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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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war, bin ich das erste Mal zum »Gemeinschaftsbelange«-Treffen in die Kirche gegangen. Ich glaub, anfangs wollt ich nur die Zeit rumbringen. Am Abend nicht so einsam sein. Obwohl mir Shirley Boon mit ihrem Besserwisserlächeln irgendwie auf die Nerven geht. Minny kann Shirley auch nicht leiden, geht aber meistens trotzdem hin, um aus dem Haus zu kommen. Aber heut Abend hat Benny wieder Asthma, darum wird sie wohl nicht können.
    In letzter Zeit geht’s bei den Treffen mehr um Bürgerrechte wie ums Sauberhalten von den Straßen oder um den Dienst in der Kleiderkammer. Es ist eigentlich keine zornige Stimmung, die meisten reden nur über das alles, beten dafür. Aber seit Mr Evers vor einer Woche erschossen worden ist, sind viele Farbige in unserer Stadt wütend. Vor allem die Jüngeren, die gegen so was noch keine Hornhaut haben. Die ganze Woche gab’s jeden Abend Treffen. Ich hab gehört, da waren viel Wut, Gebrüll und Tränen. Ich komm heute seit dem Mord das erste Mal her.
    Ich geh die Stufen ins Kellergeschoss runter. Normalerweise ist es da kühler wie in der Kirche, aber heut ist es hier unten heiß. Die Leute tun Eiswürfel in ihren Kaffee. Ich guck mich um, wer alles da ist, weil ich mir sag, ich frag besser noch paar Dienstmädchen, ob sie uns helfen, jetzt wo’s aussieht, wie wenn uns Miss Hilly womöglich hochgehen lässt. Fünfunddreißig haben schon nein gesagt, und ich komm mir vor, wie
wenn ich was verkauf, was keiner haben will. Was Teures, Stinkiges, so wie Kiki Brown mit ihrem Zitronenduft-Putzzeug. Aber was ich wirklich mit Kiki gemeinsam hab, ist, dass ich trotzdem stolz auf das bin, was ich verkauf. So ist es nun mal. Wir erzählen Geschichten, die erzählt gehören.
    Ich wollt, Minny könnt mir helfen, die anderen zu fragen. Minny weiß, wie man was verkauft. Aber wir haben ja gleich am Anfang beschlossen, keinem zu sagen, dass Minny mitmacht. Es wär einfach zu gefährlich für ihre Familie. Dass Miss Skeeter diejenige ist, dachten wir, müssen wir sagen. Keine von den anderen würd mitmachen, wenn sie nicht wüsst, wer die weiße Lady ist, weil jede sich fragen würd, ob sie sie kennt und vielleicht schon mal bei ihr gearbeitet hat. Aber Miss Skeeter kann nicht selber mit unserer Ware hausieren gehen. Sie würd alle verschrecken, noch eh sie den Mund aufmacht. Also hängt es an mir, und seit ich die ersten fünf, sechs Dienstmädchen gefragt hab, weiß jede schon, was ich will, noch eh ich drei Worte draußen hab. Sie sagen, es lohnt das Risiko nicht. Fragen mich, warum ich mich in Gefahr bring, wenn es sowieso nichts nützen wird. Ich schätz mal, sie denken allmählich, im Schrank von der alten Aibileen sind nimmer viele Tassen übrig.
    Heut Abend sind die ganzen Holzstühle besetzt. Über fünfzig Leute sind da, hauptsächlich Frauen.
    »Setz dich zu mir, Aibileen«, sagt Bertrina Bessemer. »Goldella, lass mal den älteren Leuten die Stühle.«
    Goldella springt auf, winkt mir, dass ich mich setzen soll. Wenigstens behandelt mich Bertrina noch so, als wär ich halbwegs normal.
    Ich setz mich. Heut Abend sitzt Shirley Boon auch, und der Diakon steht vorn. Er sagt, diesmal brauchen wir ein stilles Gebetstreffen. Die heilende Kraft des Gebets, sagt er. Ich bin froh drüber. Wir machen die Augen zu, und der Diakon führt uns ins Gebet für die Everses, für Myrlie, für die Söhne. Paar
Leute flüstern, murmeln zu Gott, und eine leise Energie füllt den Raum, wie summende Bienen auf einer Honigwabe. Ich sag meine Gebete im Stillen. Wie ich fertig bin, atme ich tief durch, wart, dass die andern auch fertig werden. Wenn ich nachher heimkomm, werd ich meine Gebete auch noch aufschreiben. Das hier ist den doppelten Zeitaufwand wert.
    Yule May, Hillys Dienstmädchen, sitzt vor mir. Yule May ist von hinten leicht zu erkennen, weil sie so gutes Haar hat, glatt, kein bisschen kraus. Ich hab gehört, sie hat den größten Teil vom College gemacht. Klar haben wir in unsrer Kirche eine Menge gescheite Leute mit Collegeabschluss. Ärzte, Anwälte, Mr Cross, dem die Southern Times gehört, die Farbigenzeitung, die einmal die Woche rauskommt. Aber Yule May ist wohl das gebildetste Dienstmädchen in unsrer Gemeinde. Jetzt, wo ich sie seh, denk ich wieder an die Lüge, die ich gutmachen muss.
    Der Diakon öffnet die Augen, guckt uns ganz ruhig an. »Die Gebete, die wir sprechen …«
    »Diakon Thoroughgood«, dröhnt eine tiefe Stimme durch die Stille. Ich dreh mich um – alle drehn sich um –, und da

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