vorstellen. Der Hörer hat die Aufgabe, sie zu entschlüsseln. Das sieht dann etwa so aus:
Gelegentlich ist die Botschaft vollkommen klar. Zum Beispiel, wenn ich sage: »Das laute Geräusch hat mich erschreckt« oder »Ich bin müde und möchte mich setzen«. Doch meistens ist es so, als sprächen wir alle eine Sprache, die einer Übersetzung bedarf. Der Hörer ist der Übersetzer. Daher könnte unser Diagramm nun so aussehen:
Nur wenn Sie nachfragen, können Sie sich davon überzeugen, dass Sie die Botschaft richtig entschlüsselt haben. Wenn Sie den Sinn richtig wiedergegeben haben, wird der andere etwas sagen, wie »richtig« oder »mmhmm« und fortfahren. Liegen Sie weit daneben, wird der Sprecher Sie korrigieren. »Nein, was ich meine, ist …« und erst dann fortfahren. Im Grunde genommen können Sie gar nichts falsch machen. Die Strategie ist, fachlich gesprochen, ein sich selbstkorrigierender Prozess.
Gehen Sie irgendwohin, wo Menschen zusammenkommen – in eine Bar, einen Vortragssaal, ein Theaterfoyer, eine Sporthalle –, und Sie werden feststellen, dass alle Welt redet und redet, dass wir von Gerede umgeben sind. Doch hört uns jemand zu? Würden Sie an einem dieser gut besuchten Orte eine Befragung durchführen, würden Sie sicherlich lauter positive Antworten bekommen. Klar doch, alle hören zu. Oder etwa nicht? Wir hören dem Fernsehreporter oder dem Nachrichtensprecher im Radio zu. Wir hören Freunden, Ehepartnern, Söhnen und Töchtern zu. Wir hören Musikern und Schauspielern zu. Wir hören
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