gute freunde - boese freunde
– kleine Abmahnung durch den Chef bekommen. Vor dem Urlaub getwittert, dass man jetzt ein Weilchen weg sei – Einbrecher zu Besuch gehabt.
Aber die Einwirkungen von Computertechnik auf unser alltägliches Leben kommt auch auf subtilere Art und Weise zustande: Wie oft lassen Sie sich in einer Entscheidung davon beeinflussen, was Google auf eine bestimmte Eingabe als |76| ersten Treffer anzeigt? Wie sehr sind Ihre Kaufentscheidungen und damit Ihre nächste Lektüre durch die automatisierten Vorschläge von Amazon bedingt? Haben Sie auf Facebook Freunde, die Sie eigentlich hassen? Fragen wie diese erzwingen einen detaillierten Blick auf die eigene Nutzung der digitalen Welt. Man sollte sie stellen, um herauszufinden, ob man noch selber denkt – oder es bereits dem Computer überlässt. Denken Sie selber. Hören Sie nicht auf damit. Dies ist die grundsätzlichste Regel im Umgang mit dem Internet. Sie ist banal, aber sie wird nicht selten missachtet. Wenn Sie sie stets beherzigen, können Sie nicht mehr viel falsch machen.
2. Seien Sie präsent. Und kontrollieren Sie sich selber. Wie Sie Ihre Reputation im Netz retten.
Ist Ihr Haus bei Google Streetview zu sehen? »Nein«, rufen die einen empört, »da kann einen doch jeder ausspionieren.« – »Aber sicher«, erwidern die anderen gelassen. »Man muss mit der Zeit gehen.« (Mitgliedern der dritten Gruppe, die sich fragen, was Google Streetview überhaupt ist, empfehlen wir einen Blick auf http://maps.google.com/help/maps/streetview/ )
Ja – soll man, oder soll man nicht? Für viele ist das die Gretchenfrage der Nullerjahre. Ein eigenes Facebook-Profil? Das eigene Haus oder die eigene Wohnung bei Google? Eine eigene Webseite? Es ist einfach, alles abzulehnen. Aber es ist falsch. Das klingt radikal, aber es ist eine der wenigen Wahrheiten, die man über das digitale Leben ohne Wenn und Aber formulieren kann: Wer sich im Jahr 2011 aus dem Netz vollständig heraushält, handelt falsch.
Denn fast jeder Mensch lebt im Netz, selbst wenn er nicht |77| selber aktiv ist. Wenigstens regelmäßige Kontrolle muss also sein. Aus den Ergebnissen dieser Kontrolle ergibt sich dann, welche weiteren Maßnahmen man ergreifen sollte.
Zunächst aber: Wie lebt man überhaupt im Netz, wenn man nicht selber aktiv ist? Durch die Aktivitäten anderer Menschen. Im realen wie im digitalen Leben ist jeder Mensch in ein mehr oder weniger enges soziales Netz eingewebt. Er interagiert und kommuniziert – nach Paul Watzlawick eben auch dann, wenn er nicht kommunizieren möchte. Wer in der realen Welt stirbt, lebt immer noch fort in den Fragen, Anekdoten und Erinnerungen seiner Freunde und Verwandten. Wer in der digitalen Welt vermeintlich nicht existent ist, entsteht ebenso als digitaler Schattenriss all dessen, was andere über ihn ins Netz einspeisen. Eine Suche nach Ihrer Person bei Google reicht, und die Software weiß, dass Sie existieren. Ganz egal, ob Sie sich jemals angemeldet haben oder nicht. Sie weiß auch, wer wie oft nach Ihnen gesucht hat, und welche Stichworte sonst noch verwendet wurden – zum Beispiel Ihr Arbeitgeber oder Ihr Wohnort. So entsteht ein sehr detailliertes Abbild Ihrer Person ganz ohne Ihre Hilfe. Gehen Sie also auf jeden Fall online und schauen Sie es sich an. Googlen Sie Ihren eigenen Namen – eine Methode, die von Unwissenden als »Ego-Googling« oder gar »Ego-Stalking« diskreditiert wird. Kein Wort davon trifft zu. Es handelt sich um einen ganz normalen, angemessenen Blick in den digitalen Spiegel.
Wenn Ihnen nicht gefällt, was Sie finden, müssen Sie aktiv werden. Denn Sie müssen damit rechnen, dass Ihr Arbeitgeber, Ihre Frau oder Ihr Mann und Ihre Affäre Sie googlen. Und da wollen Sie nicht allzu doof dastehen. Für die Imagekorrektur im Netz gibt es mehrere Methoden.
Nicht in Betracht ziehen sollten Sie Firmen, die Ihnen versprechen, Ihr Image im Internet in kürzester Zeit vollständig zu verändern, und dafür ordentlich Geld verlangen. Denn die |78| Aufgabe nimmt mehr Zeit in Anspruch, und Sie können sie mit etwas Einsatz gut selber erledigen.
Sollten Sie auf wirklich Beleidigendes stoßen, nehmen Sie Kontakt mit dem Inhaber der jeweiligen Webseite auf. Nur wenn er auf Ihre Bitte nicht reagiert oder sich als störrisch erweist, wenden Sie sich an einen Anwalt. Geben Sie ihm Zeit zu reagieren, sodass er sich nicht überrollt fühlt, wenn dann ein Brief mit angedrohten Rechtsmitteln ins Haus flattert. Gehen Sie nicht sachte genug
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