gute freunde - boese freunde
der Computer aus den Neunzigerjahren. Diese Verkürzung der Zeitspanne |81| des »Hochfahrens« – Profis sprechen übrigens vom »Bootvorgang« des Computers – ist einer der beeindruckendsten Beweise der Beschleunigung der digitalen Technik.
Die großartige Anekdote, wonach der Chef und Gründer von Microsoft, Bill Gates, 1981 gesagt haben soll, 640 Kilobyte seien genug Speicherplatz für jeden Menschen, stimmt nach seinen Angaben zwar nicht – ihre massenhafte Verbreitung illustriert aber die Faszination des technischen Fortschritts, den kaum jemand in dieser Geschwindigkeit voraussah. Die durchschnittlichen 100 Gigabyte, die heute als Mindestausstattung bei den meisten Computernutzern zu finden sind, entsprechen 104. 857. 600 Kilobyte.
In Anbetracht der großen Begeisterung über die große Beschleunigung ist es umso erstaunlicher, dass Computernutzer dazu tendieren, die kleinen Schritte, in denen sich der Wandel offenbart, zu übersehen. Dadurch entstehen Gefahren.
Denn viele kleine Veränderungen im Netz bergen Fragestellungen von philosophischer Dimension. Für den Programmierer einer neuen Funktion mögen es im Zweifelsfall nur ein paar Zeilen Programmcode sein, es sind dies aber Zeichensätze, die Ihr Leben maßgeblich betreffen und verändern können, die Fragen von philosophischer Natur aufwerfen können. Neue Funktionen in Mobiltelefonen und Computern können das tägliche Leben ihres Nutzers grundsätzlich verändern. Dieser Prozess geschieht schleichend, und es ist für das eigene Empfinden essenziell, dass man ihn hinterfragt. Möchten Sie jederzeit per Facebook Ihren Aufenthaltsort mitteilen? Sollten Sie via Twitter wirklich private Sachen verbreiten? Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll. Die neue Technik schleicht sich in das Leben des Einzelnen. Jeder Fortschritt im Internet, auch der kleinste, verändert die Welt nachhaltiger als viele Entwicklungen in anderen Branchen. Deshalb ist es wichtig, |82| sich mit den kleinen Veränderungen im Detail auseinanderzusetzen und jedes Mal neu zu entscheiden: Brauche ich das? Möchte ich das?
4. Kriminelle gibt es überall. Auch im Internet. Wie Sie sich vor Verbrechen schützen.
Zu Recht sind Politiker sämtlicher Parteien für die dumme Forderung, das Internet dürfe kein »rechtsfreier Raum« sein, von einer Öffentlichkeit, die es tatsächlich besser wusste, abgestraft worden. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, und es war auch nie einer. Über das Internet einen Bombenanschlag auf eine Grundschule zu planen, ist ebenso verboten, wie sich in einer Kneipe zu treffen und einen Bombenanschlag auf eine Grundschule vorzubereiten. Im Internet Kinderpornografie auszutauschen, ist ein ähnliches Vergehen wie Kinderpornografie per Post zu verschicken. Es gibt jedoch einen Unterschied, und der fällt zugunsten des Netzes aus: Tatsächlich ist es so, dass im Netz per se keine Kapitalvergehen begangen werden können. Man kann einen Menschen nicht digital töten, vergewaltigen, foltern oder schwer körperlich verletzen. Das bedeutet aber nicht, dass das Netz ein sicherer Ort ist. Wie in der richtigen Welt gibt es Viertel, die man nur dann betreten sollte, wenn man sich in ihnen auskennt – oder den richtigen Schutz mitbringt. In ihnen ist Kriminalität besonders verbreitet, und natürlich kann von ihnen derselbe Reiz ausgehen wie von den schummrigen Kneipen großer Städte.
Wer sich in sie hineinwagen möchte, sollte versiert sein. Aber auch wer das Internet ohne besondere Ambition nutzt, muss mit den Sicherheits-Grundregeln der digitalen Welt vertraut sein. Gewöhnliche Computer-Viren bedrohen auch Nutzer, die keine Experimente machen. Hier helfen kostenlose Antiviren-Software |83| und eine digitale Firewall, also eine technische Vorrichtung, die unerwünschte Eindringlinge vom eigenen Rechner fernhält. Beides gibt es für den Privatgebrauch kostenlos im Netz. Die Websiten von Computerzeitschriften wie zum Beispiel CHIP helfen weiter. Raffinierter sind Attacken, bei denen eine bösartige Webseite vorgaukelt, eine gute Seite zu sein, indem sie zum Beispiel wie die vertraute Internetbanking-Seite aussieht – es aber nicht ist. Öffnen Sie deshalb bei besonders wichtigen Webseiten, wie zum Beispiel beim Internetbanking, keine Links, sondern geben Sie die jeweilige Adresse immer selber ein. Maßgeblich ist, welche Adresse im Browserfenster angegeben ist. Auch bei E-Mails ist Vorsicht geboten. Die Anti-Spam-Technik der E-Mail -Programme wird
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