gute freunde - boese freunde
ist das, was Ihr daraus macht.
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johannes boie
|73| Acht Regeln oder
Was tun und was
nicht-tun im Netz?
Das Netz ist eine neue Welt, und doch nur ein Abbild der realen Welt. Das Netz ist deshalb für viele Menschen ein fremder Ort, der doch seltsam vertraut ist. Wir finden darin Spuren unserer Freunde, Webseiten unserer Lieblingsläden, Fotografien, Filme, sogar digitale, navigierbare Versionen unserer liebsten Orte. Dinge also, die uns nah und vertraut erscheinen, die aber nicht nah und vertraut sind. Es sind Kopien von Kopien, und dadurch kann eine eigenartige Atmosphäre entstehen. Aus dieser erwächst schnell Unsicherheit. Die leicht verstärkt wird durch das diffuse Wissen um Gefahr. Ist das Netz nicht auch der Ort von Lug und Betrug? Was ist mit all den Berichten über digital gemobbte Kinder, über Menschen, die vor eingeschalteter Webcam Suizid begehen? Kinderpornografie, Kreditkartenabzocke, gehackte Internetbanking-Zugänge, Viren, Würmer, Cyberkrieg? Es scheint, vor allem in Anbetracht hyperventilierender Gesetzesinitiativen, als sei das Netz eine Räuberspelunke der übelsten Art. Dabei kann alles ganz einfach sein. Halten Sie sich an ein paar Grundregeln, und Sie verlieren weder Ihr Geld noch Ihre Würde.
Eine Anleitung in acht Schritten.
|74| 1. Hören Sie nicht auf zu denken. Warum man in der virtuellen Welt real denken sollte.
Was ist noch mal die zehnte Wurzel aus 42? Schreibt man jetzt eigentlich »daß« oder »dass«? Und wie fährt man am schnellsten mit dem Auto von Spandau nach Peking? Und kennt Madlen aus Jena eigentlich Angelika aus München? Der Computer kennt die Antwort auf viele alltägliche Probleme. Und auf viele weniger alltägliche Probleme. Er rechnet für uns, organisiert für uns, kopiert, korrigiert und arbeitet für uns. Er vertreibt uns die Zeit oder fordert uns heraus, zum Beispiel beim Computerspielen. Der Computer kann uns trainieren und Dinge beibringen, Vokabeln, Rechnungen, Lösungswege. Kurzum: Er nimmt uns eine ganze Menge ab. Und weil wir ihn immer öfter dabeihaben, manchmal als Mobiltelefon getarnt, nimmt er uns immer öfter immer mehr ab.
So weit, so gut.
Das führt hin und wieder zu einem Problem, denn viele Menschen lassen sich verständlicherweise gerne so vieles wie möglich abnehmen. Darunter auch einen Vorgang, den man Denken nennt.
Die Sache hat einen kleinen, aber entscheidenden Haken: Computer können nicht denken. Nicht in dem Sinne, in dem Menschen denken können. Oder wenigstens können sollten. Computer haben kein soziales Gespür und keine emotionale Intelligenz. Sie können so tun als ob, aber letzten Endes sind sie bis heute Maschinen, die Nullen und Einsen zusammenzählen. Das allerdings verdammt schnell und mit verblüffenden Ergebnissen, zugegebenermaßen.
Doch der Mensch ist klüger als sein Rechner, und der Klügere sollte grundsätzlich am längeren Hebel sitzen, damit am Ende das Ergebnis stimmt. Man sollte sich vom Rechner also nicht |75| zu viel abnehmen und sich nicht von den Denkmustern des Computers vereinnahmen lassen. Konkret bedeutet das: Nur weil man eine E-Mail beantworten kann, ist es nicht immer das Richtige, es auch zu tun. Nur weil auf dem Bildschirm steht »Dies ist die Seite der Postbank, geben Sie jetzt alle Ihre PI N-Nummern , Geheimzahlen und persönliche Daten ein«, ist es nicht das Richtige, der Forderung nachzukommen. (Banken fordern übrigens niemals per E-Mail Passwörter oder PI N-Nummern an.)
Klingt alles ganz logisch und möglicherweise ein wenig übertrieben. Andererseits gibt es immer wieder Menschen, die tatsächlich glauben, dass es einen Menschen im Kongo gibt, der ihnen so mir nichts, dir nichts 100. 000. 000 US Dollar überweisen möchte. Und ihnen deshalb mal eben eine E-Mail geschrieben hat, mit der Bitte um ihre Kontodaten. Diese Menschen schicken dann ihre Kontodaten an einen Menschen, von dem sie noch nie vorher gehört haben. Wenigstens leuchten in ihren Augen kleine Dollarzeichen, während sie in ihrem E-Mail -Programm auf Senden drücken. Diese Menschen haben aufgehört zu denken, sie verhalten sich im virtuellen Raum massiv dümmer, als sie es sich im realen Leben (hoffentlich) je zugestehen würden. Das Beispiel ist drastisch, aber auf eine weniger spektakuläre Art waren die allermeisten Internetnutzer schon mal von dem Phänomen betroffen. Unbedacht einen E-Mail -Anhang geöffnet – Virus eingefangen. Während der Arbeitszeit auf Facebook ein paar Anekdoten veröffentlicht
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