gute freunde - boese freunde
|117| Hobby, verhindert zwar nicht, ein Mobbingopfer zu werden, stärkt aber das Selbstbewusstsein. Wir als LehrerInnen oder als Eltern sollten uns für das Thema sensibilisieren, es ernst nehmen. Vielleicht gehört dazu auch Null-Toleranz gegenüber blöden Äußerungen, selbst bei Kleinigkeiten. Also keine Beleidigungen, keine Diskriminierungen zuzulassen (und natürlich auch nicht vorzuleben). Nie. Dies könnte man als eine Kultur des respektvollen Umgangs bezeichnen.
Direkt dazu gehört auch eine Feedback-Kultur des Zuhörens und Ernstnehmens. Wir sollten mit den Jugendlichen über das Thema sprechen, »Wissen schaffen« mit einer Integration des Themas in die Schule und in den Unterricht. Vielleicht ist es eine gute Idee, gemeinsam einen »Verhaltenskodex« zu vereinbaren, wie man miteinander umgehen möchte (zum Beispiel in der Schule). Dort können Aktionen wie »Stop den Mob« oder »Clevere Ideen gegen Mobbing« gestartet werden. Viele Schulen arbeiten da schon sehr vorbildlich mit einem Streitschlichter-Konzept oder auch mit »SchülerV Z-Scouts «.
Ich bin ein Digital Hippie, also jenes Zwischending zwischen Digital Natives (so werden jene genannt, die nach 1980 geboren wurden) und Digital Immigrants (eben jenen davor, somit allen Eltern heutiger Teenager), ich bin mit der ersten Generation der Computer groß geworden. Heute aber bin ich auch ein analoger Vater. Und trotz aller eigenen Technikbegeisterung sehe ich – wie viele Eltern – der Online-Generation oft staunend über die Schultern. Online ist für Jugendliche Teil des normalen Lebens, im Guten wie im Schlechten. Und eben deshalb werden Wut, Hass und Frustration auch im Netz ausgelebt. Wo es keine Trennung gibt, wo Digitales ebenso real ist wie die physische Welt, ist dies konsequent. Aber ist dies auch gut? Nein.
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elke reichart
|119| Freund = Feind?
Böse Erfahrungen
»Mein erstes Social Network war ›Knuddels‹, damals war ich noch nicht einmal 12 Jahre alt. Dort bin ich von ganz komischen Leuten angeschrieben worden, mit blöden Fragen wie:
›Was hast du denn an?‹ oder: ›Willst du mir einen blasen?‹ Ich bin da schnell wieder ausgestiegen und war ganz schön geschockt.«
Die Schülerin, die auf dem »Social Community Day 2010« in Köln so offen über ihre Erfahrungen mit Cyber-Mobbing spricht, ist vom Moderator als die »typische Vertreterin der neuen Medienwelt« angekündigt worden: Adriana Chojnacka, schlank, dunkle Haare, asymmetrischer Kurzhaarschnitt, buntes Halstuch, große Silberohrringe, noch größere Ausstrahlung. Ihre Twitter-Biografie:
»Ich bin 16 Jahre alt und wohne seit 6 Jahren in Deutschland, meine Heimatstadt ist Berezki/Polen.
Bin verrückt, liebe das Leben und bin immer ich selbst.«
Mit zehn Jahren bekam sie ihr erstes Handy, heute hat sie zwei. Sie mailt, twittert und schaut fern; online, offline, kein Unterschied. Natürlich, erklärt sie lässig vom Podium herab, |120| ginge es auch ohne soziale Netzwerke, aber – wer wolle das schon? »Es wäre dann längst nicht mehr so spannend.«
Was die Gymnasiastin von anderen Gleichaltrigen unterscheidet – und warum sie als Expertin eingeladen wurde: Adriana hat sich zum »Medienscout« ausbilden lassen. Sie klärt nun jüngere Schüler über die Gefahren des Internets auf, auch über Cyber-Mobbing. Ohne den sonst oft üblichen pädagogischen Zeigefinger – sie weiß ja aus eigener Erfahrung, wovon sie spricht:
»Mit 12 Jahren ging ich zu SchülerVZ, dort bin ich heute noch. Viele gute Freunde, aber ganz ohne schlechte Erfahrung ging es auch hier nicht. Der – sogenannte – Freund einer Freundin hat mich angeschrieben und gleich wüst beschimpft: ›Du Hure‹ und so was. Ich kannte den Typen nur über das Internet, hatte keine Ahnung, warum der mir dauernd so doofe Nachrichten schickte. Zuerst bin ich zu meiner Freundin gegangen und habe gefragt, wie der Typ denn so sei. Sie hat mir erzählt, er würde gern mal Leute ärgern. Jedes Mal hat es mir einen Stich gegeben, wenn ich seine Beschimpfungen gelesen habe, aber ich habe mich zusammengenommen und einfach nicht mehr auf seine Nachrichten reagiert. Das Ignorieren war zwar nicht einfach, aber es funktionierte: Nach einiger Zeit hatte er offenbar die Lust daran verloren, mich zu ärgern und gab Ruhe.«
Franziska Brands ist 14 Jahre alt, ebenfalls »Medienscout« an demselben Gymnasium wie Adriana und auch ein gebranntes Kind in Sachen »Cyber-Mobbing«. »Eine Freundin hat bei mir
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