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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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verdiente als er. Diese Überzeugung war so groß, dass ich gar nicht auf das hörte, was er sagte, bis er erklärte, ich sei wie ein ferner Stern, niemals anzutreffen. Der Rest war einfach. Wir wollten beide mehr Zeit füreinander haben, also fanden wir sie auch. Michael hatte völlig Recht, als er sagte: ›Wir haben genauso viel Zeit wie alle anderen. Es geht nur darum, was wir mit ihr anfangen‹. Und nach all den Sorgen, die ich mir um die vermeintliche Affäre gemacht hatte, war ich wirklich erleichtert, dass es nur um ein bisschen mehr Zeit ging.«
    Die meisten von uns sind keine schlechten Menschen, wir haben nur bestimmte Bedürfnisse und wählen zu ihrer Befriedigung unter Umständen merkwürdige oder sogar kontraproduktive Verhaltensweisen. Prägen Sie sich Maslows Deprivationserfahrungen ein. Die liefern Ihnen möglicherweise Hinweise darauf, welche Bedürfnisse des anderen unbefriedigt sind.
    Einige Konflikte sind harmlos und lassen sich gewissermaßen nebenbei erledigen. Andere sind zeitaufwändigerund komplizierter . Tipp: Gibt es mehrere Beteiligte, empfehlen wir eine Wandtafel oder etwas Ähnliches, worauf man Ideen so festhalten kann, dass alle sie sehen können.
    Wenn sich feststellen lässt, welche Bedürfnisse unbefriedigt sind, ist schon sehr viel gewonnen. In dem oben geschilderten Beispiel des finanziell erfolgreichen Paars berichtete die Frau beispielsweise, über die Hälfte der Zeit habe es gedauert, die unbefriedigten Bedürfnisse ihres Mannes zu erkennen. »Da konnte ich endlich mit dem Schmollen aufhören«, sagte sie, »und brauchte ihn nicht mehr innerlich als verlogenen Hurenbock zu beschimpfen.«

    Schritt zwei: Sobald die Bedürfnisse bestimmt sind, ist ein Brainstorming erforderlich, denn dann gilt es, so viele Lösungsvorschläge wie möglich zu entwickeln. In Gruppen sollte man ein Zeitlimit festsetzen. Wenn nur Sie und ein Freund oder Partner beteiligt sind, ist das vermutlich überflüssig. Der Schlüssel zum erfolgreichen Brainstorming ist der Verzicht auf jede Wertung. Wohl nichts hemmt die Kreativität so sehr wie Wertung, und Kreativität brauchen Sie für diesen Schritt. Um deutlich zu machen, was bei Schritt zwei nötig ist, verwende ich gerne das Neun-Punkte-Rätsel. Es sieht folgendermaßen aus:

    Die Aufgabe besteht darin, alle neun Punkte mit vier geraden Linien zu verbinden, ohne den Stift einmal vom Papier zu nehmen. Ich will Ihnen die Lösung nicht verraten,nur so viel sei gesagt, dass Sie nicht dahinterkommen werden, wenn Sie die Punkte als Quadrat oder Kasten sehen. Sie müssen die Ränder des »Kastens« überschreiten. Genauso verhält es sich mit dem Brainstorming. Sie müssen den Kasten verlassen und die Dinge aus einer neuen, vielleicht einzigartigen Perspektive sehen. Nur so sind Sie in der Lage, neue Wege vorzuschlagen, um bestimmte Bedürfnisse zu befriedigen. Je mehr potenzielle Lösungen, umso besser. Sie sind vielleicht nicht alle brauchbar, doch damit können Sie sich in Schritt drei befassen. Wenn alle potenziellen Lösungen zur Sprache gekommen sind, wenden Sie sich Schritt drei zu.

    Schritt drei: Jetzt ist der Zeitpunkt für Bewertungen gekommen. Gelegentlich schlägt jemand etwas vor, was die anderen als »elegante Lösung« bezeichnen. Oft kommt dann der Augenblick, wo jeder sagt: »Ja, das ist es. Das ist es!« Oder so ähnlich. Doch meist gibt es keine elegante Lösung, nichts, bei dem auf Anhieb klar wird, dass es den Bedürfnissen aller gerecht wird. Dann betrachten Sie die Lösungen, die in Schritt zwei entwickelt wurden, und bewerten sie. Wenn Sie sich in einer Gruppe befinden, etwa in der Familie oder einer Arbeitsgruppe, und alle Mitglieder Einwände gegen eine Lösung erheben, verwerfen Sie sie. Nachdem Sie die Liste potenzieller Lösungen durchgegangen sind, alle ausgesondert haben, die keine Zustimmung gefunden haben, und noch eine oder mehrere Lösungen übrig sind, ist Schritt vier an der Reihe.

    Schritt vier: Entscheiden. Nicht abstimmen! Abstimmen erzeugt Gewinner (die Mehrheit) und Verlierer (die Minderheit), und Sie wissen, was Verlierer tun: Sie werden den ganzen Prozess untergraben. Schauen Sie, ob es eine Lösung gibt, die auszuprobieren sich alle bereit erklären. Die Mitglieder müssen von einer Idee nicht unbedingt begeistert sein, es genügt, wenn sie bereit sind, einen Versuchdamit zu machen. Sie kann ihre Bedürfnisse trotzdem befriedigen. Wenn alle zustimmen, haben Sie einen Konsens erreicht. Ist keine der Lösungen

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